Kapitel 11

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Jüli Winston Pov.

Die beiden blieben die ganze Nacht. Immer abwechselnd schliefen sie, als ob sie Wache halten müsste. Was passiert war, wussten die beiden, ich hatte alles erzählen müssen. Ich schlief nicht. Ich konnte nicht. Ich schaute mich in meinem Krankenzimmer um. Es standen zwei Betten hier drin, in dem anderem schlief Sam gerade. Elena lag halb auf meinem Bett und saß halb auf einem Stuhl. Ich beobachtete wie ihre Brust sich hob und sank und ihren leicht geöffneten Mund. Ich könnte sie küssen. Ich könnte meine Lippen einfach mit ihren berühren. Doch ich tat es nicht. Ich saß einfach da und beobachtete ihre Gesichtszüge. Sie war so wunderschön.

Sie lächelte plötzlich und richtete sich müde auf. "Wieso beobachtest du mich?", ihre Stimme war leise und sie klang verschlafen. "Ich beobachte dich nicht.", sagte ich ebenfalls lächelnd. Mein Blick schweifte zu Sam herüber. Er schlief tief und fest. Erneut zog sie meine Aufmerksamkeit auf mich. Sie erhob sich, streckte sich und ließ sich nun komplett auf mein Bett fallen. Unsere Körper waren uns so nahe. Lächelnd legte sie wieder ihre Hand auf meine, wie sie es schon ein paar Stunden zuvor getan hatte. "Alles ok?" Ich nickte lächelnd. Ja, irgendwie war mit mir alles ok, solange sie da war. Sie legte eine Hand auf meine Wange. "Lüg mich bitte nicht an.", wisperte sie. "Ich lüge dich nicht an.", ich legte meine Hand auf ihre. Sie nahm ihre Hand unter meiner weg. "Darf ich dich was fragen?", ihr Körper war meinem so unendlich nahe. Ich wollte sie berühren, sie ganz nah bei mir haben. "Ja.", sagte ich automatisch. "Warum ist dein Vater so ausgerastet? Du hast und alles erzählt, aber was hat ihn dazu überhaupt gebracht?" Das Mondlicht trat durch die Scheiben und gab ihr ein mystisches Aussehen. Ich zögerte und Tränen standen wieder in meinen Augen. "Ich habe...", meine Stimme zitterte und ich klang weinerlich. Ich wollte nicht so wirken. Ich wollte stark sein.

Kurz räusperte ich mich und schluckte einmal. Doch der Kloß ging nicht weg. "Ich habe ihm gesagt das ich lesbisch bin." Das war nicht meine Stimme, mit der ich sprach. Meine Stimme war nicht so hohl. Ihre Augen drückten Kummer aus und ich hasste dieses Mitleid was sich da drin spiegelte. Sie rutschte näher an mich ran und legte ihre Hände auf meine Beine. "Jüli.", ich konnte meine Tränen nicht mehr stoppen. "Süße, du musst dich doch für nichts schämen.", wisperte sie. Ihre Hand strich über meine Wange, streichte die Tränen weg. "Süße hör auf zu weinen.", flehte sie. Ich griff nach ihren Handgelenken und drückte sie weg. "Sieh mich nicht an. Nicht wenn ich so aussehe." "Jüli es ist mir doch scheiß egal wie du aussiehst!", sagte sie etwas lauter. Sam stöhnte im Schlaf und drehte sich auf die andere Seite. Innerlich kämpfte ich mit meinen Worten. "Wenn mein eigener Dad mich deswegen hasst, wieso sollte mich dann ein anderer Mensch deswegen nicht hassen?", fragte ich und legte meine Hände in meinen Schoß. Sie nahm mein Kinn und hob es an, sodass ich ihr in die Augen blickte. "Ich hasse dich nicht Jüli."

Ein schüchternes Lächeln umspielte unser beider Lippen. "Was ist das nur?", wisperte ich leise und blickte in ihre Augen. Ein Schatten huschte über ihr Gesicht, doch er verschwand sofort wieder. "Ich weiß es nicht.", sie erwiderte meinen Blick und rutschte ein Stück näher an mich heran. Unser Blickkontakt brach nicht ab, nicht eine Sekunde. Sie lehnte sich vor. Ihre Augen schweiften zu meinen Lippen. Ich spürte ihre Hände auf meiner Hüfte und unsere Knie berührten sich. Unsere Nasenspitzen berührten uns fast. Ihre Lippen. So so weich. So so nah. Ich wollte... Ich wollte sie... küssen. Nur Millimeter waren wir nun entfernt. Ich schloss meine Augen. Ihre Lippen trugen ihren sanften warmen Atem an meine. Ich bekam Gänsehaut. Mikrometer waren nur noch zwischen uns.

Hinter uns drehte sich Sam und bekam einen Hustenanfall. Wir hielten inne. Nein... Nicht schon wieder... Ich wollte sie doch nur einmal küssen. Einmal ihre süßen, lieblichen Lippen...

Langsam zog sie ihren Kopf nach hinten. Wir sahen beide hinab, musterten diese unwahrscheinlich interessante Decke. Unsere Knie verloren an Kontakt. Sam richtete sich in seinem Bett auf. "Hey, wie viel Uhr haben wir?", fragte er verschlafen und wuschelte sich einmal durch das Haar. "Kurz vor drei.", sagte Elena nach einem Blick auf ihr Handy. Sie stand von meinem Bett auf und lief zu Sam herüber. "Ich bin jetzt dran.", sagte sie und Sam und sie tauschten ihren Platz ein. "Hey, ihr müsst wirklich nicht Wache halten, mir geht es gut.", erklärte ich. Sam schüttelte den Kopf und tauschte seinen Platz. Ich beobachtete wie Elena sich in die Decke kuschelte, die Augen schloss und in Sekunden einschlief.

Born to be yours txs gxgWhere stories live. Discover now