- SEVENTY-SIX -

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,,Also seid ihr jetzt zusammen."

Lewis und ich schlenderten über den Jahrmarkt. Es war Samstag Nachmittag und ich hielt es für ziemlich angenehm, mal wieder was mit ihm zu unternehmen.

,,Wie schon gesagt, ich hab ihn lange nicht mehr gesehen. Wir haben nicht darüber gesprochen." Ich saugte die letzten Reste Slusheis durch meinen Strohhalm.

,,Aber du magst ihn doch. Und er mag dich, oder nicht?" Lewis benutzte nicht das Wort ‚lieben'. Ich war froh darüber. Ansonsten wäre das irgendwie peinlich geworden.

,,Ich weiß nicht ob er mich mag.", murmelte ich in meinen Becher hinein.

,,Naja, sonst hätte er dich ja nicht auf ein Date geführt. Und dich geküsst."

Und er hätte sich nicht so schützend vor mich gestellt, als diese furchteinflößenden Drogendealer aufgetaucht waren, fügte ich in Gedanken hinzu. Aber Lewis würde ich davon nichts sagen. Ich würde niemandem was davon sagen.

,,Aber dann hätte er mir vielleicht gesagt, wo er ist."

Lewis boxte mich tröstend in die Schulter. Es wäre vielleicht sogar tröstend gewesen, wenn es nicht so doll wehtäte. ,,Mach dir mal kein allzu großen Kopf. Dein schnuckeliger Liebhaber taucht bestimmt bald wieder auf."

Ich war Lewis so unglaublich dankbar, dass er es akzeptierte. Dass er nicht noch auf mir rumhackte, weil ich mich ausgerechnet in ihn verlieben musste. Und dass, obwohl auch er mich gelegentlich vor ihm gewarnt hatte.

,,Haily, schau mal wer da ist!"

Ich folgte Lewis' Blick.

An einem der vielen Tische, saßen Jake, Henry und Jay. Ich lächelte bei dem Anblick. Und noch mehr lächelte ich, als ich sah, wie nah Jake und Jay nebeneinander saßen.

Die beiden mussten sich wieder vertagen haben. Harry hatte doch nicht...? Doch, vielleicht hatte er ihnen die Wahrheit gesagt.

Wir setzten uns zu den dreien und wurden lautstark begrüßt.

Ich fühlte mich gut.

***

,,Ich hol mir Zuckerwatte.", gab ich schnell bescheid, stand auf und marschierte auf den Süßwarenstand zu.

Seit Minuten konnte ich die pinken Wölkchen am Stiel nicht mehr aus den Augen lassen. Sie sahen so verlockend aus.

Ich sagte dem Herrn hinter der Theke was ich wollte und streckte kurz darauf strahlend meine Finger nach dem Stiel aus. Als ich mein Portemonnaie raussuchte, um zu bezahlen, legte schon jemand anderes einen Schein auf die dafür vorgesehene Schale. Überrascht sah ich auf.

Harry stand neben mir.

Fast wäre ich ihm um den Hals gefallen. Ich hatte ihn seit Tagen nicht gesehen. Die ganze letzte Woche war er nicht in der Schule, ich hatte ihn nicht erreichen können, obwohl ich es auch nur einmal versucht hatte, ich wollte schließlich nicht verzweifelt wirken. Und auch niemand sonst hatte etwas von ihm gehört.

Der Mann beäugte einen Moment lang das Geld, sah dann von Harry zu mir und nickte.

Harry nahm mich am Ellenbogen und zog mich hinter einen Crêpes-Stand. Köstlicher Duft zog in meine Richtung aber wie sollte ich mich darauf Konzentrieren, wenn die zwei Dinge, die mir das Leben versüßten (bei Zuckerwatte wortwörtlich), direkt vor mir waren.

,,Wo warst du die ganze Zeit?", fragte ich.

Um nicht auf seine pinken Lippen zu starren, die ich jetzt zwar lieber hätte, starrte ich auf meine pinke Zuckerwatte und stopfte mir etwas davon in den Mund.

Lost In Forest || H.S.Where stories live. Discover now