Narben

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Ja, es ist unglaublich! Es ist noch nicht einmal so viel Zeit vergangen, seit dem letzten OS und doch kommt schon ein neuer.

Der ganze OS ist aus Viggos Sicht geschrieben und spielt irgendwann nachdem er in den Vulkan gefallen ist...ja, das war's auch schon xD

Eine Bitte hätte ich noch: ViggoGrimborn, bitte bring keinen hier um, sobald du das gelesen hast😅

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Wieso komme ich mir nur so hässlich vor, wenn ich meine Reflexion im Wasser betrachte? Warum fröstle ich vor meinem eigenen Anblick? Wie es wohl erst anderen gehen muss, wenn sie mich so sehen, ganz vernarb und halb blind? Ich schäme mich für mein Aussehen. Und ich spüre, dass andere es vermeiden, sich in meiner Nähe aufzuhalten. Ich spüre, wie sie, wenn sie mir entgegenkommen, ihre Augen schnell abwenden um ja nicht dabei erwischt zu werden, wie sie die Narben auf meinem Gesicht anstarren. Ich kann sie verstehen. Es fällt mir selbst schwer, den Blick von all dem zu wenden. Doch was mich kränkt sind die Blicke, die ich auf mir spüre, sobald die, die mir entgegenkamen, an mir vorbei gegangen sind. Ihre Augen verfolgen meine Gestalt, bis ich aus ihrem Blickfeld verschwunden bin und doch weiß ich, dass sie mein verunstaltetes Gesicht noch immer vor Augen haben. Diesen Anblick vergisst man nicht, man kann ihn nicht vergessen. Selbst träume ich oft von diesem schicksalhaften Tag, an dem das alles geschehen war und jedesmal, wenn ich am Morgen aufwache, hoffe ich, dass es wirklich nur ein Traum war und mein Gesicht aussieht, wie es früher war, dass ich auf beiden Augen sehen kann und nicht ständig das Gefühl habe, in einer zweidimensionalen Welt zu leben. Doch dann blicke ich in das Wasser und sehe, was das Feuer angerichtet hat. Mit meinem Auge sehe ich die Refexion des anderen, des trüben, blicklosen Auges. Ich sehe die fehlende Augenbraue, die verbrannte Haut. Ich sehe mich, einen Krüppel. Schnell schließe ich meine Augen um diesem scheußlichen Anblick zu entfliehen. Ich denke zurück an meinen Traum, der mir die Realität immer wieder aufs neue vor Augen führt...vor das Auge führt... Der Fall, der endlose Fall in Richtung des sicheren Todes. Die Hitze der Magma, die mich zu verschlingen drohte, mich in die Unterwelt zu befördern vermochte. Und doch erfüllte sich diese Erwartung nicht. Mein träger Körper landete auf einem Felsen und blieb reglos liegen, noch immer in der Zuversicht, jeden Moment dem Tod in die Augen zu blicken. Die Zeit verstrich und er kam nicht. Ich rappelte mich auf und da geschah es. Nein, nicht der Tod. Es war schlimmer. Die Lava spritze hoch und verbrannte die Hälfte meines Gesichts, nahm mir die Hälfte meines Augenlichts. Es hat schon eine gewisse Ironie, wie die Hitze und das Feuer, die durch mich schossen mein Augenlicht auslöschten, statt es zu entflammen. Wie der unerträgliche Schmerz erträglicher war, als die Narben und die Erinnerung, die er zurückließ.

Manchmal wünsche ich mir, ich hätte es nicht lebend herausgeschafft. Es wäre schöner gewesen, vorbereitet in den Tod zu stürzen, als ohne Wissen in den Schmerz. Es wäre schöner gewesen, heil zu sterben, als verwundet zu leben.
Meine Finger streichen sanft über die neue, noch ungewohnte Gestalt meines Gesichtes. Die Haut ist uneben und doch weicher, als vertraut. Es schmerzt nicht, wenn ich sie so berühre, ganz vorsichtig, ganz sachte. Nein, es schmerzt nicht, nicht äußerlich.
Die Narben auf meinem Hals und meinem Gesicht sind nicht die einzigen, die ich besitze. Sie sind hässlich, aber harmlos und doch tragen sie Teilschuld an den Narben meiner Seele und meines Herzens; den Narben tief in meinem Inneren.
Es schmerzt, immerzu angestarrt zu werden mit mitleidigen und zugleich angewiderten Blicken. Es schmerzt, umgangen zu werden, denn es ist offensichtlich, dass niemand etwas mit einem so hässlichen, furchterregenden Narbengesicht, wie mir zu tun haben möchte.

Viele fragen sich, warum ich so bin, wie ich bin. Warum ich so emotionslos und kalt bin, warum ich immerzu gewinnen möchte, warum ich die Fäden in der Hand halten möchte. Sie wundern sich, was mich antreibt so zu sein und vergessen ganz darauf, dass sie ein Grund dafür sein könnten. Ihre Taten beinflussen die meinigen. Ihre Taten flicken meine Wunden oder reißen sie gewaltsam wieder auf. Und doch fragen sie sich, warum ich bin, wie ich bin.
Ich bin so kalt, weil ich die Hitze und die Flammen zu fürchten gelernt habe. Ich möchte nicht verlieren, weil ich mich längst selbst verloren habe. Ich wirke beängstigend, doch ich fürchte mich vor mir selbst. Ich strebe danach, das Leben anderer zu kontrollieren, da ich die Kontrolle über mein eigenes verloren habe. Und dafür hassen sie mich. Ohne es zu wissen hassen sie mich dafür, dass ich mich selbst hasse. Wende ich ihnen meine Aufmerksamkeit zu, wenden sie sich ab, gehe ich einen Schritt in ihre Richtung, weichen sie einen zurück. Es wäre wohl besser, einfach den Gedanken aufzugeben, einmal wieder ein wahrer Teil von ihnen zu werden. Doch trotzdem hoffe ich mal für mal, dass sich einer von ihnen dazu entscheidet, hinter mein vernarbtes Ich zu blicken um zu erfahren, wie ich wirklich bin. Ich wünsche mir, dass es jemanden gibt der keine Angst vor mir hat und nicht vor meiner Gestalt und meinem Gemüt erschaudert, wie all die anderen, wie ich selbst. Und wenn ich auf der Suche nach mir selbst im Ozean meiner Angst zu ertrinken drohe und ich mich nicht mehr retten kann, wird diese Person da sein um mich wieder hochzuziehen? Wird sie da sein, um das Salz aus meinen Wunden zu holen, das sich durch meine eigenen Tränen dort angesammelt hat? Ich weiß, dass du dort draußen bist. Doch ich kann dich nicht suchen, bevor ich mich nicht selbst gefunden habe.
Ich kann dich nicht lieben, solange ich mich selbst nicht akzeptiere...Es tut mir Leid.

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Was auch immer das gerade für ein Ende war...😅

Bis zum nächsten Oneshot👋

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