Kapitel 3: Tanzfieber und Staubwüsten

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A/N: Crank It Up - Ashley Tisdale

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Jade:

„Und fünf, sechs, sieben, acht!" Zählte ich vor, bevor ich mit den ersten Schritten unserer Choreographie begann, es machte keinen Sinn, nach hinten zu schauen, ich würde das Ganze eh erst mal alleine vormachen, damit die Idioten hinter mir es kapieren würden. Seit mich Madame Floir als neue Trainerin unserer kleinen Tanzgruppe „Gorgeous Hurricane" eingeteilt hatte, hatte ich mich zwar darüber gefreut, dass sie nach all den Jahren Übung meinerseits endlich mich miteinbeziehen wollte, aber verdammt nochmal, niemand hatte mir gesagt, dass diese neue Stellung mich so viel Mühe kosten würde!

Meine genervten Gedanken verschwanden sofort, als Ashley Tisdales Stimme erklang und ich anfing, mich zu der Musik zu bewegen. Es war mit mir und der Musik wie einem Nebel: Ich verschwand in ihr und tauchte erst nach dem Tanz oder auch dem Song wieder auf. Noch dazu beschrieb der Song genau meine Gefühle beim Tanzen, nur die Musik und ich selbst existierten in Momenten wie diesen im Raum. In einer Zeit von zwar geschätzten drei Minuten, die sich aber wie eine kleine Ewigkeit anfühlten, kam es mir vor, als wäre ich in einem Moment einfach nicht die Schulzicke, für die mich jeder hielt. Ich war einfach nur Jade Coufleur. Und mein Körper und die Musik ein Paar, das wie für einander geschaffen schienen wie mein Kopf und die Fantasie, die darin brodelte, nur darauf wartete, durch Wörter auf Papier Leben eingehaucht zu bekommen. 

Nachdem ich den letzten Schritt gemacht hatte, hörte ich lautes Klatschen hinter mir und ein, zwei Pfiffe von den Jungs aus der letzten Reihe, denen ich nur mein schelmisches Grinsen zuwarf, bevor ich mich an die ganze Gruppe wandte. „Also dann, das wäre erst einmal die Choreographie für die Zeitspanne, in der wir so hoffentlich gegen Ende der gemeinsamen Trainingseinheiten die Schritte schaffen. Falls ihr Fragen habt, wendet euch bitte nicht an mich, sondern an unsere Trainerin Barbara, die heute leider krank ist und ich heute ersetzen werde. Sie ist für die Choreographie zuständig und das ganze organisatorische Bla Bla." Schon bei meiner Ansprache sah ich im Augenwinkel heraus, wie zwei Mädchen am Rand mit den Augen rollten, sagte aber nichts.

Das konnte ich ignorieren, erst wenn sie den Mund zu einem Kommentar aufmachen würden, würde auch ich meinen Senf dazugeben. Ich fuhr fort: „Heute gehen wir nur die einfachen Schritte durch, damit selbst Anfänger hier mitkommen. Wer es nochmal sehen möchte, kann gerne fragen, mehr als dreimal gehen wir es allerdings nicht durch, da es eine relativ kurze Trainingsstunde werden wird."

„Warum? Damit du dir deine Fingernägel danach noch machen lassen kannst?" Kam es von hinten. Ich schnaubte leise und wütend durch die Nase, jetzt ging es eindeutig zu weit! Mental hatte ich für jede Person eine Art Linie vorgesehen, ein Absperrband. Blieb er draußen, also schaute mich nur blöd an, machte mir das nichts aus. Aber so ein Kommentar galt bei mir als eine Übertretung des Bandes und als ein Schlag in mein Gesicht. Und wer mich kannte, wusste, dass zwei Ohrfeigen folgen würden. Ich lief zu dem rothaarigen Mädchen, von der der Kommentar gekommen war und musterte sie mit eindringlichem Blick, bevor ich zufrieden lächelte. Es war Elle Rotskin, ein leichter Fall für mich.

Das Schlabbershirt plus die kurze Hose, die ihre speckigen Oberschenkel zur unvorteilhaften Geltung kommen ließ, waren ein gefundenes Fressen zum Lästern. Sie gab mir eindeutig zu viel Spielraum. Unwissenheit sowie Ungeschicklichkeit mit Worten war etwas, was die ideale Steilvorlage für fiese Kommentare. „Oh ja, meine Liebe. Danach mache ich auch ein Workout. Willst du mitkommen? Deinen Oberschenkel würde es gut tun, nicht so auszusehen wie die stinkigen Speckröllchen vom Chinesen nebenan!" Erwiderte ich frech und warf ihr noch ein flötendes „Viel Spaß beim Üben!" hinterher, bevor ich wieder nach vorne ging und noch einmal zählte, bevor das ganze Spiel beziehungsweise die Choreographie von vorne begann.


Macy:

Dieser Tag begann genauso unspektakulär wie der gestrige: Meine Mutter hatte mich schon früh aus den Federn gerissen, um mich anschließend dazu zu bewegen, meinen Raum schon mal für die Austauschschülerin herzurichten. Oh Gott, Mom!!! Sie kam erst in fünf Tagen und meinetwegen konnte sie, wenn sie wirklich so zickig drauf war, auf dem Boden schlafen. Das zweite Bett vom Dachboden war Luxus genug! 

Ich hatte vor kurzem trotzdem mir den Staubwedel, Lappen, inklusive Reinigungsmittel geschnappt und stellte nach ein paar Minuten fest, dass Mom so oder so Recht hatte: Das Zimmer war ein Chaos. Immerhin machte ich es dann nicht nur für mich, sondern auch, falls Rebecca käme. Gott, das wäre peinlich, wenn sie nur in die Nähe dieser...äh...-Staubwüste?- käme. Ja, Staubwüste, das traf es genau, denn ich nieste schon wieder auf, als ich in der nächsten Ecke den Wedel anwendete und fiel mit voller Wucht auf den Boden. „Alles okay bei dir?" Fragte meine Mutter, die gerade ins Zimmer gekommen war und mich mitleidig, aber auch amüsiert musterte. „Hm hm!" Bekam ich nur heraus, da ich tatsächlich auch noch Staub geschluckt hatte und diesen sofort wieder ausspuckte, bevor ich mich aufsetzte und mir den Rücken rieb. Autsch... Dieser meldete sich sofort, sichtlich empört über meine Tollpatschigkeit und den Fall von vorhin.

Bis gegen Abend hatte ich mich zu Tode geschuftet, aber dafür glänzte jetzt der ganze Raum. Jetzt könnte man wortwörtlich sogar vom Boden oder auf dem Boden essen...keine Ahnung, wie dieses Sprichwort nochmal ging. Die deutsche Sprache war mir manchmal immer noch ein Rätsel. Was wollten die mit ihren zehn Pferden? Noch dazu waren der Berlin Akzent etwas, was mich beim Deutschlernen komplett verwirrt hatte: Auf einmal hieß es zum Beispiel jut statt gut, aber trotzdem verlangte man von mir, dass ich in der Schule so hochdeutsch wie möglich redete. Uff. Gott sei Dank musste ich nicht so schreiben, wie hier gesprochen wurde. Ich hatte mich zwar mittlerweile dran gewöhnt, aber Bücher und Schulaufsätze blieben bitteschön so hochdeutsch wie möglich, genauso wie ich es gelernt hatte.  

Nach dem ganzen Aufräumen war ich k.o. geworden und kippte, wie es normalerweise eigentlich untypisch für mich war, in Kleidung aufs Bett. Sobald das Haus still war, mein Kopf aufhörte zu denken und ich lange genug gedankenverloren die Decke betrachtet hatte, schlief  ich sofort ein. 


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