Berk hat Fieber- Teil II

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"Hicks! Pass auf!"

Hicks drehte sich schnell um, als er Astrids besorgten Ruf hörte. Doch es war schon zu spät. Er konnte sich nicht mehr rechtzeitig schützen. Etwas rotes zischte durch sein Blickfeld. Plötzlich verspürte er einen schmerzhaften Stich an seinem Bein. Seinem guten Bein.
Ohne zu wissen, was gerade geschehen war, sah er nur noch schwarze Punkte vor seinen Augen, die sich nach geraumer Zeit in ein rabenschwarzes Feld vereinigten. Er versuchte angestrengt noch etwas anderes zu erkennen. Doch vergebens. Er spürte noch den Aufprall seines Körpers auf dem Boden bevor er komplett ohnmächtig wurde.

Auch für den Rest der Truppe war alles zu schnell gegangen. Sie hatten nur kurz einen roten Drachenschwanz, ähnlich dem eines Schnellen Stachels, gesehen. Als sie den dumpfen Knall von Hicks, der auf den Boden aufschlug hörten, wurden sie abrupt aus ihrer Schockstarre gerissen.

Sobald Astrid Hicks regungslosen Körper sah, lief sie zu ihm hin und ließ sich neben ihm auf die Knie fallen. Auch Ohnezahn gesellte sich sofort zu seinem Reiter und versuchte ihn aufzuwecken.
"Nein, nein, nein! Hicks, wach auf! Bitte! Sag doch was!", bettelte Astrid, den Tränen nahe.
Doch er antwortete nicht. "Nein! Bitte, Hicks! Bitte!" Wild rüttelte sie an dem einbeinigen Wikinger, aber er reagierte nicht.

Plötzlich begann der vor ihr liegende Drachenreiter zu zucken. Seine Augen jedoch blieben geschlossen und sein Körper wurde in gleichmäßigen Abständen immer wieder von einem Schütteln erfasst.
Auf einmal spürte Astrid eine Hand auf ihrer Schulter. Es war Fischbein.
"Astrid, ich denke, wir sollten Hicks so schnell wie möglich zu Gothi bringen, bevor es ihm noch schlechter geht."
"Ok...Komm Sturmpfeil!", sie wandte sich von ihrem Drachen ab und blickte auf die restlichen Drachenreiter, "Ihr sucht inzwischen den Drachen. Ich komme nach, sobald ich Hicks zu Gothi gebracht habe."

Astrid stieg auf ihren Drachen. Hicks lag, immer noch zuckend, auf ihrem Schoß. Sturmpfeil hob ab und sie flogen in Richtung Gothis Hütte.
Als sie an der Heilerhütte ankamen, sprang Astrid sofort von Sturmpfeil und trug, oder eher zerrte, Hicks in Gothis Zuhause wo sie ihn, mit Hilfe der alten Dame auf das Krankenbett legte.

Die Heilerin lief sogleich an Hicks Seite und begann ihn zu untersuchen. Kurze Zeit später kam Grobian in die Hütte geeilt, da er gesehen hatte, wie Sturmpfeil dort hingeflogen war.
Außer Atem fragte er: "Was ist- passiert?"
"Hicks wurde auch gestochen", gab ihm Astrid zur Antwort und warf einen besorgten Blick auf den Drachenreiter.

Gothi war nun mit ihrer Untersuchung fertig und Hicks hatte mittlerweile auch aufgehört zu zucken. Es sah nun aus als ob er schlafen würde, da er langsam und ruhig atmete.
Die alte Heilerin griff zu ihrem Stock und fing an, Zeichen in den Sand zu kritzeln.

Grobian versuchte, wie immer, ihr Gekrakel zu interpretieren. Er behauptete natürlich, es zu lesen.
"Also, sie schreibt: Hicks hat sehr hohes Fieber, doch er hat das erste Stadium nun vorüber, da die Fieberkämpfe aufgehört haben. Fieberkämpfe?"
Und schon bekam er Gothis Stock auf seinem Kopf zu spüren.
"Eh, da die Fieberkrämpfe aufgehört haben."
Gothi wischte das Geschriebene mit ihrem Fuß weg und begann nun erneut etwas in den Sand zu malen.
"Er wird nun bald einschlafen und", schon bekam er wieder einen Schlag auf den Kopf. "Aufwachen. Ich mein natürlich er wird bald wieder aufwachen und vermutlich Fieberfantasien bekommen."

Genau in diesem Moment, als Grobian den Satz beendet hatte, öffnete Hicks seine Augen und wollte sich aufsetzen, doch sowie er seinen Kopf ein Stück angehoben hatte, ließ er ihn gleich wieder fallen. Es war zu anstrengend und sein Kopf schmerzte, als ob ein Gronkel mit Übergewicht darauf gelandet wäre. Deshalb bewegte er seinen Kopf auf die Seite und blickte die drei Personen neben ihm an.
Astrid wollte gerade etwas sagen, doch da plapperte Hicks schon fröhlich vor sich hin. Er zeigte mit seinem Finger in eine Ecke der Hütte: "Der große Schmetterling dort hat Durst. Astrid, du musst ihm etwas zu trinken geben, denn er kann mit seiner Beinprothese nicht fliegen."
Astrid schaute in die Richtung, in die Hicks zeigte, doch da war nichts außer der Holzwand. Sie blickte den braunhaarigen Drachenreiter verwirrt an.

Inzwischen hatte Gothi eine Substanz zusammengemischt und war nun wieder dabei mit ihrem Stock in den Sandkörnern zu kritzeln.
"Sie sagt, Hicks soll das hier dreimal am Tag spucken", und wieder einmal bekam Grobian Gothis Stab zu spüren. "Dreimal am Tag schlucken. Entschuldigung. Astrid, du sollst ihn nach Hause bringen und ins Bett legen. Und es wäre schlau, wenn du ihm seine Rüstung und die Beinprothese abnimmst. So hat er's gemütlich und kann nicht davonlaufen. Und sieh zu, dass er die Medizin auch wirklich nimmt."
"Der Drache hat Heißhunger und will mich fressen!", schrie Hicks und kauerte sich auf dem Bett zusammen, die Arme schützend über seinem Kopf.
"Hicks. Du weißt, dass Drachen unsere Freunde sind, außerdem ist hier gerade doch gar keiner", versuchte Astrid ihn zu besänftigen. "Hicks, komm. Ich bring dich nach Hause in dein Bett, wo du dann schlafen kannst."

"Mit dir?"

"W- was?! N- nein!", weiter ging sie dann auch garnicht darauf ein. Sie half Hicks aufzustehen und zu Sturmpfeil zu gehen. Nachdem die beiden dann auf dem Drachen saßen, hoben sie ab und flogen zur Hütte des Oberhaupts.

Dort angekommen machten sie sich auf den Weg in Hicks' Zimmer. Gerade als sie das Zimmer betreten wollten, drehte sich Hicks zu Astrid und meinte: "Du bist wunderschön. So schön. Das schönste Mädchen auf Berk. Nein. Der ganzen, bekannten Welt."
Was?! Hatte er ihr das gerade wirklich gesagt oder war das nur wieder eine seiner Fieberfantasien? Hatte Grobian nicht auch etwas von Geständnissen gesagt? Was, wenn das so ein Geständnis war?
Ihre Wangen färbten sich leicht rot.

Mittlerweile waren sie schon bei Hicks' Bett angekommen und Hicks ließ sich sofort mit einem schmerzausdrückenden Stöhnen auf das Bett fallen.
"Hicks, du musst noch deine Rüstung ausziehen und deine Prothese abnehmen"
"Mhm", stimmte er zu, doch machte keine Anstalten es auch zu tun. Also begann Astrid die Schnallen seiner Rüstung zu öffnen und die Rüstung dann abzunehmen. Jetzt trug er nur noch sein rotes T- shirt und die grüne Hose. Nun versuchte sie seine Prothese zu entfernen, was allerdings gar nicht so einfach war, wie erhofft. Nach einigen Versuchen hatte sie es endlich geschafft, das Metallbein abzunehmen und plazierte es sorgfältig unter dem Bett, außerhalb der Reichweite des braunhaarigen.
Der kranke Drachenreiter hatte angefangen zu zittern. Schnell holte sie Felle und deckte ihn zu.
"Danke", kam ein schwaches Flüstern von Hicks.
"Für dich immer. Schlaf ein wenig, ich helfe den anderen den Drachen zu verjagen."

Plötzlich setzte sich Hicks hellwach auf und sagte entschlossen: "Ich werde euch helfen."
"Nein, Hicks. Du bist krank", entgegnete Astrid und hielt warnend einen Finger in die Höhe.
"Mir geht's gut."
"Nein."
"Doch, und wenn Björn Blume und ich euch helfen, dann schafft ihr das."
"Hicks, wer ist Björn Blume! Du hast immer noch Fieberfantasien. Leg' dich hin und ruh dich aus."
Widerwillig legte er sich wieder in sein Bett und schlief kurz darauf ein.
Astrid lief nach draußen und schwang sich auf Sturmpfeil. Gemeinsam flogen sie zum Wald.

Doch was Astrid dort sah, war nicht gut!

Neues von der Drachenbasis Where stories live. Discover now