Kapitel 44: Au Revoir...

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Jade:

"Jaaaade!" "Nur noch eine Minute!" Erwiderte ich verschlafen. Als ich Macys Gesicht neben mir auftauchen sah, begann ich, mit meinem Finger erst auf die rechte Wange zu drücken, danach auf die Stirn und zu guter Letzt auf die Nase, bevor ich mich wieder grummelnd mit dem Kopf in das flauschige Kissen vergrub. Als ein Paar Hände sanft wieder meinen Kopf umdrehten, musste ich erst mehrmals in das grelle Licht der Sonne blinzeln, bevor ich in Macys amüsiert aufblitzende, blaue Augen sehen konnte. "Was sollte den diese Aktion bewirken?" Fragte sie grinsend, woraufhin ich aufseufzte. "Ich hab die Schlummertaste gesucht!" 

"Nettes Hannah Montana Zitat, aber ich bin kein Wecker, Döskopf!" Erwidert meine Freundin lachend, bevor sie mir die Wecke wegzog und ein alienartiges Quietschen von mir als Antwort erhielt. "Los, komm schon! Damit du länger schlafen kannst, hab ich schon deine Sachen zusammengeräumt." "Warte..." Erst jetzt fielen mir die Augenränder unter ihren wunderschönen, aber verschlafenen Augen auf. "Du hast nicht mal fünf Stunden geschlafen, nur um mich sieben pennen zu lassen?" Macy nickte und zuckte mit den Schultern. "Ich weiß, wie du ohne Schlaf wirst. Und so wollte ich dich ehrlich gesagt nicht in Erinnerung behalten." Kaum hatte sie das gesagt, fiel ich ihr um Hals und riss sie so wieder auf's Bett, was sie nur mit einem leisen Kichern quittierte und murmelte: "Mein schönes Shirt bekommt Falten." Verwundert hob ich beide Augenbrauen und schaute sie mit einem spöttischen Blick an. "Das ist deine Reaktion darauf? Das hätte auch von mir am Anfang des Austausches kommen können!" 

"Das ist halt mein Lieblingsshirt. Ich wollte gut für dich aussehen, damit du mich auch so in Erinnerung behälst." Ich verdrehte die Augen, gab ihr aber trotzdem einen Kuss auf die Stirn. "Hör zu, mir ist es egal, was du anziehst. Du würdest selbst in einem Kartoffelsack gut aussehen..." Meine Augen wanderten über ihren ganzen Körper, bevor ich sie wissend angrinste. "Oder auch ohne irgendetwas." Meine Antworten aktivierten gleich wieder das, was ich gerne für mich selbst als Macys "Schüchternheits-Knopf" bezeichnete: Rosa angelaufene Wangen und ein bezauberndes, schüchternes Lächeln, das mich jedes Mal auf's Neue selbst zum Lächeln brachte. 

Mein eigener wurde aktiviert, als Macy mich zu meiner Überraschung statt gleich etwas zu erwidern auf die Lippen küsste und mir ins Ohr flüsterte: "Dasselbe kann ich nur zurückgeben, Casanova." 

***

"Wie fühlt man sich bei seinem letzten, deutschen Mittagessen?" Sobald Macys Vater das gesagt hatte, wurde er von drei düsteren Augenpaaren gemustert. "Was denn?" "Das ist kein Spaß. Jade wird das hier vermissen." Meinte Pamela Jackson, während sie in meine Richtung schaute. Als ich zu einer Antwort ansetzte, fuhr mir auch schon Macy ins Wort: "Falls du das als deutsches Essen angesehen hast. Bei uns zuhause gibt's aufgrund unserer Herkunft bestimmt so ziemlich genau das Gleiche wie in Kanada." Als ich entgegnen wollte, dass die Hausmannskost sehr dem komischen Gesundheitstrip meiner Eltern widersprach, nahm Jim Jackson wieder das Wort an sich. "Immerhin gab es am letzten Dienstag Dönerbox! Das ist typisch Berlin!" Ich musste kichern und meinte: "Das ist kein-" "Das gab es nur, weil dir keiner den Herd anvertraut, Dad." Macy und ihre Mutter musterten den nun peinlich berührt aussehenden Jim grinsend, bevor sie sich wissend ansahen. "Ich kann kochen!" Protestierte Macys Vater, woraufhin ich hinzufügte: "Und ich kann reden!" Schlagartig befanden sich alle Augen auf mir. Ich lächelte ihnen nur zu. "Danke, dass ihr euch um meine Bewertung eurer Essenskünste sorgt. Ich kann mich allerdings auch gut alleine das formulieren, was ich sagen wollte: Das Essen war köstlich und es hat mir an nichts gefehlt." 

Ich blickte in Macys Richtung und flüsterte ihr ins Ohr: "Außer dem heutigen Abendessen mit Dessert." Mir war mein zweideutiger Tonfall, den meine Hand, die unterhalb des Tisches auf ihrem Bein lag, auch nicht weniger unschuldiger wirken ließ, durchaus bewusst. Wie gesagt liebte ich es, sie in Verlegenheit zu bringen. Wäre gleich nach Essen mein größtes Hobby. Dieses Mal wurde das Macy-Schüchternheits-Paket nicht ganz erfüllt, die roten Wangen waren da, aber statt eines schüchternen Lächeln bekam ich einen Stoß mit ihrem Ellenbogen. Mit einem gespielt entsetzten Ausdruck in meinem Augen lenkte ich diese wieder auf meine Freundin und erwiderte grinsend: "Es ist nicht nett, Gäste zu schlagen!" "Erstens: Das war ein Stoß und kein Schlag. Zweitens..." Sie schmunzelte. "Läuft dein Gastvorteilspaket bald ab, Coufleur." 

"Freust du dich schon auf deines, Jackson?" Fragte ich mit einem schelmischen Grinsen, während in meinem Inneren schon die Vorfreude auf unser Wiedersehen in Quebec brodelte. Zu unserem Glück mussten wir nur einen Monat ohne einander aushalten, bevor der Sommer und die Schüler der Berliner Realschule nach Kanada reisten. "Und ob! Dessen kannst du dir sicher sein, Frenchie!" "D'accord, Americano." Als sie mich wieder fragend ansah, war es mir ihr einen spielerischen Stoß in die Seite zu verpassen. "Hat die Zeit mit mir dich keine neuen französischen Wörter gelehrt?" Macy lehnte sich daraufhin lässig im Küchenstuhl zurück und schüttelte den Kopf. Als ich sie näher betrachtete, fiel mir gleich etwas auf: An ihren Mundwinkel zuckte es gefährlich. "Du wusstest, dass das "Alles klar" bedeutet!" "Ach das heißt das?" Erwiderte Macy, bevor sie mit den Schultern zuckte. "Nein, davon hatte ich keine Ahnung." "Lügner!" "Du meinst wohl "menteur", oder?"

Sobald ich die französische Übersetzung gehört hatte, zischte ich: "Na warte! Das zahl ich dir heim!" Macy kicherte. "Und wie willst du das anstellen?" Ich drehte mich in Richtung Pamela und Jim, die uns beide amüsiert musterten. "Gebt ihr keine Schoko-Croissants mehr! Überhaupt gar nichts, was mit Schokolade zu tun hat und das für einen Monat! Danach habe ich wieder die Kontrolle über ihren Schokoladenkonsum." "Wer sagt das?" Erwiderte meine Freundin mit hochgezogenen Augenbrauen. "Vor unserem Treffen in Quebec findet ein stundenlanger Flug statt, auf dem ich so viel Schokolade essen kann, bis mir schlecht wird!" 

"Guter Konter." Erwiderte Jim, bevor er wieder von drei vorwurfsvollen Augenpaaren gemustert wurde. "Was ist denn?" Fragte er beleidigt und erhielt darauf gleich die Antwort von Macys Mutter: "Wir geben dem Kind doch nicht so viel Geld für Schokolade mit! Das wird sie dann für andere Sachen brauchen!" Auf Macys Lippen legte sich ein neckendes Lächeln. "Ja, Papa, wie kannst du nur? Willst du, dass deine Tochter Diabetes kriegt?" Als Nächstes gab ich meinen Senf dazu...oder besser gesagt meinen Ketschup. Ich hasste Senf. "Erstens: Ja, ich will nicht, dass Macy Diabetes kriegt und zweitens: Die Größe der Chance, dass sie sie vor mir kriegt, ist sehr winzig. Eher kriege ich sie!" Der blondhaarige Mann ließ ein lautes Seufzen von sich hören, bevor mit einem frustrierten Blick in den Augen rief: "Euch kann man es nie recht machen, oder?" 

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A/N: Das war jetzt mal Teil 1 der Abschiedsrunde. Teil zwei folgt :)

- A.R. 



My Frenemy (GirlxGirl)Where stories live. Discover now