Nachtflug

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Hicks konnte nicht einschlafen. Unruhig wälzte er sich in seinem Bett umher, um eine gemütliche Position zu finden, doch vergeblich.

Er hatte es schon fünf Mal mit Schäfchenzählen probiert, doch das hatte auch nicht geholfen. Seine Gedanken waren jedesmal von den Schafen abgewichen und zu etwas anderem zurückgekehrt.

Nein, nicht zu Astrid. Sondern zu Viggo. Viggo Grimborn.

Erst vor ein paar Wochen hatte es der hinterlistige Drachenjäger geschafft, Hicks zu besiegen. Jetzt besaß Viggo das Drachenauge und wenn er es schaffte es zu öffnen, würde das das Ende für die Drachen bedeuten. Hicks hoffte inständig, dass es Viggo nicht gelingen würde.

Es musste doch eine Möglichkeit geben, das Drachenauge zurückzuerobern. Doch welche?
Der braunhaarige Drachenreiter hatte sich schon die verschiedensten Pläne durch den Kopf gehen lassen und tüftelte wortwörtlich Tag und Nacht an neuen. Jedoch hatte jeder Plan unausgeklügelte Teile. Immer wieder fielen ihm Schwachstellen in seinen Vorhaben auf. Ihm wollte einfach kein guter Schlachtplan einfallen, doch aufgeben würde er nicht!

Ohnezahn hatte bemerkt, dass Hicks sich unruhig hin und her rollte. Es gefiel ihm nicht, seinen Reiter so aufgewühlt zu sehen.
Das schwarze Reptil stand auf und schlich an das Bett seines besten Freundes. Sanft stupste es jenen mit dem Kopf an, um dessen Aufmerksamkeit zu erlangen.

"Was ist denn los, Ohnezahn?", wollte Hicks wissen, während er den Drachen tätschelte.
Ohnezahn deutete mit seinem Kopf auf den Sattel auf seinem Rücken und dann nach draußen.
"Du willst fliegen gehen?", fragte Hicks.
Der Drache nickte freudig und sprang glücklich in der Hütte herum.
"Beruhig dich doch, ich komm ja gleich", lachte Hicks, der Viggo für diesen kurzen Moment bereits vergessen hatte.

Sobald Hicks im Sattel saß und seinen Fuß in der Schwanzsteuerung hatte, schoss Ohnezahn auch schon in den Himmel.
Hicks spürte, wie seine Haare im Wind wehten und er konnte den Luftstrom neben seinen Ohren deutlich hören.
Hier in der Luft fühlte er sich frei. Weit entfernt von seinen Problemen. Seine Gedanken waren in diesem Augenblick nur beim Fliegen. Er konzentrierte sich vollkommen auf die Manöver und Kunststücke die Ohnezahn und er vollführten.
Kein einziger Gedanke wurde an Viggo und das Drachenauge verschwendet. Hicks' ganze Aufmerksamkeit galt den waghalsigen Flugmanövern.
Nichts konnte ihn davon abhalten mit seinem besten Freund durch die Lüfte zu gleiten.

Plötzlich zischte unter ihnen ein dunkler Schatten vorbei.
"Ohnezahn, was war das? Das sah aus, wie ein Drache mit Reiter. Folgen wir ihm. Aber unauffällig", wies Hicks seinen Drachen an. Dieser grummelte zur Antwort.

In einem sicheren Abstand folgten Hicks und Ohnezahn, perfekt getarnt in der dunklen Umgebung, dem fremden Drachenreiter.
Der Unbekannte hatte die beiden Verfolger nicht bemerkt und landete auf einer mondbeleuchteten Waldlichtung, etwas abgelegen von den Hütten der Drachenbasis.

Geräuschlos setzten auch Ohnezahn und Hicks am Boden auf. Jedoch nicht auf der Lichtung, sondern ein paar Meter im Wald, versteckt hinter den Büschen und Bäumen.
Vorsichtig und darauf bedacht, kein Geräusch von sich zu geben, schlich Hicks näher an die Lichtung heran, um einen besseren Blick auf den Fremden zu erlangen. Seine Neugierde war geweckt. Er wollte wissen, was der unbekannte Drachenreiter hier auf der Drachenklippe zu suchen hatte.

Der braunhaarige, junge Mann kniete sich hinter einen Busch und blickte durch dessen Blätter auf den Drachenreiter auf der Grasfläche. Zum ersten Mal hatte er eine gute Sicht auf den anderen Reiter.

"Aber, das ist doch... Was macht sie denn hier?"

Während er noch überlegte, ob er sich ihr zeigen sollte, oder nicht, spürte er plötzlich eine kalte Klinge an seiner Kehle. Sie hatte ihn entdeckt. Ganz toll. Aber immerhin musste er sich jetzt den Kopf nicht mehr darüber zerbrechen ob er sich ihr zeigen sollte. Dafür hatte er jetzt ein anderes Problem.

Neues von der Drachenbasis Место, где живут истории. Откройте их для себя