29| Ruhe vor dem Verwesen

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Genervt setzte ich mich in die Cafeteria, wo Ashley, Phil und Dean bereits auf mich warteten.

„Guck nicht so griesgrämig, du schaust schlimmer als meine Oma, wenn sie ihre Tage noch bekommt", begrüßte mich Ashley mit ihrer fröhlich reizenden Art. Ich hingegen antwortete ihr darauf nicht, sondern schnappte mir ihren dampfenden Kaffee, welchen sie auf dem Tablett hatte.

Mein Morgen hatte fatal angefangen ab dem Moment, in dem ich verweint aus meinem Schlaf aufgewacht war. Seit dem provozierte mich alles und jeder mit der noch so kleinsten Sache.

„Dean, hast du vor, eine Rolle im Schauspiel zu spielen?", fragte ich ihn darauf hoffend, die Aufmerksamkeit von mir zu lenken. Dabei nahm ich einen großzügigen Schluck aus ihrem Becher, während ich ihn musterte. „Ja, ich glaube schon. Ich meine, das ist unser letztes Jahr hier, außerdem ist Theater immer richtig chillig, findest du nicht?" – „Doch, finde ich wohl."

Damit war unser Gespräch beendet, weil Phil Deans Aufmerksamkeit beanspruchte.

„Hey, Dean, glaubst du, andere Männer würden darauf stehen, wenn ich mir meine Haare langwachsen lasse? Was meinst du?" – „Nein, bitte nicht. Kurz steht dir besser."

Aber auch meine wurde weggelenkt, als ich Blicke auf mir spürte. Ich drehte mich um und begegnete den scharfen Blicken von Nate, der an der Tür stand und mich musterte, als würde er jede meiner Bewegungen analysieren. Neben ihm standen Jason, die Zwillinge und Liz, die sich mit ihm zu unterhalten schienen. Er sagte etwas, woraufhin sich alle zu mir umdrehten. Oh Gott, offensichtlicher konnten sie es nicht machen, dass sie über mich sprachen?

Der Gedanke ließ mich aufgrinsen, weil das irgendwie echt typisch war. Zu meiner Verwunderung verunsicherte mich es nicht, dass sie über mich sprachen. Stattdessen stand ich mit den Worten: „Bin gleich wieder da" auf und lief zu ihnen.

„Sie hat keinen Grund, es zu erfahren. Hat ja schließlich nichts mit ihr zu tun, was in der alten Schule geschehen ist", hörte ich Nate noch sagen, ehe sie verstummten, weil ich bei ihnen ankam. Wer sollte was nicht erfahren? Meine Neugierde stieg, doch wäre mir das zu aufdringlich, ihn direkt zu fragen. Es ging sicherlich ohnehin nicht um mich.

„Wir haben gerade erst von dir geredet, Prinzessin", begrüßte mich dieser und legte den Arm um mich. Ich schaute ihn misstrauisch an, während ich seine Hand von mir entfernte. Bestimmt war das ironisch gemeint. „Aha. Freut ihr euch schon auf Theater?", erwiderte ich und lächelte in die Runde.

„Jap, wir beide haben schon viel über Ms. Jiménez gehört", antwortete mir einer der Zwilinge. Vielleicht sollte ich mal ihre Namen lernen, aber mir fielen sie nicht einmal mehr annähernd an. Und das, obwohl sie letzt Woche noch bei mir gewesen waren.

Verwirrt schaute ich ihn an. „Wer ist Ms. Jiménez und ihr habt auch Theater?"

Die Verwirrung wurde mit mir geteilt, weil mich nun fünf Augenpaare perplex anblickten. „Unsere Theaterlehrerin? Und abgesehen davon, wir sind die Neuen, nicht du. Und ja, letztes Mal waren wir beide nicht da, weil wir einen kleinen Unfall hatten, wenn man das so nennen kann", antwortete mir Andrew und wurde kurz darauf rot im Gesicht.

Lachen ertönte in der Runde, doch ich verstand nicht wirklich, worum es ging, weshalb ich stumm danebenstand und wartete, dass sie aufhörten. Dabei fiel mir auf, dass es das erste Mal war, in dem ich den Zwilling so viel habe sprechen hören. So erschienen sie deutlich weniger gruselig.

„Hört auf zu lachen, kann ich was dafür, wenn sie uns anscheißt, wie absolut asozial wir seien und danach das Auto vollkotzt?", meckerte der eine, unterstützend von anderem Zwilling mit seinem bösen Blick. Kopfschüttelnd betrachtete ich diesen Chaotenhaufen, ehe ich einschritt. „Ja, ne, ich kann mir ihren Namen nicht merken. Ich nenn sie einfach nur noch Ms. Duck. Habt ihr vor, eine Rolle zu spielen?"

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