- SEVENTY-THREE -

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El redete mit mir, aber ich konnte mich einfach nicht auf ihre Stimme konzentrieren. Immer wieder lugte ich über ihre Schulter hinweg. Auf einer Bank, ein paar Meter weiter weg, saß Harry und starrte auf sein Handy.

Es war Mittagspause und El und ich hatten uns entschieden, heute draußen zu bleiben, anstatt in die überfüllte Cafeteria zu gehen.

,,Was denkst du?" El holte mich zurück in die Gegenwart.

,,Hm?" Ich blinzelte sie an.

,,Hast du mir zugehört?"

Oh man, das war jetzt wirklich unhöflich.

Verstohlen sah ich noch einmal zu Harry rüber, während ich nach einer Antwort suchte, die nicht allzu gemein klang.

Sie drehte sich um, erblickte Harry und fing an zu grinsen. ,,Na los, geh schon zu ihm rüber."

,,Was?"

,,Du sollst zu ihm gehen, ich kann nichts mit dir anfangen, wenn du den Kopf in den Wolken hast."

,,Ich hab doch gar nicht-", widersprach ich, doch sie schubste mich einfach in seine Richtung. ,,Aua.." Nuschelnd ging ich zu ihm.

Er bemerkte mich erst, als ich mich schüchtern neben ihm auf die Bank plumpsen ließ. Seit letzter Woche hatte ich nicht mehr mit ihm gesprochen, ausgetauscht hatten wir nur ein paar Lächeln auf den Fluren, und mir geisterten immer noch seine Worte vom letzten mal im Kopf rum.

,,Hey.", begrüßte ich ihn.

Er steckte sein Handy weg. ,,Hi."

Peinliche Stille legte sich über uns. Ich hatte gehofft, mich irgendwie langsam an das Thema, was mich beschäftigte, ran tasten zu können, aber jetzt auf einmal, war mein Gehirn wie leer gefegt.

Ich überlegte. Dann eben auf die hart Tour. Einfach direkt ins kalte Wasser springen. ,,Harry?"

,,Ja?"

,,Weißt du noch, als du gesagt hast, im Park wüsstest du nicht, was wir sind?" Nervös sah ich ihn an.

,,Ja."

Ich holte tief Luft. Vielleicht wollte ich die Antwort gar nicht hören, aber jetzt war es eh zu spät. ,,Was sind wir?"

Eine kurze Zeit blieb es still. Ich hörte seinen Atem.

Dann zuckte er mit den Schultern. ,,Freunde?"

Mein Herz brach ein Stückchen. Das tat weh. Aber wie hätte ich auch was anderes erwarten können? Wie konnte ich bloß so naiv sein, zu denken, er würde etwas für mich empfinden? Justin hatte gesagt, er mochte mich. Und man kann Menschen auf verschieden Arten mögen. Kacke.

Allerdings, wollte er mich küssen. Freunde küssen sich nicht. Und Freunde sind auch nicht verwirrt, in der Nähe des jeweils anderen. Freunde behandeln einen nicht so, wie Harry mich behandelte.

Enttäuscht ließ ich die Schultern hängen.

Aber lange bleib mir nicht Zeit, um mich in Selbstmitleid zu versenken. Die Tür zur Schule wurde mit einem Ruck aufgestoßen und knallte gegen die Wand.

Harry und ich sahen beide erschrocken auf.

Jay kam wutentbrannt rausgestürmt. Ihr Gesicht war tränenüberströmt. Direkt hinter ihr, Jake.

,,Warum musstest du das damals machen?", schrie sie ihn an. ,,Wir hatten alles, wir waren glücklich, also warum zum Teufel musstest du das kaputt machen?!"

Jake versuchte nach ihrer Hand zu greifen. Aber Jay zuckte zurück.

,,Fass mich nicht an!", fauchte sie. ,,Fass mich nicht an und lass mich-" Ihre Stimme brach und sie schluchzte Herzzerreissend. ,,Lass mich einfach in Ruhe."

Lost In Forest || H.S.Where stories live. Discover now