Schlam(m)assel

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Thor war wütend. Verdammt wütend. Alle paar Augenblicke zuckte ein greller Blitz aus dem mit dunklen, großen Wolken bedeckten Himmel. Kurz darauf war ein ohrenbetäubendes Dröhnen zu hören. Kein einziger Sonnenstrahl konnte die dicke Wolkendecke durchdringen. Riesige Regentropfen prasselten hinab und ließen die Erde zu Matsch werden.

Hicks stapfte, mit Ohnezahn im Schlepptau, durch den Schlamm. Sein ganzes Gewand war in Regen getränkt und mit Erdspritzern bedeckt. Die braunen Haare klebten an seinem Kopf und auf seiner Stirn. Wassertropfen fielen ununterbrochen von seiner Nasenspitze und seinem Kinn. Er hatte seine Augen fast komplett geschlossen und wagte, aufgrund des Regens, nur durch dünne Schlitze zu sehen. Ständig musste er zwinkern, um die Regentropfen davon abzuhalten, in seine Augen zu gelangen.
Auch der schwarze Drache neben ihm war von Kopf bis Schwanz schlammverschmiert. Die Schuppen des Reptils glänzten angesichts der Nässe.

Immer wieder blieben die beiden in der matschigen Erde stecken oder rutschten auf dem nassen Boden aus. Soeben war Hicks wieder auf dem verregneten Untergrund gelandet. Zornig schlug er mit seiner Hand in den Schlamm neben ihm, bevor er versuchte aufzustehen. Doch er landete erneut im glitschigen Gemisch aus brauner Erde und Regenwasser. Ohnezahn lief zu ihm hin und half ihm hoch. "Danke, mein Freund."
Die zwei setzten ihren mühsamen Weg durch den Regen fort ohne ihr Ziel auch nur annähernd zu kennen.

"Ohnezahn, wenn wir nicht bald irgendwo Unterschlupf finden, kann ich beim besten Willen nicht mehr weitergehen. Wir laufen hier nun schon seit einer Ewigkeit umher und ich hab' keinen blassen Schimmer, wo wir uns befinden", gestand Hicks seinem treuen und einzigen Begleiter. Sein Drachenfreund brummte zustimmend. Auch er war bereits sehr erschöpft.

Hicks blieb stehen und blickte sich um. Weit und breit war nichts als grasbewachsene Hügel und Matsch zu sehen. Es gab keine Aussicht auf einen Zufluchtsort vor dem Gewitter.

Der junge Mann stampfte frustriert auf den Boden.
"Wieso hab ich bloß nicht auf Astrid gehört! Wenn ich es getan hätte, dann würden wir jetzt nicht bei strömendem Regen auf einer unbekannten Insel, mitten in einer nicht enden wollenden Graslandschaft festsitzen, weil ein Blitz deine Schwanzflosse erwischt hat. Wie konnte ich nur so dumm sein!"
Der verärgerte Drachenreiter wollte einen weiteren Schritt machen, doch er konnte nicht. Er blickte an sich hinunter. Sein rechter Fuß steckte bis zur Mitte seines Schienbeins im Schlamm. Fluchend zerrte er daran, doch es half nichts.
Wütend schrie er vor sich hin:"Verdammte Scheiße! Wie konnt' ich nur so blöd sein! Odin, was habe ich falsch gemacht?!"
Ohnezahn kam sofort zu seinem Reiter geeilt und packte dessen Tunika mit seinem Maul. Der Drache zog und zog, bis Hicks endlich aus dem Matsch befreit war. Die beiden wurden zurückgeschleudert und landeten am Boden.
"Danke, Kumpel", Hicks umarmte erleichtert den schuppigen Kopf seines besten Freundes. Dieser gurrte zufrieden.
"Komm, Ohnezahn, gehen wir weiter. Irgendwo muss es doch eine Höhle oder irgendetwas ähnliches geben."
Als Hicks aufstand, bemerkte er jedoch, dass er keinen Schuh mehr anhatte.
"Die Götter hassen mich! Aaarrggg! Was hab' ich denn getan, um das zu verdienen!", schrie Hicks und rannte zu dem Loch, das entstanden war, nachdem Ohnezahn ihn aus dem Schlamm befreit hatte. Der Schuh steckte ganz unten. Hicks griff hinein, um ihn herauszuziehen.
Doch vergeblich. Der Schuh bewegte sich keinen Millimeter nach oben. Hicks gab es auf und marschierte, gemeinsam mit Ohnezahn, aber ohne Schuh, weiter.

Der Regen war noch kein bisschen weniger geworden, im Gegenteil, es schüttete wie aus Fässern. Doch das war mittlerweile auch schon egal. Noch nässer konnte sein Gewand ohnehin nicht mehr werden.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, war in der Ferne eine Art Berg zu erkennen. Vielleicht gab es dort eine Höhle, die ihnen als Schutz vor dem Gewitter dienen konnte. Hoffnungsvoll beschleunigten die beiden Freunde ihre Schritte. Mehrmals verloren sie in der Eile ihr Gleichgewicht, doch rappelten sie sich sofort wieder auf.
Als sie endlich an dem Berg ankamen und sich umsahen, entdeckten sie eine Höhle. Schnellstens liefen sie hinein.

Sobald sich Hicks im Trockenen befand, gaben seine Beine vor Erschöpfung unter ihm nach und er sackte zusammen. Einen Moment später war er in einen tiefen Schlaf versunken.
Ohnezahn legte schützend seine Flügel um seinen schlafenden Freund, bevor auch er die Augen schloss und sich in die Welt der Träume tragen ließ.
Hoffentlich konnten sie bald von dieser Insel weg und zurück zu ihren Freunden auf die Drachenbasis.

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Wusstet ihr, dass 'Donner' eigentlich 'Thor- Dröhnen' bedeutet? Gut, vermutlich schon, aber was soll's, jetzt wisst ihr's einmal mehr xD

Na egal, ich hoffe es hat euch gefallen :)

Neues von der Drachenbasis Where stories live. Discover now