Kapitel 29

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Sie saß vor mir, ihre Hände umklammerten nervös die warme Tasse. Niemand von uns traute sich etwas zu sagen, wir lauschten den Geräuschen von draußen, die durch die Ladentür hineindrängten. Die Zeit verging, die Uhr tickte, doch niemand wollte sich aus der bequemen Stille hinauswagen.

Mit einer lauten Klingel signalisierte die Tür, dass sie soeben geöffnet wurde. Ich sah Elena kurz an, stand dann auf und ging nach vorne. Elsar stand in einem gelben klatschnassen Regenmantel hinter der Kasse und schrieb anscheinend Bücher nieder, die von Kunden angefordert wurden. "Hallo Jülie.", sagte sie und begrüßte mich mit einem warmen Lächeln. "Das Wetter vertreibt uns noch die Kunden, ich sag dir, wenn du dort hinausgehst, dann nimm einen Regenschirm mit.", ich nickte nur und sie sah mich aufgrund meines Schweigens überrascht an.

"Elena ist hier.", meine Stimme krächzte, ich erkannte sie selbst kaum. Verwirrt runzelte Elsar die Stirn, doch bevor sie fragen konnte hob ich meine Hand um sie zu unterbrechen. "Frag nicht, ich habe selber keine Ahnung.", sie nickte verständnisvoll und sagte mir dann, ich könne eine Pause machen und in Ruhe mit Elena über alles regen, was ich dankend annahm.

Ich lief wieder in den hinteren Teil des Ladens, Elena hatte sich nicht gerührt, sie saß immer noch da wie versteinert, ihre Tasse immer noch unberührt. "Wir müssen reden.", unterbrach ich ihre Gedanken und sie schaute mir das erste Mal ins Gesicht. "Ja, das müssen wir wohl."

Zu viele Fragen schwirrten in meinem Kopf umher und ich konnte keinen Satz mehr formulieren. "Elena...", fing ich an, doch brach wieder ab. Ich überlegte kurz. "Elena, wieso lebst du noch? Ich habe dich vor meinen Augen verbluten sehen, ich hab gesehen wie du gestoben bist.", ich war aufgebracht, wütend, ratlos. Ich wusste nicht, wie ich all diese Ereignisse einordnen sollte. "Du hast mich monatelang in dem Glauben gelassen, dass du Tod seist, ich habe kein Wort von dir gehört, nicht einmal eine SMS! Jede Nacht hatte ich Albträume, jede Nacht habe ich dich aufs Neue sterben sehen. Ein Wort Elena! Ein verdammtes Wort und ich hätte gewusst, dass du Lebst, dass du atmest. Du konntest nicht mal ein Wort sagen, und dass obwohl.", meine Stimme brach zitternd ab, über mein Gesicht flossen Tränen. Ich war so wütend, so enttäuscht. Wie hatte sie mir das antun können? "Du hast gesagt du liebst mich.", ich fing an zu weinen und ich sah, dass auch Elena Tränen in den Augen hatte.

"Jülie... Ich... Es... Es tut mir so unendlich leid, ich wollte mich melden, wollte ich wirklich! Als ich im Krankenhaus aufgewacht bin, war der Unfall bereits drei Wochen her. Niemand wusste, dass ich noch lebte, nur meine Eltern, aber sie wussten nicht wer ihr seid, sie konnten niemanden informieren. Durch meinen Gedächtnisverlust, konnte ich mich die ersten zwei Wochen an nichts erinnern, ich wusste nicht wer ich war, wer du warst, wo ich arbeitete. Aber als ich mich langsam wieder erinnern konnte, und ich gefragt habe, ob sie wüssten wie es dir ginge, wusste niemand wer du bist. An dem Tag an dem ich Entlassen wurde war ich bei deinem Haus, aber du warst nicht da, irgendwelche anderen Menschen haben dort gewohnt. Sie sagten mir du wärst nach London gezogen.", ihre Stimme war schwach und klang zerbrechlich. "Ich habe mit Sam geredet Jülie. Du hast mich sofort aufgegeben, du hast nicht einmal in Erwägung gezogen, dass ich hätte am Leben sein können.", sie stoppte und ihre Hände spielten erneut nervös mit der Tasse, während nun auch ihr Tränen über die Wange flossen.

"Elena, du bist vor meinen Augen gestoben, wie hätte ich wissen können, dass du überlebt hast. Ich bin nach deinem Tod fast sofort umgezogen. Wie hätte ich in einer Stadt weiterleben sollen, in der es dich nicht mehr gab? Es waren einfach zu viele schlechte Erinnerungen. Es tut mir so leid, ich wollte einfach mein altes Leben vergessen.", meine Hände fanden wie von selbst ihre und wie automatisch, als hätten sie es nie verlernt, verschränkten sich unsere Finger. Elena lächelte mich glücklich an, auch ich musste Lächeln.

"Wie hast du mich gefunden?", fragte ich sie und unsere Hände hielten sich weiterhin fest, nie wieder wollte ich sie trennen. "Gar nicht. Ich wurde für ein halbes Jahr vom Unterricht freigestellt und deswegen bin ich nach London gereist um dich zu suchen. Ich wollte eigentlich schon längst abreisen, aber ich konnte es nicht über mich bringen ohne dich nach Hause zu fahren.", sie lächelte verlegen. "Ich bin eigentlich nur zufällig auf diesen Buchladen gestoßen, ich wollte mir eigentlich nur einen Stadtplan kaufen, mein Hotel ist gleich hier um die Ecke."

"Wieso hast du mir keine Nachricht geschrieben Elena?", ich zog meine Hände aus ihren kalten Fingern, legte aber sofort ihre um die Tasse. "Ich wusste nicht, was ich hätte schrieben sollen. Mein Handy ist bei dem Amoklauf kaputt gegangen, ich hatte deine Nummer nicht mehr. Ich habe die anderen gefragt, aber nur Cleo kannte deine neue Nummer und die konnte ich nicht erreichen. Nach dem Unfall, sind alle weggezogen. Nur noch Sam lebt jetzt dort.", erklärte sie mir und nippte an ihrem Kaffee. "Nach dem Abschluss wollten wir so schnell weg wie möglich. Ich weiß nicht, wo sie hingezogen sind. Ich habe Cleos Anrufe bis jetzt ignoriert, ich versuchte mit meiner Vergangenheit abzuschließen.", erklärte ich ihr. Es wurde wieder still zwischen uns, keiner wusste, was er sagen sollte. Wir saßen da, ich sah sie an, ihr Blick war jedoch auf den Kaffee gerichtet. Plötzlich sah sie hoch und eine einzelne Träne rann ihre Wange hinunter. "Komm mit mir zurück Jülie. Bitte! Ich will keine Sekunde meines Lebens mehr ohne dich verbringen. Ich liebe dich Jülie.", sie griff wieder nach meinen Händen und ich konnte nicht anders, mir stiegen vor Rührung die Tränen in die Augen. "Ich werde dir immer folgen Elena, egal wohin zu gehst.", sagte ich und in diesem Moment kamen mir die Worte nicht unendlich romantisch oder schnulzig vor. Sie waren sie Wahrheit, ich würde sie nie wieder gehen lassen.

Gegen Abend schloss ich den Laden, Elena hatte mir den Rest des Tages Gesellschaft geleistet, nun gingen wir gemeinsam in meine kleine Wohnung. "Gemütlich hier.", bemerkte Elena und folgte mir ins Schlafzimmer, wo wir uns in Schlafkleidung gemeinsam ins Bett legten. Ich spürte, wie sich ihre warmen, schützenden Arme um meinen Körper schlangen und an sich heranzogen und mir wurde augenblicklich warm. Wir lagen uns genau gegenüber, guckten uns einfach nur glücklich in die Augen. "Ich liebe dich Elena.", wisperte ich leise in die Dunkelheit hinein und ich sah, wie sie lächelte. "Ich liebe dich auch Jülie.", sie rutschte mit ihrem Kopf näher und unsere Lippen waren nur noch Millimeter voneinander entfernt. "Bitte versprich mir, dass du mich nie wieder verlässt.", wisperte ich, ihr warmer Atem schlug gegen meinen Mund und ich verspürte das unendliche Verlangen die Lücke zwischen unseren Lippen zu schließen. "Ich verspreche es.", hauchte sie, dann legte sie ihre Lippen auf meine. Der Kuss war sanft, liebevoll, als hätte sie Angst mich zu zerbrechen. Ich ließ meine Hand über ihren Rücken gleiten, auf ihrer warmen Haut und spürte eine große Narbe, dort wo die Kugel aus ihrem Körper wieder herausgetreten war.

Ich brach den Kuss und schaute sie verliebt an. Ich wusste, ich würde sie nie wieder gehen lassen.

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Da so viele wollten, dass ich weiterschreibe und wenigstens die wichtigsten Fragen kläre, habe ich mich dazu entschlossen, noch ein Kapitel zu schreiben. Dieses Kapitel ist nun aber wirklich das letzte, ich werde nur noch einen Epilog in den nächsten Tagen schreiben. Seit ihr zufrieden mir dem Ende? Ich fange nun auch damit an, die Geschichte zu überarbeiten, wegen der Rechtschreibfehler.

Außerdem habe ich das Cover geändert, wie findet ihr es? War das Alte besser? Gibt mir doch eine kurze Rückmeldung!

Danke♥

Born to be yours txs gxgWo Geschichten leben. Entdecke jetzt