8| Drogengangs

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Ich merkte, wie ich mein Gleichgewicht verlor und umfiel. In meinem Kopf lief alles wie in Zeitlupe ab; wie der scheiß Ball gegen meine Stirn klatschte und wie ich einen bescheuerten Gesichtsausdruck hatte. Ebenfalls, wie ich nach hinten flog - die Hände rudernd - um mein Gleichgewicht wieder zu erlangen. Und wie ich letzten Endes auf den Boden knallte.

Jetzt mal wirklich, dieser Tag war alles, aber nicht meiner.

Für einige Sekunden nahm ich nichts mehr war, bekam nur noch im Hintergrund mit, wie mich ein massiver Schmerz von meinem Allerwertesten aus durchfuhr. Meine Sicht wurde schwarz gepunktet und alles schien sich zu drehen, während sich alles so anhörte, als hätte ich massenhaft Watte in den Ohren. Mein Ellenbogen, mit dem ich versucht hatte, den Sturz abzufedern, schmerzte furchtbar doll.

Ich vernahm laute Stimmen, die mir so vorkamen, als wären sie durch einen Megafon geschrien worden. Penetrant laut, aber nicht verständlich.

Unerwartet spürte ich, wie jemand meinen Kopf anhob und dann wieder niederließ, nahm wahr, dass ich jetzt angewinkelt auf jemanden Schoßes lag. Die Stimmen wurden immer lauter und schienen zu diskutieren. Zumindest schloss ich das daraus, weil ich einen aggressiven Unterton raushören konnte. Dann aber war plötzlich alles ruhig und ich schloss erschöpft die Augen.

Als ich merkte, wie mich jemand hochhob, bekam ich für eine kurze Zeit eine Panikattacke und wollte mich wehren, aber entschloss mich doch dagegen, als mich ein starker Stich im Kopf an meinem Vorhaben hinderte. Stattdessen schlang ich die Arme um dessen Nacken und legte meinen Kopf gegen die Schulter der Person, während ich krampfhaft gegen die Kopfschmerzen kämpfte.

Ich konzentrierte mich voll und ganz auf den betörenden Geruch, welcher von der Person ausging. Würde ich nicht getragen werden, wären meine Knie weichgeworden.

Wie konnte es sein, dass man so starke Kopfschmerzen hatte, nur, weil man einen Ball gegen den Kopf geschossen bekommt?

Als ich bemerkte, wie sich mein Gehör wieder regulierte, entspannte ich mich etwas und konzentrierte mich darauf, mich nicht allzu viel zu bewegen.

„Was ist passiert?", bekam ich leise raus und krallte mich im Hemd der Person fest. Es musste also jemand Männliches sein. Dabei wusste ich eigentlich, was geschehen war. Es war eine Art Reflexfrage, die mir aber dennoch beantwortet wurde.

„Du wurdest weggeballert", ertönte es und ich konnte das Grinsen förmlich raushören. „Du bist ein Arschloch, Nathan", erwiderte ich nur und vergrub mein Gesicht in seinem Hals. Ein Keuchen verließ seinen Mund. „Ich weiß. Und hör bitte auf, mir in den Hals zu pusten", presste er angestrengt raus.

Erschrocken zog ich meinen Kopf zurück, als ich bemerkte, wie warm er auf einmal wurde. Zeitgleich spürte ich auch die Hitze in mir aufsteigen. Oh Gott, ich wollte gar nicht wissen, was ich gerade getan hatte.

Als wir den Weg zum Krankenzimmer schweigend hinter uns gelassen hatten, schmiss er mich nicht gerade sanft auf das Krankenbett und deckte mich zu. Aufstöhnend setzte ich mich leicht auf, verzog aber sofort mein Gesicht, als ich meinen Ellenbogen mit meinem Gewicht belastete.

Zum Glück konnte sich Nathan nicht an diesem Blick erfreuen, da er gerade mit der Krankenpflegerin sprach, die um die Ecke an ihrem Schreibtisch saß. Ich schenkte dem Gespräch jedoch keine Beachtung.

Erst, als Nathan wieder zu mir kam, kam das Leben wieder in mir zurück. Misstrauisch blickte ich ihn an und schaute skeptisch die Tablette an, welche er mir entgegenhielt. Vielleicht waren es Drogen? Vielleicht steckte er mit der Krankenschwester unter einem Hut und sie dealte mit den Drogen in dieser Schule?

Please, not again ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt