Krankenhaus.

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Dom und ich hetzten durch den weißen Gang zu dem kieferbraunen Empfangstresen.

„Wir suchen Jayson Mic Sawyer"-Dom. Die Frau sah in ihren Computer und nickte.

„Im Wartezimmer bitte Platz nehmen"-sie und zeigte hinter sich auf die Tür. Wir traten ein und sahen Duff und Tyson dort. Beide wirkten noch einigermaßen nüchtern.

„Warum habt ihr nicht aufgepasst?"-Dom vorwurfsvoll.

„Weil wir dachten er nimmt keine Tabletten mehr und außerdem hat er sich sofort aus dem Staub gemacht."-Tyson.

„Wo habt ihr in gefunden?"-ich

„In einer Ecke bei Kneipentischen"-Duff.

„Die Angehörigen von Sawyer?"-eine Arzthelferin. Wir erhoben uns alle fünf und sie sah uns prüfend an.

„Zwei bitte nur"-sie.

„Rachel und Duff"-Dom zu Tyson und der nickte. Gemeinsam mit Duff folgte ich der Arzthelferin in ein Sprechzimmer. Ein Arzt saß hinter einem Computer und erhob sich, als er uns sah.

„Guten Tag, ich bi Dr. Smith"-er und nickte uns zu.

„Rachel"-ich

„Duff"-der Bassist.

„Setzen Sie sich."-er und las noch einmal etwas in seinem Computer nach. Abwartend sah ich den Arzt an.

„So, Mr. Sawyer hat diesen Zusammenbruch wegen der gefährlichen Mischung aus Schmerztabletten und Alkohol. Allerdings hat seine Leber sich nicht zu Wort gemeldet, weil er einmalig diese Mischung zu sich nahm. Bei einmaligen Einnehmen dieser beiden Faktoren, passiert in der Regel nichts, was man als Person merkt. Es ist ein schleichender Prozess der dann so plötzlich offensichtlich wird, wie bei Mr. Sawyer heute Nacht. Darf ich fragen wieso er die Schmerzmittel nimmt?"-Dr. Smith

„Chronische Schmerzen in der rechten Schulter"-ich. Der Arzt nickte und schrieb etwas auf.

„Folgendes. Mr. Sawyer bleibt zwei Tage hier. Er muss überwacht werden und wir müssen etwas für seine Leber tun. Ich denke Sie haben die nächsten Tage wieder Auftritte, ob Sie diese machen können, sollte Mr. Sawyer entscheiden. Alkohol wird ab sofort Verbot für ihn, solange er die hochdosierten Schmerzmittel nimmt. Können Sie es verantworten darauf zu achten?"-der Arzt und sah Duff an. Er nickte in meine Richtung

„Rachel ist seine Freundin und die verantwortungsvollste."-er. Dr. Smith nickte.

„Dann gehen Sie am besten zu ihm und erzählen ihm alles."-er.

„Okay"-ich und wir standen alle auf. Duff ging zurück zu den anderen und erzählte den alles und ich folgte Dr. Smith zu Jays Zimmer. Er öffnete mir die Tür und ich trat rein. Jay hatte die Augen zu und hing am Tropf. Ich setzte mich auf seine Bettkante und sah ihn an. Jay und Krankenhaus waren für mich zwei Begriffe, die nicht zusammen passten. Jay sah mich mit geröteten Augen an und seufzte dann. Er erwartete eine Standpauke, doch die würde er nicht zu hören bekommen.

„Kein Alkohol mehr solange du die starken Medikamente nimmst"-ich. Er nickte zögernd.

„Und jetzt die schlimme Nachricht"-er. Er erwartete also echt das schlimmste.

„Die Tour wird nicht abgesagt. Es liegt in deiner Hand wann du wieder auf die Bühne willst. Zwei Tage musst du hier bleiben"-ich.

„Wir verschieben das Konzert um drei Tage!"-er.

„Du kannst dir Zeit lassen, weder die Jungs, noch das Management drängt dich wieder auf die Bühne zu gehen. Deine Gesundheit geht vor"-ich.

„Ich will wieder auf die Bühne. Ich kann das"-er.

„Mic! Schalt ein Gang runter"-ich ernst. Er verstummte und starrte geradeaus.

„Wenn ich nicht auf die Bühne gehe, drehe ich durch. Es ist mein Leben"-er und sah mich mit festem Blick an. Ich seufzte und nahm seine rechte Hand in meine Hand. Ich fing an mit seinen Fingern rum zu spielen und bemerkte, dass sein Körper nicht so schwach war, wie ich gedacht hatte.

„Du spielst hier mit deiner Leber, dass ist dir bewusst, oder?"-ich.

„Du bist in einer Beziehung mit einem Typen, der dich irgendwann durch seine Leichtsinnigkeit kaputt machen wird, dass ist dir auch bewusst, oder?"-er. Ich grinste leicht.

„Und wenn, ich werde neben dir stehen und auch wenn ich weine, das ist mir egal"-ich und auf Jays Gesicht bildete sich ein Lächeln. Dann sah Jay auf die Wand gegenüber von seinem Bett und schien nachzudenken.

„Krass, wie mein Leben abgerutscht ist"-er.

„Ist es wirklich abgerutscht, oder war es immer unten?"-ich leise. Jay biss sich auf seine Lippe und der so starke Jayson Sawyer wirkte plötzlich schwach und zerbrechlich.

„Es war immer unten."-er und sah mich dann an.

„Erzähl. Was raus ist, belastet nicht mehr"-ich. Er atmete tief ein und brauchte ein paar Minuten, bis er begann zu erzählen.

„Ich bin ohne Vater aufgewachsen. Ich war ungewollt. Ich war das Resultat einer Vergewaltigung. Meine Mutter war 16 als ich auf die Welt kam. Drei Jahre zog sie mich groß, dann konnte sie nicht mehr. Ich war da, aber nicht gewollt. Sie gab mich in ein Heim und da endete mein Leben als normales Kind. Mein ganzes Leben lang war ich ungewollt. Ich weigerte mich zu lernen in der Schule. Ich fing früh an zu rauchen und verbotene Sachen zu machen. Sie drohten mir immer wieder mich aus dem Heim zu werfen, doch sie konnten es nicht verantworten, weil niemand anders mich genommen hätte. Mit 16 haute ich dann ab und machte mein eigenes Ding. Geschlafen habe ich unter Brücken. Mit meiner Gitarre, die mir mein Onkel zu meinem 8ten Geburtstag ins Heim schickte, schlief ich überall in Detroit. Dann irgendwann kam die Erstbesetzung von Night Silence und mit 19 die heutige Besetzung. Von da an ging es bergauf. Detroit bin ich dennoch treu geblieben, keine Ahnung wieso"-er und sah wieder gegen die Wand. Ich musste schlucken. Ich hatte mir etwas Ähnliches hinter Jays Gesichte vorgestellt, doch nicht so eine harte Geschichte. Ich atmete tief ein, legte meinen Kopf auf seinen Brustkorb und spürte, wie er seine Hand auf mein Haar legte.

„Du bist stark, sehr stark"-ich.

„Night Silence wäre jetzt nicht das was es ist, wenn Duff, Dom und Tyson nicht gewesen wären. Sie haben mich mit gezogen und mir eine Familie gegeben. Ohne die, wäre ich längst Opfer von Suizid."-er leise.

„Und es wäre sogar verständlich gewesen"-ich. Er nickte nur. Ich richtete mich wieder auf und gab Jay einen liebevollen Kuss. Ich sah, dass ihm eine Frage auf der Zunge brannte.

„Frag"-ich leise.

„Wieso meckerst du nie? Jedes Mädchen meckert und ich bau so viel Scheiße und nie sagst du was."-er

„Du hast genug Probleme, warum soll ich dann noch zu texten. Es wird eh nichts bringen und ich bin nicht die Person, die dich erziehen soll. Das musst du schon selbst machen."-ich.

„Ich liebe dich"-er und grinste dreckig. *Tja Rachel, so schlecht kann es ihm gar nicht gehen*

„Ich dich auch"-ich lächelnd.

Weit weg von perfekt.Where stories live. Discover now