On Tour.

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Wir waren unterwegs. Endlich. Jay und ich im Geländewagen auf dem Weg von New York nach Toronto. Von da auch würde es irgendwie weitergehen. Doch das war jetzt nicht so wichtig. Erst einmal raus aus dem Lärm und den Weg nach Toronto genießen. Highways, Wälder, Nationalparks. Mehr nicht. Es wären knapp 9 Stunden Fahrt die vor uns lagen. Ein Tag auf dem Highway. Ich saß auf dem Beifahrersitz und sah glücklich aus dem Fenster. Die Natur flog an uns vorbei und aus dem Radio spielte leise Musik. Jay fuhr den gemieteten Geländewagen und trommelte auf dem Lenkrad den Takt mit. Wir waren in New York erst ziemlich spät losgekommen, weswegen wir mitten in der Nacht ankommen würden.

„Wir müssen Tanken"-stellte Jay fest, nachdem er auf die Tankanzeige sah.

„Okay"-ich und packte die Landkarte aus. Wir waren im absoluten Nichts, sodass uns unsere Handys auch nicht weiter brachten.

„Du musst gar nicht abfahren. Wir kommen nachher in eine kleine Stadt, da sollten wir tanken können"-ich und faltete die Karte wieder zusammen. Er nickte nur und lehnte sich zurück. Wir unterhielten uns nicht viel. Uns reichte die Stille zwischen uns, um ein Gefühl der Geborgenheit zu haben.

Knapp eine halbe Stunde später erreichten wir die kleine Stadt und konnten tanken. Wir entschlossen und für ein Fahrerwechsel und währenddessen ich den durstigen Geländewagen betankte, bezahlte Jay und kaufte noch etwas zu Essen ein. Ich stieg wieder in den Geländewagen und stellte das Navi neu ein, da Jays es ausgemacht hatte, als er versuchte andere Musik einzustellen. Jay öffnete die Beifahrertür und schmiss einen Haufen an Lebensmittel auf den Beifahrersitz. Irgendwas warf er auch noch in den Kofferraum.

„Ich hab gleich Abendbrot mitgekauft"-er und kletterte ebenfalls in das Auto. Er versuchte sich mit dem ganzen Kram auf dem Schoss anzuschnallen, scheiterte jedoch kläglich und ich sah ihn amüsiert an.

„Soll ich dir was abnehmen?"-ich. Er sah mich an und legte mir vier Tüten Chips, eine Tafel Schokolade, zwei eiskalte Flaschen Wasser und eine Flasche Cola auf den Schoss.

„Danke"-er frech grinsend und schnallte sich jetzt problemlos an. Ich sah ihn provozierend an, lachte dann aber doch. Das meiste des Eingekauften landete auf der Rücksitzbank und nur die Flaschen Wasser und eine Tüte Chips blieben vorne. Wir fuhren einige hundert Meilen weiter, ehe es dunkel wurde und ich das Fernlicht einschaltete. Plötzlich wurde die Musik unterbrochen und auf dem Display war ein Anruf zu sehen. Jay ging ran und die Fernsprechanlage des Autos schaltete sich ein.

„Ja?"-Jay.

„Hey Jay."-Dom

„Was gibs?"-er

„Wir haben ein Angebot bekommen"-Dom

„Von wem?"-Jay.

„Der Veranstalter von dem großen Festival in San Francisco"-er

„Ach so der. Ja und was ist das für ein Angebot?"-Jay.

„Wir sollen als Überraschungsgast auf dem Festival im Herbst spielen"-Dom

„Okay"-Jay und kaute auf seiner Unterlippe rum.

„Die anderen Jungs finden es geil, wie sieht's mit dir aus?"-Dom. Jay sah mich von der Seite an. Ich lächelte und nickte.

„Wir sind dabei"-Jay.

„Okay. Ich sag dem Festivaltypen Bescheid. Ich ruf an wegen eines Probetermins, ok?"-Dom

„Ja mach das"-Jay.

„Bis dann Bro"-Dom.

„Tschau"-Jay.

Ich sah Jay grinsend von der Seite an.

„Was?"-er amüsiert.

„Night Silence auf dem größten Rock Festival der Welt als Überraschungsgast. Besser geht's nicht, oder?"-ich lächelnd. Jay sah grinsend raus und zuckte mit den Schultern.

„Freu dich jetzt mal! Ihr habt es geschafft. Ihr seid ganz oben"-ich und schlug ihm leicht aufs Bein.

„Wenn man ganz oben ist, kann man nur fallen"-er. Ich rollte die Augen, da ich das schon allzu oft gehört hab.

„Wer sagt dass das das Ende ist, vielleicht ist das nicht ganz oben und ihr beweist, dass es noch höher geht"-ich.

„Das bezweifel ich"-Jay lachend.

„Wer weiß das schon"-ich.

Eine Stunde später hielten wir an einem Parkplatz um zu Abend zu essen. Ich servierte auf Papptellern kalte Würstchen mit Senf und Toastbrot. Mehr hatten wir nicht.

„Bevor wir essen, hab ich was vorbereitet"-Jay frech grinsend. Ich stellte die beiden Teller auf dem Dach des Geländewagens ab und sah ihn an. Er schlang seine Arme von hinten um mich und platzierte seinen Kopf auf meiner Schulter. Es knallte einmal und ich zuckte vor Schreck zusammen. Dann blitzen bunte Lichten in Richtung Himmel und aus einer Feuerwerksbatterie schossen immer wieder verschiedene Farbkombinationen hoch. Er hatte sich richtig Mühe gegeben und ich stand einfach nur grinsend da und sah mir schweigend alles an. Als nach fünf Minuten der letzte Böller explodierte, drehte ich mich lächelnd zu Jay um.

„Ich liebe dich Ratte"-er grinsend.

„Und ich dich erst"-ich und gab ihm einen liebevollen Kuss. Wir setzten uns in die geöffnete Kofferraumklappe und aßen die Würstchen mit Senf. Dann machten wir wieder einen Fahrerwechsel und fuhren weiter. Es war nur noch eine Stunde Fahrt bis Toronto, doch Jay und ich waren beide übermüdet. Kurzerhand stellten wir uns auf einen Parkplatz und klappten die Rücksitzbank um. Die Taschen landeten auf Fahrer- und Beifahrersitz und wir kuschelten uns unter einer Decke zusammen in den Kofferraum. Jay schlang seinen Arm um meine Taille und wir schliefen zufrieden ein.

Als ich wach wurde, war es hell. Ich blinzelte ein paar Mal und sah aus dem Fenster. Dass was ich sah, raubte mir jeglichen Atem. Wir standen an einem See auf einem Parkplatz und die Natur um uns herum wirkte so schön und unangerührt. Es sah so unecht und gemalt aus. Jay wurde auch wach und sah raus. Er war genauso fasziniert von dem Landschaftsbild wie ich.

„Vergiss New York, wir ziehen nach Kanada"-Jay und öffnete die Kofferraumklappe, um aus dem Auto zu gelangen. Frische, aber lauwarme Morgenluft strömte ins Auto und ich kletterte aus unserem ‚Bett'. Während Jay die Rücksitzbank zurück klappte, wusch ich mir mein Gesicht in diesem klaren See. Ich hockte am Ufer und sah fasziniert aufs Wasser. Es war so still und schön. Plötzlich spürte ich einen Stoß von hinten und landete mit Klamotten im See. Als ich auftauchte stand neben mir Jay. Seine Haare hingen ihm nass in Strähnen ins Gesicht und er grinste glücklich.

„Du musst morgens duschen"-er und hob abwehrend die Hände. Ich musste nur lachen und schlang meine Arme um seinen Hals. Er hielt meine Hüfte fest und küsste mich leidenschaftlich. Er tauchte wieder ins Wasser, sodass nur noch unsere Schultern über Wasser waren.

„Vergessen wir New York"-ich grinsend und Jay nickte zustimmend.

Weit weg von perfekt.Where stories live. Discover now