Zeitsprung.

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„Hey! Da ist ja die kleine Ratte!"-Dom und klatschte in die Hände.

„Alta, das ist meine Ratte"-Jay murmelnd und zündete sich seine nächste Zigarette an.

„Nette Begrüßung"-ich und schlug Dom freundschaftlich gegen den Hinterkopf, da ich an dem Sofa vorbei ging, um Tyson seine neu eingestellte Gitarre zu geben.

„Sag mal, wie lange wirst du uns begleiten?"-Duff. Ich zuckte mit den Schultern.

„So lange ihr wollt und ich euch aushalte"-ich.

„Gut. Sie wird die ganze Zeit dabei bleiben"-Jay und strich mir behutsam über den Rücken im Vorbeigehen. Ich lachte leicht auf und schmiss mich neben Dom aufs Sofa.

„Und wann geht's jetzt genau los?"-ich.

„Übermorgen 3am"-Tyson seufzend.

„Früh aufstehen!"-Henry grinsend. Ein genervtes Stöhnen seitens Night Silence kam zurück.

Es waren 2 Jahre vergangen, seitdem die YT-Familie sich aufgelöst hatte und ich mit Kathi zusammen gezogen war. 2 Jahre in denen viel, aber nicht sonderlich verschiedene Sachen passiert waren. Um es einfach zu machen, Jake und Mike machten noch immer dieses YT-Ding und reisten momentan mit Snowboard von einem Gipfel eines riesigen Gebirges, in irgendein Tal. Die ganze Reise soll eine Woche dauern oder so ähnlich. Man merkt, ich war nicht gut darüber informiert, was mein Bruder tat, da er immer was anderes machte, als geplant. Kim und die inzwischen fast dreijährige Hannah lebten in San Francisco und Kim arbeitete im Büro einer Modelagentur. Kathi hat sich in einem Hotel hochgearbeitet und ist Chefköchin und ja, ich bin sehr froh noch immer mit ihr zusammen zu leben, da sie richtig gut kocht! Zu den anderen ehemaligen YT-Familienmitgliedern ist nach und nach der Kontakt abgebrochen. Jeder macht sein eigenes Ding. Ich selbst habe Glück, eine sehr wohlhabende Familie zu haben und somit die Möglichkeit verschiedenste Dinge auszuprobieren. Ich habe eine Kurzausbildung in einer Autowerkstatt gemacht und ein paar Wochen in einer Bar gekellnert, jedoch hat mir Kim dann versichert, regelmäßig Geld zu verdienen, durchs Modeln. Ich war ihr dankbar dafür, da ich mit 23 Jahren immer noch nicht wirklich wusste, was mein zukünftiger Beruf sein wird. Tja, und stattdessen gehe ich mit Night Silence auf Europatour. Ja, Jay und ich sind immer noch ein Paar und Jakes Zweifel waren umsonst, auch wenn er immer noch Jay gegenüber Skepsis zeigte. Ach ja, Rocky und Angel haben wir zusammengefunden und leben jetzt beide bei meinem Pa. Er nimmt die beiden überall hin mit und ist sehr glücklich mit ihnen. Kim und ich besuchen die drei, so oft wie möglich.

„Okay, Proben!"-Tyson und stand auf. Die Jungs rafften sich auf und gingen die dunkle Halle, die wie immer nur durchs Bühnenlicht erhellt wurde. Ich setzte mich hinter die Absperrung auf den Boden und sah einfach nur zu. Wieder einmal summte ich vor mich hin und Dom schüttelte amüsiert den Kopf. Ab und zu sangen Jay und ich zusammen irgendwelchen Quatsch und brachten so mehr Spaß in die zähen Proben. Wie immer, bekam ich die Handys der vier Jungs, damit die sich während ihrer Probe nicht ablenken ließen. Dom spielte sich langsam warm, Duff kämpfte wie immer mit dem Verstärker und Tyson musste feststellen, dass der Schultergurt seiner Gitarre angerissen war. Jay hockte sich hin und sah mich wartend an, da er wusste, dass es jetzt noch ein wenig dauern würde, bis alle bereit wären. Eins der fünf Handys, die vor mir lagen blinkte auf. Es war Jays und eine Erinnerung war auf dem Bildschirm zu sehen. Ich las schnell und stopfte mir dann die Handys in die großen Hosentaschen meiner Jogginghose, um in den Aufenthaltsraum zu gehen. Henry sah mich fragend an.

„Jay muss seine Tabletten nehmen"-ich. Henry nickte verstehend und ich nahm aus meiner Tasche die kleine Schachtel mit Tabletten. Aus dem Kühlschrank nahm ich eine Flasche Wasser und ging wieder zu Jay. Ich hielt ihm beides hin.

„Ah, gut dass du dran denkst"-er und legte das Mirko weg. Jays Schulterschmerzen von damals hatten einen ernsten Hintergrund. Die Drogen waren Schuld an seiner jetzigen Krankheit. Seine Schmerzen waren chronisch und sehr ernst zu nehmen. Ein Arzt verschrieb ihm seit längerer Zeit Tabletten, mit dem er alles in den Griff bekommen sollte, aber es war für ihn die Hölle. Einerseits war es hart für ihn gewesen, von den Drogen wegzukommen, andererseits ist er es gewohnt sehr regelmäßig Alkohol zu trinken und das durfte er mit den Tabletten nicht. Es gab Tage, da war Jayson wie ein Tier. Er war aggressiv, unberechenbar und unerträglich. So wie einige Menschen unterzuckern, wenn sie nicht Zuckerhaltiges zu sich nehmen, so unteralkoholisiert Jay, wenn er kein Bier und sonst was mit Alkohol trinkt. Es war schrecklich mit zu erleben, wie abhängig ein Mensch von etwas sein kann und das hat auch Jay eingesehen, bei den Drogen. Natürlich war da noch der neben Effekt, dass er durch die Drogen krank geworden ist. Aber nachdem ich ein Jahr mit Jay zusammen war, entschied er sich, eine Entzugsklink zu besuchen und an einem Entzug teilzunehmen. Er hörte sich die Vorträge von anderen, ehemals Drogensüchtigen an und zog das Programm, mit Ausnahme von zwei Fällen, komplett durch. Er ist clean und das seit einem Dreivierteljahr. Duff und Tyson waren dafür, dass Jay auch einen Alkoholentzug macht, jedoch wollten Dom und ich Jay nicht zu viel auf einmal zu muten. Jay selbst wird bei solchen Gesprächen von uns aus gutem Grund ausgegrenzt. Wir wollen ihm helfen, und wie wir das machen, würde ihm in der Planung nicht gefallen. Vieles was wir tun, merkt er nicht. Es passiert unterbewusst. Cola-Whisky ist das beste Beispiel. Dom mischt das Getränk immer und für Jay wird Stück für Stück weniger Whisky ins Glas geschüttet. Wir taten viel, um die Gesundheit von Jayson zusichern. Jay war es auch endlich nicht mehr egal, wie es ihm geht. Damals, hatte ich eine Diskussion mit ihm, wo er mir an den Kopf warf, dass es ihm bewusst ist, dass sein damaliges Leben ihn töten kann, es ihm aber egal wäre. Auch wenn er trauernde Freunde zurücklassen würde. So dachte Jay nicht mehr. Zwar machte ihn der Tourstress immer noch zu schaffen und der geringe Alkohol versuchte schlechte Laune, doch von den Drogen war er weg. Dom hatte übrigens parallel zu Jayson auch einen Drogenentzug gemacht. Ebenfalls erfolgreich. Mit dem Alkohol hatten Duff, Tyson und Dom alle nicht so große Probleme wie Jay, was mich echt erleichterte, schließlich war ich meist nüchtern, wenn ich die Jungs erlebte.

„Ratte"-Duff. Diesen Spitzname hatte Jayson in das Tourleben gebracht und ich hatte mich dran gewöhnt, denn ich wusste, sie meinten es nicht ernst.

„Ja?"-ich und sah den Gitarristen fragend an.

„Kannst du Tyson mal einen Ersatzgurt holen?"-er. Ich sah zu Tyson und nickte. Ich machte mich hinter der Bühne auf die Suche und durchwühlte mehrere offene Kisten, die für die Instrumente der Band waren. In einer blauen Holzkiste, die auf Rollen war, wurde ich fündig. Ein roter Schultergurt, der zu Tysons Gitarrentyp gehörte. Ich joggte vor die Bühne und warf Tyson den Gurt zu.

„Danke"-er und tauschte das kaputte Teil aus. Ich setzte mich wieder auf den Fußboden und sah dem Geschehen zu.

„Okay, dann können wir?"-Jay. Ein Nicken von den anderen drein kam zurück. Dom zählte den Takt ein und die Halle wurde von der lauten Musik der Band gefüllt. Der Bass ließ den Boden Beben, das Schlagzeug ließ einen jedes Mal kurz zusammenzucken, die Gitarren ließen mich grinsen und Jays Stimme verursachte Gänsehaut bei mir.

Weit weg von perfekt.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt