Winterkälte

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Viel Spaß beim Lesen :)

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Es war Winter. Eiskalter Winter. Draußen wehte ein starker Wind und aus den Wolken fielen riesige Mengen an dicken Schneeflocken.
Alle Reiter hatten sich in ihren Hütten verbarrikadiert und hofften darauf, dass dieses eisige Wetter bald aufhören würde oder sich die Götter darauf einigen konnten, den Schneesturm zumindest für einen Tag etwas milder zu gestalten.

Astrid saß zitternd in ihrer Hütte und ärgerte sich darüber, Sturmpfeil im Stall gelassen zu haben, statt sie mit in die Hütte zu nehmen.
Das Feuer, das bis vor kurzem noch in der Feuergrube ihrer Hütte fröhlich vor sich hingelodert hatte, war inzwischen auch schon nur noch ein kleines Flämmchen, da sie kein Holz mehr hatte um nachzulegen und es neu zu entfachen. Astrid hatte sich bereits einen Stapel Decken geholt und diesen um sich gewickelt, doch irgendwie half das nicht so viel wie erhofft.
Sie überlegte, was sie jetzt tun sollte.
Wenn sie vielleicht zum Stall gehen würde, um Sturmpfeil zu holen, dann könnte sie bei dieser Gelegenheit auch gleich etwas Holz mitnehmen, welches ebenfalls im Stall gelagert wurde. Doch damit sie zum Stall kam, musste sie die ganze Drachenbasis durchqueren, da dieser genau auf der anderen Seite der Häusergruppe lag. Das war also keine so gute Idee.
Sie könnte zu Hicks gehen. Der war schließlich immer auf alles vorbereitet. Vielleicht hatte er ja noch etwas Feuerholz übrig, das er entbehren konnte. Zudem könnte ein bisschen Gesellschaft auch durchaus nicht schaden und es war ja nun wirklich nicht weit zu Hicks, da ihre Hütten fast genau nebeneinander standen.
Somit stand Astrid auf, schnappte sich eine der Decken und öffnete die Tür.

Sobald sie nach draußen trat, peitschte ihr ein eisiger Wind ins Gesicht und durch die vielen Schneeflocken war kaum etwas zu erkennen. Sie trat den Weg Richtung Hicks' Hütte an. Zum Glück musste sie nur ein paar Stufen und eine Brücke überqueren, um zu ihm zu gelangen. Astrid stapfte, mit der Decke um die Schultern gewickelt, durch die Schneemassen, welche sich bereits auf der Brücke und den Stufen angehäuft hatten. Mehrmals rutschte sie aus oder blieb in dem tiefen Schnee stecken.
Als sie es endlich geschafft hatte, zu Hicks' Hütte vorzudringen, war sie fast komplett mit Schnee bedeckt. Sie zitterte wie wild und ihre Lippen waren vor Kälte schon ganz blau. Es fühlte sich fast so an, als ob das Blut in ihren Adern bereits gefroren war.
Mit der letzten Kraft, die sie noch hatte, klopfte sie an das Holz von Hicks' Tür.
Sowie Hicks die Tür geöffnet hatte, brach sie erschöpft und zitternd zusammen. Sie konnte dankbar sein, dass Hicks schnell genug reagiert und sie aufgefangen hatte, bevor sie auf den Boden aufgetroffen wäre.

Hicks zog Astrid in die Hütte und schloss schnellst möglich die Tür, um zu verhindern, dass Wind und Schnee in die Hütte wehten.
"Astrid, was, in Thors Namen, machst du hier?", fragte er, während er Astrid zu seinem Bett lotste, damit sie sich ausruhen könnte.
Nachdem Astrid sich hingesetzt hatte, ging Hicks zu einer der Kisten in seinem Zimmer und holte ein paar Decken heraus, welche er Astrid reichte. Diese nahm die Decken sofort an sich und wickelte sich darin ein.
Hicks setzte sich neben die blonde Wikingerin und stellte erneut die Frage: "Also, Astrid. Was machst du hier?"
Astrid starrte auf das Feuer, welches in der Feuergrube brannte, und begann dann zu sprechen: "Mir war langweilig, also hab' ich beschlossen herzugehen."
"Gut. Und jetzt die wahre Geschichte."
Verdammt. Wieso wusste Hicks, dass sie nicht die Wahrheit gesagt hatte?
"Na gut, ich hatte kein Feuerholz mehr und Sturmpfeil war auch nicht da. Es war eiskalt und dann hab ich beschlossen, zu dir zu gehen, da ich hoffte, du würdest noch etwas Holz haben. Ich hätte aber nicht gedacht, dass es so lange dauern würde, die paar Meter zu gehen. Dann bin ich auch noch einige Male ausgerutscht und im Schnee stecken geblieben. Zufrieden?"
"Und warum bist du genau zu mir gekommen?", wollte Hicks nun wissen.
"Weil du mehr oder weniger neben mir wohnst. Und ich glaube, ich wollte auch einfach etwas Gesellschaft von einer Person, bei der ich nicht den Reiz verspüre, sie zu erwürgen, wenn sie auch nur den Mund öffnet." "Na dann fühle ich mich mal geehrt", lachte Hicks.

Astrid hatte die ganze Zeit über auf das Feuer gestarrt.
Hicks stand schwungvoll auf und legte einige Holzscheiter nach, um das Feuer am Leben zu erhalten.
Sobald Hicks seinen Platz neben Astrid verlassen hatte, fing diese wieder zu zittern an.
Hicks drehte sich um, um den Rückweg zu seinem Bett anzutreten, als er sah, dass Astrid immer noch fror.
"Jetzt hab ich keine Decken mehr, aber ich kann dir ein zweites T- shirt geben, wenn du willst."
Astrid nickte und Hicks schmiss ihr eins seiner T- shirts zu. Astrid zog es dankbar an.
"Steht dir."
"Äh, danke", nachdem Astrid das gesagt hatte musste sie plötzlich gähnen. Ihrem Körper war wohl eingefallen, dass es mitten in der Nacht war. Warum Hicks wohl noch wach war?
"Müde?"
"Mhm."
"Ich nehme mal an, du schläfst hier? Denn ich glaube nicht, dass du da nochmal raus willst, geschweige denn, dass ich dich überhaupt bei dem Wetter nach draußen lassen würde."
"Wenn ich hier bleiben darf?"
"Klar, du kannst das Bett haben. Ich werde einfach am Boden schlafen."
Astrid war zu müde, um ihm zu widersprechen und machte es sich auf dem Bett gemütlich.

Nach kurzer Zeit der Stille konnte Hicks Astrids zitternde Stimme hören: "Hicks, kannst du hochkommen? Es ist kalt."
Hicks befolgte ihren Auftrag, denn auch am Boden war es nicht gerade warm. Er legte sich zu ihr ins Bett und kroch unter die Decken, die ihm Astrid angeboten hatte.
Nach einer Weile sprach Astrid erneut: "Hicks, es ist immer noch kalt."
Der braunhaarige Drachenreiter rückte ein Stück näher an Astrid heran.
"Hicks, mir ist noch immer kalt."
Somit rutschte er noch etwas näher, bis sich ihre Schultern und Hände berührten. Er konnte die kalten Fingerspitzen der blonden Kriegerin auf seinem Handrücken spüren. Er wand seinen Körper so, dass er sie ansehen konnte. Auch Astrid hatte sich auf die Seite gedreht und die beiden verloren sich in den Augen des anderen. Das Knistern des Feuers erfüllte die Stille des Raumes.
Sie bewegten sich nicht, bis Hicks plötzlich fühlte, wie Astrids Hände vorsichtig unter den Rand seiner Tunika schlüpften. Ihre kalten Finger auf seinem Bauch erzeugten einen prickelnden Schauer, der seinen ganzen Körper erfasste.
Hicks schnappte kurz nach Luft: "Astrid, was-"
Weiter kam er nicht, da Astrid ihn unterbrochen hatte: "Schhh...Du bist warm."
Als Astrid die wärmste Stelle gefunden hatte, ließ sie ihre Hände dort verweilen.
Hicks entspannte sich unter der Berührung von Astrids Händen. Er musste zugeben, dass er diesen Hautkontakt genoss. Was?! Hatte er das gerade wirklich gedacht?! Soetwas durfte er nicht denken. Sie war seine beste Freundin.

Nachdem Astrids Hände wieder aufgewärmt waren, zog sie sie unter Hicks' T- shirt hervor und Hicks spürte, wie dieses wohlwollende Gefühl der Nähe verschwand.
Die beiden hatten ihren Blickkontakt die ganze Zeit über nicht unterbrochen.
Unbemerkt waren sie noch ein Stück näher aneinander gerückt. Ihre Körper waren nur noch eine Fingerbreite voneinander entfernt. Sie konnten den Atem des anderen auf ihren Gesichtern deutlich fühlen. Jeder Atemzug erzeugte eine neue Woge eines nicht zu deutenden Gefühls. Doch es war ein gutes Gefühl.
Die beiden waren sich nahe.
Zu nahe für beste Freunde.

"Astrid", flüsterte Hicks. Seine Stimme war beinahe nicht wahrzunehmen.
"Hicks", auch Astrids Stimme war kaum mehr als ein leises Flüstern.

Ohne es zu bemerken, hatten sie ihre Gesichter näher an das des anderen gebracht. Ihre Lippen waren nur noch einen Hauch von denen des anderen entfernt. Astrids weiche Lippen legten sich sanft auf die ihres besten Freundes. Bei Thor! Sie küsste gerade ihren besten Freund! Doch in diesem Moment war ihr das egal. Es fühlte sich richtig an. Sie konnte spüren, wie sich ihre Lippen in einem gleichmäßigen Rhythmus bewegten. Astrid bemerkte, dass Hicks' Hand ihren Weg an ihre Taille gefunden hatte und dass auch ihre Hände Halt in seinen Haaren suchten.
Der Kuss vertiefte sich. Es fühlte sich gut an, sich so nahe zu sein.
Langsam lösten sich die beiden von den Lippen ihres Gegenübers.
Hicks' Herz hämmerte wild gegen seine Brust. Bei Odin, er hatte soeben seine beste Freundin geküsst! Das würde sie ihm vermutlich nie verzeihen. Doch es hatte sich so angefühlt, als ob es in diesem Augenblick das Richtigste auf der ganzen Welt gewesen wäre. Er sah sie an und versuchte ihren Blick zu deuten, aber er fand keine Spur von Reue oder Zorn. Das, was er sah, war Zuneigung, Freude und Liebe.
Sie lächelte ihn an und er konnte nicht anders als zurückzulächeln.

Wer hätte gedacht, dass Winterkälte so schön sein kann.

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Ich hab beim besten Willen keine Ahnung, weshalb ich sowas im Sommer schreibe😂😂

Hoffe es hat euch gefallen :)

Neues von der Drachenbasis Onde histórias criam vida. Descubra agora