Ein Teil geht auf reisen.

2.3K 98 1
                                    

„Kim! Hast du meine Jogginghose gesehen?"-Katie und platzte in mein Zimmer. Ich sah sie amüsiert an.

„Schon wieder falsches Zimmer"-Katie lachend und bog in den Raum links neben mir ab. Wir waren alle am Packen, da es in einigen Stunden in Richtung Denver gehen würde. Wie immer packten wir auf den letzten Drücker und in der Unordnung von uns allen, fand man kaum etwas wieder. Leider räumten nur Katie, Jake, Mike, Chris und ich auf, da die anderen nicht mitfahren würden. Zumindest noch nicht heute. Kim und Anna würden nachkommen und das Pärchen James und Lauren besuchten James Familie in San Francisco.

„Rachel, wo pennt Rocky eigentlich im Bus?"-Mike, der plötzlich rein kam.

„Im Gang zwischen den Stockbetten"-ich.

„Ach so. Meinst du er fliegt nicht während der Fahrt durch den Bus?"-er

„Meinst du Rocky schläft?"-ich und wir mussten beide daraufhin lachen. Mike schien schon fertig gepackt zu haben und setzte sich zu Rocky aufs Bett, wo mein Rüde auf einem Ball rum kaute. Mike streichelte den Rüden und sah mir zu, wie ich alles zusammen packte.

„Warum nimmst du so viel mit?"-er skeptisch. Vorwurfsvoll sah ich ihn an.

„Vielleicht weil wir reisen und ich eine Frau bin?"-ich.

„Du bist das Küken"-erinnerte er mich.

„Du bist nur 3 Jahre älter"-ich.

„Immer hin"-er frech grinsend. Ich musste den Kopf schütteln und legte mich auf meinen Koffer, damit er zuging.

„Wie lange sind wir eigentlich in Denver?"-ich.

„Eine Woche"-er

„Und dann nach Chicago?"-ich. Er nickte.

„Wir waren jetzt irgendwie nur drei Wochen in unserem Appartement und fahren jetzt wieder 2 Monate weg"-er kopfschüttelnd.

„Das ist echt verrückt"-ich

„Aber das sind wir"-er und lächelte.

„Das ist unser Leben"-ich und richtete mich zufrieden auf.

„Ich bin mal gespannt, wer der erste ist, der das nicht mehr aushält"-er.

„Ach komm Mike, du denkst doch sonst nicht über ernste Dinge nach. Hilf mir lieber den Koffer ins Wohnzimmer zu bekommen und fang die anderen ein. Ich muss mit Rocky gehen"-ich und nahm meinem Hund sein Spielzeug weg, der daraufhin vom Bett sprang. Mike quälte sich mit meinem Koffer die Treppe hinunter und ich suchte nach Rockys Hundeleine.

„Kim? Begleitest du mich mit Angel?"-rief ich durchs Appartement, da ich nicht wusste wo sie war.

„Ja!"-kam es aus dem Geschoss unter mir. Scheinbar war sie beim Fitnessraum, um Chris zu sagen, dass er sich duschen sollte. Gemeinsam mit Kim und den Hunden gingen wir die Straße am Meer entlang und unterhielten uns über alles Mögliche. Angel lief ohne Leine und Rocky an einer Rollleine, da er noch nicht so gut hörte wie die Hündin.

„Du kommst später wegen den Buchungen?"-ich.

„Ja genau, zwei Agenturen haben mich für Modelaufträge gebucht"-sie seufzend.

„Dann lernt Angel halt, wie man sich im Studio zu verhalten hat"-ich.

„Und Rocky, wie langweilig eine Busfahrt ist und was man alles kaputt machen kann"-sie lachend. Ich rollte nur die Augen.

„Hör bloß auf, ich weiß gar nicht was ich alles vor ihm sichern muss"-ich und hatte schon das Bild eines zerfledderten Tourbusses vor meinen Augen.

„Ach komm, es wird jedenfalls lustig"-sie

„Hoffentlich haben die Jungs nicht wieder diesen Bedarf, Prankvideos zu drehen. Dann drehe ich durch"-ich.

„Naja, ich komme ja nach und rette dich und Katie"-sie.

„Das ist nett"-ich und blieb vor dem schwarzen Tourbus mit den getönten Scheiben stehen.

„Wir sehen uns in Chicago"-Kim und umarmte mich zum Abschied. Ich gab den vierstelligen Zahlencode ein und die Tür zum Bus öffnete sich. Rocky sprang in unser fahrbares Zuhause und sah sich neugierig um. Hinter mir schloss sich die Tür und ich sah, wie bei den Sitzbänken Mike, Jake und Chris saßen. Chris telefonierte und Katie kam gerade die Treppe von der oberen Ebene herunter gejoggt.

„Dein Koffer ist im Laderaum und oben sind deine Kissen"-sie

„Okay, danke"-ich. Jake stand auf und schob die Tür zum Fahrer zur Seite.

„Wir sind vollständig"-er und mit einem Zischen ließ der Bus noch einmal Druck ab und setzte sich in Bewegung.

„Ich bin oben und zieh mich um"-Katie an mich gerichtet und ich nickte ihr zu.

„Gibt es noch Abendbrot?"-Mike, der raus sah in die Dämmerung.

„Soviel ich weiß, halten wir doch vorher immer bei KFC"-ich.

„Machen wir"-bestätigte Jake. Ich setzte mich meinem älteren Bruder gegenüber und sah aus dem Fenster. Long Beach flog an uns vorbei und wir ließen die ruhige Stadt hinter uns. So wirklich war es nicht unsere Heimatsstadt, denn wir waren hier nur zur High-School gegangen. Geboren war ich in New York und Jake in Detroit. Unsere Eltern sind seit kurz nach meiner Geburt getrennt, kommen aber gut miteinander aus. Mom lebt seit knapp 20 Jahren in Südafrika mit ihrem Freund und dementsprechend hat uns Pa groß gezogen. Er ist viel mit uns gereist und ihm war unsere Schulbildung nicht wichtig. Merke; wenn du reist lernst du mehr, als die Schule die je beibringen kann. Zitat Pa. Jake und ich nennen unseren Vater Pa, da in der Sprache Afrikaans Dad Pa bedeutet und er wollte, dass wir so einen Teil von unserer Mutter immer hier in den USA haben, denn sie spricht unteranderem auch Afrikaans. Es ist seltsam, dass sich eine „weiße" Frau so sehr in einen Kontinent verliebt, dass sie dort für immer bleibt und Mann und Kinder einfach in der ehemaligen Heimat zurück lässt. Jake und ich hatten nie ein Problem damit gehabt, dass wir nie enge Freunde hatten durch das viele Reisen und dass wir Mom nur einmal im Jahr sahen. Für uns ist dieses verrückte Leben Alltag geworden und wir hatten ja dennoch Freunde gefunden.

„Jake. Sag mal Katie Bescheid dass es Abendbrot gibt"-Chris und stand auf. Wir waren bei KFC angekommen und verließen den Bus. Jeder kaufte sich das Übliche und wie immer brachten wir dem Busfahrer auch etwas mit, damit er die Nacht durchstand. Wie immer wurden das Essen und die langweilige Situation von den Jungs per Kamera dokumentiert. Ich setzte mich im Schneidersitz auf den Sitzplatz und hielt ein Kissen im Arm, währenddessen ich im Internet surfte. So saß ich oft, wenn wir unten alle zusammen saßen und Musik hörten.

„Und so fährt die kleine Ratte mit"-Jake. Fragend sah ich hoch und guckte direkt in das Objektiv der Kamera. Ich hielt meinen Arm vor mein Gesicht, sodass man es nicht mehr sah und surfte weiter im Internet rum. Rocky lag neben Jake und kaute auf einem quietschenden Spielzeug rum. Chris hatten Kopfhörer auf und sah einen Film und Mike warf Jake mit Müll ab. Wie immer eigentlich. Katie war schon im Bett, da sie heute einen anstrengenden Tag hinter sich hatte. Bis 1 Uhr morgens saßen wir zusammen, ehe wir uns alle die schmale Treppe hochschleppten, um ein paar Stunden zu schlafen. Rocky war so am Ende, dass Jake ihn hoch tragen musste. Jeder verschwand in seinem Bett und der Rüde blieb auf dem Gang liegen. Außer der Geräusche des Motors und den gelegentlichen Windböen, die den Bus schubsten, hörte man nichts. Wir hatten alle Glück, dass niemand von uns wirklich laut schnarchte. Doch gegen 4 Uhr morgens begann Rocky zu träumen, laut zu träumen. *Rachel, Morgen werden dich alle hassen*

Weit weg von perfekt.Where stories live. Discover now