Ist doch bloß ein Stofftier...

1.7K 60 18
                                    

Hicks ist heute möglicherweise sehr nah am Wasser gebaut, aber ja...

Action!🎬

-:-:-:-:-:-:-:-:-:-:-:-:-:-:-:-:-:-:-:-

Hicks saß alleine in seiner Hütte auf seinem Bett. Vor ihm stand eine Holzkiste. Sie sah nicht besonders aus. Es war eine einfache Kiste aus Holz, beschlagen mit Eisen, um die Holzbretter zusammenzuhalten. Jeder, der diese unscheinbare, kleine Kiste sah, würde nicht vermuten, wie wertvoll und bedeutend sie für eine einzige Person seine konnte. Behutsam fuhr er mit seiner linken Hand über die kleine Kiste. Er atmete einmal tief ein und wieder aus. Er würde sie öffnen. Sie war schon viel zu lange verschlossen geblieben. Beinahe eine Woche war es her, dass er ihren wertvollen Inhalt betrachtet und festgehalten hatte. Es war fast wie eine Sucht. Er musste den Inhalt dieser unscheinbaren Kiste einfach in den Händen halten. Der Gegenstand in dieser Kiste gab ihm Kraft, wenn er nicht mehr weiter wusste und Halt, wenn alles zu zerbrechen schien. Seine Hand schloss sich um den Deckel der Kiste und öffnete diesen. Er blickte hinein. Da lag es. Eines der wertvollsten Stücke, die er je in seinem Leben besessen hatte. Es würde für jeden, der es sehen würde, nicht von großem Wert sein. Und doch würde es Hicks, nicht in tausend Jahren, für alles Gold der Welt, selbst nur für einen einzigen Augenblick, jemandem geben. Während er den Inhalt der Kiste betrachtete, spürte er, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete und Tränen in seine Augen traten, die diese mit einem wässrigen Schleier bedeckten. Er fasste hinein. Er fühlte, wie es unter dem Druck seiner Hände leicht nachgab. Sachte hob er den Gegenstand heraus. Seine Hände zitterten, als er es hielt. Es war so klein und doch so unendlich wertvoll. Es war weich. Er konnte es nicht genau sehen, da seine Sicht von den Tränen in seinen Augen unscharf geworden war. Und doch wusste er, dass es da war. Vorsichtig, um es nicht noch mehr abzunutzen, drückte er es an sich. All die Jahre, seit er es auf Johanns Schiff gefunden hatte, hatte er es immer bei sich gehabt, in dieser kleinen Kiste. Es war ein Stofftier. Ein Stofftier in der Form eines Drachen. Es war von seiner Mutter. Sie hatte es ihm gemacht, als er noch ganz klein war. Das Stofftier war das einzige, was er noch von ihr hatte. Und der Brusthelm, aber der spielte im Moment keine Rolle, da er ihn sowieso nie trug. Diese zwei Sachen waren alles, was er von seiner Mutter hatte. Er hatte nicht einmal Erinnerungen. Sie war viel zu früh von ihnen gegangen, da sie ihn vor einem Drachen retten wollte, als eine ganze Horde dieser Geschöpfe das Dorf angegriffen hatten. Er kannte seine Mutter nur aus Erzählungen seines Vaters und der Dörfler. So sehr er auch versuchte, nicht jedesmal, wenn er dieses Stofftier in den Händen hielt, zu weinen, es half nichts. Er vermisste sie. Er vermisste jemanden, den er eigentlich gar nicht kannte. Aber er wusste, dass sie ihm fehlte, dass sie ein Teil von ihm war. Eine liebende, führsorgliche Mutter, die immer für einen da war.

Hicks blinzelte seine Tränen weg und betrachtete wieder das Stofftier in seinen Händen.
Plötzlich wurde seine Zimmertür schwungvoll aufgerissen und Rotzbakke stolperte herein. Schnellstmöglich wischte er sich die letzten Tränen aus den Augen und ließ das Stofftier eilig in der Kiste verschwinden. Hoffentlich hatte der schwarzhaarige Wikinger nichts mitbekommen. Möglichst ruhig versuchte Hicks etwas zu sagen: "Rotzbakke, was machst du hier? Hast du schon mal was von klopfen gehört?" Rotzbakke reagierte nicht auf Hicks' Frage, sondern trat näher an den Drachenreiter heran. "Weinst du etwa?", fragte er spöttisch, "Und was hast du da in der Hand gehabt?" Mit ausgestreckten Armen versuchte Rotzbakke die Kiste zu erwischen, doch Hicks wollte ihn nicht ranlassen. "Sag schon, was verheimlichst du?" Hicks schob die Kiste hinter sich. "N-Nichts. Wie-Wieso sollte ich etwas verstecken. Ich verstecke nichts", wollte Hicks Rotzbakke überzeugen. Doch er war nunmal ein thorverdammt schlechter Lügner.
In einer schnellen Bewegung hatte sich der junge Mann mit den rabenschwarzen Haaren die Kiste geschnappt und war im Begriff sie aufzumachen. "Nein! Tu das nicht, Rotzbakke! Das ist privat!" Doch der Schwarzhaarige hatte die Kiste bereits geöffnet und nahm den Inhalt heraus. "Ein Stohohofftier!", prustete er los, "Das muss ich den anderen zeigen!" Und fort war er. So schnell es ging, lief ihm Hicks rufend hinterher. "Nein! Gib das zurück! Rotzbakke, das gehört mir!"

Neues von der Drachenbasis Where stories live. Discover now