21| Häschenjagd

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„Nathan ist ein Blödfuß", meckerte ich und drehte mich in meinem Stuhl. Ich schwankte zwar etwas sehr stark, aber hielt mich trotzdem noch in sitzender Position. Ich war mir sicher, dass ich das morgen alles bereuen würde, aber in diesem Moment war mir das egal.

Meine Laune war einfach zu gut, um schweigen zu können. Ich blickte Jason gar nicht mehr an, sondern redete einfach weiter, in der Hoffnung, dass er mich trotz meines Genuschels verstehen würde: „Weißt du, ich kenne Leute wie ihn. Sie bringen nur Pech in mein Leben, das kann ich dir versichern. Ich erwarte nichts mehr von ihnen, weil ich sie zu sehr durchblickt habe. Nathan ist ein seltsamer kleiner Junge, den man am besten meiden sollte, um problemlos leben zu können." Ich wurde von meinem eigenen Hicksen unterbrochen. Schluckauf, eine weitere Nebenwirkung einer betrunkenen Claire.

Er wollte gerade ansetzen, etwas zu sagen, doch ich brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Pff", zischte ich und betrachtete ihn dabei, wie er Körper an Körper mit Melanie tanzte.

Ekelhaft.

„Claire? Ich glaube, du solltest nach Hause. Ich habe gerade leichte Panik, dass du mir gleich wegkippst", unterbrach mich Jason und stand während seiner Worte bereits auf.

Kopfschüttelnd schlug ich seine Hände weg, die er nach mir ausgestreckt hatte, und fing an laut und schief zu singen: „Nein man, ich will noch nicht gehen. Lass uns noch ein bisschen tanzen."

Ob man es singen bezeichnen konnte, war mir nicht ganz klar, aber ich fand es einfach lustig und passend, weshalb ich Jasons Blick gekonnt ignorierte. Außerdem würde ich heute bei Phil übernachten. Keine Lust, nach Hause zu fahren.

Schwankend lief ich Richtung Tanzfläche – nicht ohne mir ein weiteres Glas Alkohol genommen zu haben – und mischte mich unter den Trubel, darauf achtend, dass ich nicht in der Nähe von Nathan war. Ich traute ihm zu, dass er mich auf irgendeine erdenkliche Weise bloßstellen würde.

Anscheinend war Jason mir nicht gefolgt, da ein kurzer Blick nach hinten mir verriet, dass ein Mädchen vor ihm stand, welches er mit zusammengezogenen Augenbrauen betrachtete. Die beiden schienen über etwas zu diskutieren. Was es genau war, wusste ich jedoch nicht. Erst als ich Jasons suchenden Blick sah, welcher über den ganzen Raum schweifte, bemerkte ich, dass etwas geschehen war, aber das ging mich nichts an.

Aber er stand nicht mehr an der Bar, sondern irgendwo zwischen Bar und meinem Befinden. Wahrscheinlich wollte er mir hinterher, wurde aber von dem Mädchen aufgehalten. Das Mädchen kannte ich gar nicht. Sie sah aber recht hübsch aus, auch, wenn es nicht so aussah, als würde jemand wie sie mit mir befreundet sein. Das lag aber nicht daran, dass sie arrogant aussah, sondern eher, dass ihr Blick Distanz ausstrahlte.

Schulterzuckend drehte ich ihm den Rücken zu und fing an zur lauten Musik zu tanzen. Ich kannte das Lied nicht und ehrlich gesagt mochte ich es nicht einmal wirklich, aber das hier war eine Hausparty und kein Wunschkonzert.

Zum Rhythmus der Musik bewegte ich mich, denn tanzen konnte ich es nicht nennen. Aber es gab definitiv schlimmere Tänzer als mich, das konnte man nicht bestreiten. Mein Können lag nun einmal in anderen Bereichen. Ich fühlte mich gerade erst in die Partyatmosphäre rein, als die Musik auf einmal stoppte.

Von überall ertönten die verschiedenen Beschwerden von den Gästen, alle die Musik wieder spielen wollend. Auch ich war einer der Personen, die lautstark protestierten. „Liz, Mike und Drew, geht mal vor die Tür ihr Spacken", ertönte lautstark durch den Raum. Das war definitiv Nathans Stimme.

Meine Aufmerksamkeit habend drehte ich mich zu ihm und begegnete sofort einem Paar distanzierte Augen, die mich mit nichts als Verwunderung und Desinteresse musterten. Aber nüchtern wie ich – nicht – war, winkte ich ihm grinsend zu und hüpfte dabei unnötig auf einer Stelle.

Das ist so ekelhaft peinlich, dass ich das Bedürfnis habe, mich für immer von dir abzuwenden. Aber dann könnte ich mich nicht weiter daran amüsieren, wie dumm du dich im Leben anstellst.

Sauer blickte ich zu Boden. Wenn ich mein Ich jetzt sehen könnte, würde ich mich schlagen. Oder so.

Ich merkte, dass er mich noch immer anschaute, spürte seinen Blick auf mir brennen. Sofort erhob ich meinen Blick wieder und schaute geradewegs in seine wunderschönen Augen, die in diesem Moment aussahen wie eine Mischung aus Waldmeister- und Blauer Engel-Eis mit einem Hauch von grau. Ob seine Augen echt waren?

Wie konnten Augen fake sein?

Glasauge, Kontaktlinse und Operationen. Alles konnte falsch sein auf dieser Welt. Vor allem vieles, was den Menschen betraf. Okay, Schluss mit dem Philosophieren, schließlich ging es hier um mehr als nur seine Augen. Oder auch nicht.

Konnte er nicht aufhören, mich so intensiv anzuschauen? Seufzend blickte ich auf den Boden, wendete mich ab und ging Richtung Ausgang. Ich brauchte definitiv frische Luft, damit ich meine Gedanken wieder klären konnte. Das Glas, welches ich mitgenommen hatte, drückte ich jemandem in die Hand, ehe ich raustorkelte. Ich wollte Dean bei mir haben. Seine Arme um mich spüren und mich in Sicherheit wissen.

Draußen angekommen fiel mir als aller erstes auf, wie leer es mittlerweile vor dem Haus war. Der ganze Lärm kam aus dem Haus selbst heraus oder aber dahinter, wovon man leichte blaue Lichtscheine durchschimmern sehen konnte. Wahrscheinlich war es die Reflektion des Wassers, wenn man beachtete, dass sich die Lichtscheine bewegten.

Vereinzelt hörte man das Zuschlagen von Autotüren von neuen oder gehenden Gästen, denen ich jedoch keine Aufmerksamkeit schenkte. Meine Aufmerksamkeit galt allein dem kleinen Häschen auf dem Boden, welches mich unschuldig anblickte.

Warum zum Teufel befand sich ein kleiner Hoppelhase hier? Normalerweise sollten sie niemals an Orten sein, wo es laut war, da Musik allgemein in dessen Ohren wehtun müssten.

Kurzerhand beschloss ich, das Häschen hier wegzubringen, weshalb ich mich in die Hocke begab und meine Hände ausstreckte – natürlich nicht, ohne fast auf den Allerwertesten zu plumpsen. Aber das war nebensächlich.

Alles, worauf ich mich konzentrierte, war dieser schnuckelsüße Hase, welcher vor mir weghoppelte. Und ich hinterher. Hoppelnd. Betrunken. Alleine im Dunkeln. Und diese pechbringende Ausgeburt der Hölle suchend.

Diesmal deutlich kürzer, ich hoffe, es ist nicht so schlimm. Diese Woche finde ich die Zeit leider nicht dazu, viel zu schreiben, da ich zwischen den Hausaufgaben ertrinke, erkältet bin und dazu noch Besuch habe für eine Woche. :'D

Freue mich über Votes und Kommentare,

XX, T~

Please, not again ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt