Neues Leben.

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Spätsommer. Es waren zwei Monate vergangen und es war wieder einmal viel passiert. Jays und meine geplante Tour haben wir abgebrochen. Nicht weil wir uns gestritten haben oder wie irgendwo schnell hin mussten, nein, sondern weil wir nicht weiter wollten. Wir sind in Kanada geblieben. Wir haben uns in das Land und deren Bewohner verliebt. In einem kleinen Vorort von Toronto haben wir ein Haus und somit ein Zuhause gefunden. Alle haben sie geholfen beim Umzug. Henry, Duff, Dom, Tyson, Katie, Kim, Mike, Jake und Pa. Heute Abend würden wir mit allen zusammen grillen um für die Hilfe Danke zu sagen. Außerdem war da die Tatsache, dass sich unsere Wege bald wieder trennen würden und da ist ein gemeinsames Abendessen doch ein schöner Abschluss. Unser Haus ist etwas außerhalb der Kleinstadt und aus zuverlässigen Quellen haben wir mitbekommen, dass uns einer von Jays Sportwagen im Winter nicht weiter bringen würde. Somit hatten wir uns einen Pick Up kaufen müssen und Jay hatte in seinem Fuhrpark aussortiert. Außer einer Corvette war keins seiner Autos mit umgezogen. Katie hatte den ganzen weiten Weg von San Francisco nach Toronto mit ihrem Bus zurückgelegt, nur um mir auf dem Anhänger meinen Benz mitzubringen. Dafür war ich ihr unendlich dankbar. Und ja, Jay hatte seinen Willen bekommen. Buddy war mit uns in das Haus gezogen. Ein Husky Welpe aus der Nachbarschaft. Wir haben unsere Nachbarn alle besucht um uns vorzustellen und so ziemlich jeder hatte mindestens einen Husky. Drei unserer Nachbarn züchten Schlittenhundegespanne ran und da Buddy bei der Geburt sehr schwach war, taugte er nicht als Schlittenhund, somit war der Welpe sozusagen ein Willkommensgeschenk gewesen. Jay freute sich und ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie sich mein Freund in den faulen Welpen verliebt hatte. Tja, jetzt hatte ich wieder einen Welpen an der Hacke, allerdings einen nicht so anstrengenden wie Rocky damals. Das war die gute Nachricht.

„Rachel? Wo ist der Grill?"-Jay und ging durch die Küche in den Flur.

„Im Schuppen"-ich und bereitete alles für das gemeinsame Abendbrot vor. Es stand so viel an und in mir war eine unglaublich große Vorfreude. Einerseits wegen dem Haus und Kanada und der Zeit, die hier auf uns zu kam und anderseits wegen der Tatsache heute noch einmal alle zu sehen, bevor sich unsere Wege wieder trennen würden. Ich hörte wie die Tür ins Schloss fiel und konnte aus dem Küchenfenster sehen, wie Jay zum Schuppen ging, den Grill rausschleppte und ihn auf den Rädern über den Rasen zog in den hinteren Teil des Gartens. Buddy begleitete ihn auf seinem Weg und rannte vor seinen Füßen rum. Anstatt mit ihm zu meckern, lachte Jay, stellte den Grill ab und rangelte mit dem Husky. Dann setzte er seinen Weg mit dem Grill fort. Ich hörte ein lautes Bellen und kurz darauf rannte Buddy aus dem Garten auf die Dorfstraße und verschwand. Ich schüttelte lachend den Kopf und nahm das frische Brot von der Nachbarin aus dem Korb, in dem sie es vorhin vorbei brachte. Die meisten Huskys der Dorfbewohner lebten in deren Gärten eingegrenzt und wurden mehrfach am Tag vor eine Art Kutsche und im Winter vor einen Schlitten gespannt, und trainiert. Die alten Hunde und die Haushunde, so wie Buddy, rannten den ganzen Tag im Dorf rum und streiften im Rudel durch den benachbarten Wald und kamen abends immer nach Hause. Ein sehr freies und entspanntes Leben für diese Tiere. Buddy genoss seine Freiheit und am Abend mussten wir ihn immer bürsten, damit er nicht den ganzen Dreck ins Haus trug. Die Nachbarschaft hatte uns sofort mit offenen Armen aufgenommen und super integriert. Ich liebte das Leben hier und bis jetzt vermisste ich keines Wegs LA und Long Beach. Die Zeit rannte und schon bald rollten die ersten Autos die schmale Dorfstraße lang und bogen ab auf unsere lange Auffahrt, die wir uns mit vier weiteren Häusern teilten. Die Spurbahn war nicht einmal asphaltiert. Katie, Hannah, Kim und Mike stiegen aus dem großen Geländewagen, Jake und Pa aus dem Sportwagen und Henry aus dem VW Polo. Ich umarmte alle glücklich zur Begrüßung und nach und nach drängelten sie alle ins Haus. Wir gingen durch den offenen Wohnbereich durch direkt in den Garten. Das Innere des Hauses war typisch rustikal mit viel Haus, dennoch gemütlich und nicht zu alt. Auf dem Rasen stand eine lange Tafel aufgebaut und Lichterketten hingen am Baum.

„Wie schön es hier geworden ist"-Katie beeindruckt und Hannah rannte im Garten rum. Ich sah lächelnd meinem Patenkind zu.

„Und Tiere habt ihr auch?"-Mike skeptisch.

„Die Nachbarn bis jetzt nur. Wir bekommen von überall Eier, Brot, Gemüse."-ich und zeigte um mich.

„Ganz anders als Long Beach hier"-Jake. Ich nickte.

„Schöner"-ich ernst und sah ihn provokativ an. Jake schüttelte mit hochgezogenen Augenbrauen den Kopf und sah auf sein Handy. Ja, in den letzten zwei Monaten hatten wir oft gestritten. Wir waren halt Geschwister.

„Jay? Hast du ein Bier für mich?"-Pa an meinen Freund gerichtet. Der nickte und verschwand durch die geöffnete Terrassentür nach drinnen.

„Heißt ich muss fahren?"-Jake an Pa gerichtet.

„Ja, früher hab ich dich zu Partys gefahren, jetzt kannst du mich mal fahren"-er lachend. Jake grinste leicht und sah zum Gartentor. Buddy übersprang mit Leichtigkeit die Einzäunung und rannte auf uns zu.

„Den müsst ihr wohl größer bauen"-Kim amüsiert.

„Ne, die Hund dürfen hier frei rumlaufen und sind meist den ganzen Tag weg. Die Einzäunung ist nur wegen den Hühnern"-ich lachend.

„Echt?"-sie beeindruckt. Ich nickte. Jay kam wieder in den Garten. In der linken und rechten Hand jeweils ein Bier, hinter ihm Dom, Tyson und Duff. Sie begrüßten der Reihe nach alle und die drei wieder bei mir zu haben, ließ mich lächeln. Endlich einmal alle auf einem Haufen. Jays ausgesuchte Familie, meine ausgesuchte Familie. Vereint. Und auch wenn sie sich den ganzen Abend beim Essen nur oberflächlich unterhielten und man merkte, dass eine gewisse Distanzierung vorhanden war, sie waren alle zusammen auf einem Haufen. Jay saß am Tischende, ich neben ihm an der langen Seite. Mir gegenüber die Night Silence Jungs, neben mir Katie und dann die anderen. An dem anderen Tischende saß Henry, neben ihm Pa. Die beiden unterhielten sich und schienen sich auf Anhieb gut zu verstehen. Während des Umbaus und Einzuges waren sich alle öfters begegnet, doch es war zu stressig um sich kennen zu lernen. Jay sah mich an und ich konnte seinen Blick deuten. Er stand auf und schlug mit seinem Feuerzeug gegen seine Bierflasche. Die Aufmerksamkeit unserer Freunde lag auf ihm. Sogar Buddy sah neugierig zu Jay hoch.

„Jetzt wo wir schon mal zusammen sind, haben wir was zu sagen"-Jay ernst. Seine Miene versteinert. Man sah ein wenig Panik in den Gesichtern der anderen.

„Wir werden Eltern"-er und begann breit zu grinsen. Alle atmeten erleichtert aus und Katie fiel mir um den Hals. Dom stand auf und nahm seinen Bandkollegen und besten Freund in den Arm.

„Gut gemacht"-er. Alle freuten sich und Pa nahm mich stolz in die Arme.

„Du wirst echt schnell erwachsen"-er und drückte mich. Ich lächelte und sah über seine Schulter hin weg Jake. Er stand da, Arme vor der Brust verschränkt. Auf seinen Lippen lag ein leichtes Lächeln, seine Augen waren etwas wässrig und unter ihnen lagen tiefe Augenringe. Sein Job war hart. Pa ließ mich los und Jake kam auf mich zu. Kommentarlos nahm er mich in die Arme und ich spürte seine Wärme.

„Danke. Du wirst mich zu einem stolzen Onkel machen"-er leise.

„Onkel Jake Rypien"-ich lächelnd.

„Ich sehe es schon in der Zeitung stehen; Rachel Rypien wird Mutter"-murmelte er. Jake ließ mich los und er wirkte glücklich. Er hatte also Jay akzeptiert. Der Abend ging entspannt weiter. Als alle Gäste gegen 2am gingen, lehnte ich mich erschöpft gegen Jayson und er schloss mich in die Arme. Wir standen vor der Fensterfront, die uns den Ausblick auf Toronto gewährte. In dem Vorort von Toronto, auf einem Hang in den Bergen liegend, wird also das Kind von Rachel Rypien und Jayson Mic Sawyer aufwachsen. Zwischendurch auf Tour gehen und dabei die halbe Welt sehen. Ich spürte zu unseren Füßen Buddy. Er hatte sich auf dem Teppich zusammen gerollt.

„Meine kleine Familie. Schönstes Mädchen der Welt, Hund und bald ein kleines Sawyer"-Jay heiser und legte seine Hand auf meinen Bauch. Noch sah man es nicht, doch darin befand sich Leben.

Weit weg von perfekt.Where stories live. Discover now