51| Spielrunde 3

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Mit gesenktem Blick betrat ich die Schule. Tiefe Augenringe zeichneten sich unter meinem Auge ab, jedoch interessierte mich dies zurzeit recht wenig. Schuldgefühle plagten mich, weil ich jemandem Unrecht angetan hatte, ohne einen Grund zu haben.

Seit dem Aufwachen hatte ich mir vorgenommen, mich bei Mel zu entschuldigen. Ich wusste, dass sie wahrscheinlich momentan in den Mädchentoiletten war und ihr Make-Up auffrischte. Wie jede Pause ebenfalls.

Ich betrat den Raum, dessen Revier durch eine Wolke von Parfüm markiert worden war, und tauchte inmitten eines Gespräches auf.
„Diese Bitch wird es bereuen. Ich werde sie fertig machen." Eindeutig Mel. Stockend dachte ich bei dieser Aussage an Adams Worte von gestern.

„Sie hat mir gesagt, dass du Sozialverhalten nichts anderes als ein E verdient hättest. Natürlich werde ich das nicht machen, aber du solltest dennoch darauf aufpassen, wie du zu deinen Mitschülern bist. Noch eine solche Aktion und du wirst suspendiert."

„Mel? Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Dafür, dass ich dir den Milchshake über den Kopf geschüttet habe. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist", sprach ich, bevor ich einen Rückzieher machen konnte. Die Angesprochene und ihr beständiges Anhängsel schauten mich arrogant an.

„Schön für dich." Bevor ich etwas sagen konnte, liefen die beide an mir vorbei. Dabei vergaß Mel natürlich nicht, mich anzurempeln, wodurch ich nach hinten stolperte. Bettina folgte ihrer Tat und rempelte mich ebenfalls an, wobei ihr Gesichtsausdruck deutlich überfordert aussah.

Überlegend dachte ich an die SMS von gestern zurück. Ich hatte sie erst heute nach dem Aufwachen lesen können, weil Nate noch bis drei Uhr morgens bei mir geblieben war. Wir hatten über belangloses Zeug geredet, uns miteinander angefreundet und über meine Vergangenheit philosophiert. Er hatte ab und zu einige Theorien fallen lassen, ohne zu aufdringlich zu werden. Zu schnell war die Zeit vergangen, bis ich irgendwann jedoch zu müde wurde. Nathan selbst hatte mir versichert, bei Jason zu übernachten, sodass ich mir keine Sorgen machen musste, dass ihm etwas auf dem Daheimweg geschah.

In der SMS war lediglich geschrieben: ‚2:0. Spielrunde drei ist unterwegs. Und bald das große Finale.'

Gedankenverloren verließ ich das Bad wieder, doch bevor ich mich irgendwo hin begeben konnte, wurde ich von Nathan abgefangen. „Hey Prinzessin", flötete er amüsiert und legte mir ein Arm um die Schultern. Argwöhnisch betrachtete ich ihn, doch dagegen unternehmen tat ich nichts.

Wir waren Freunde. Glaubte ich. Da tat man sowas manchmal. Zumindest hatte Dean das auch immer gemacht.

Dean. Welcher mich seit Wochen nicht mehr umarmt hatte, wie ich es bräuchte. Dean, mein bester Freund, welcher von mir angeekelt war. Ich vermisste ihn.

Nathan schien meine deprimierten Gedanken zu bemerkten, weil sich wenig später zwei Arme um mich schlangen. Ich erwiderte die Umarmung. „Ist okay, wir schaffen das."

Mein Herz erwärmte sich bei seinen Worten. Nicht ich. Nicht er. Nicht sonst wer, sondern wir.

Ich löste mich von ihm und lächelte ihn und dann Jason freundlich an, welcher ebenfalls zum Vorschein gekommen war. „Hey Jason." – „Hey", lächelte er charmant und gab mir einen wissenden Blick.

Das könnte glatt der pädophile Emoji von Whatsapp sein. Jedoch wusste ich nicht, ob dieser an den Arm um mich gerichtet war, oder aber ob er wusste, dass Nathan nachts von mir gekommen war. Irgendwie interessierte mich das aber auch nicht so viel.

„Bereit für Theater?", grinste Jason Nate an und wackelte dabei amüsiert mit den Augenbrauen. Bei dem Gedanken an das Theater verschlechterte sich meine Laune umso mehr. Und als ich dann auch noch mein Handy in meiner Hosentasche vibrieren spürte, hatte ich das Bedürfnis, aus dem Fenster zu springen. Natürlich erst, wenn ich die Treppen hinaufgestiegen war.

Ich verfluchte es, dass er mir bereits gedroht hatte, meiner Mum etwas anzutun, wenn ich auf die Idee kommen sollte, auf irgendeine Art und Weise seine Mitteilungen zu ignorieren. Darunter gehörte dann auch das stummschalten und ausschalten meines Handys.

Nathan, welcher nahe von mir stand, schien das Vibrieren auch gespürt zu haben, weil er sich augenblicklich anspannte. Doch er antwortete dennoch auf Jasons Frage und tat so, als sei nichts. Ich erkannte dem hübschen braunhaarigen Jungen jedoch an, dass er den Wechsel der Atmosphäre bemerkt hatte. Entschuldigend lächelte ich ihn an und griff nach meinem Handy.

‚Spielrunde 3. Zeit, ein wenig Unruhe in der Schule anzurichten. Sei brav und teil' eines der Bilder auf der Homepage eurer Seite. Außer natürlich du hast alle Nummern deiner Schulkameraden;) Der andere wird natürlich auf andere Weise für seine Tat bestraft.'

Ich hasse dieses Arschloch für die zusätzliche Provokation durch einen einfachen Smiley. Und obwohl ich mich erneut schrecklich fühlen sollte, war es dieses Mal weniger schlimm. Ich hatte das Gefühl, jemanden zu haben, welcher mich unterstützte. Der für die seltsame Situation Verständnis zeigen konnte, ohne meine grausamen Taten zu kennen.

Nate gab mir Mut. Mut und Sicherheit. Nahm mir einen Teil der Angst und schenkte mir stattdessen Vernunft. So viel Vernunft, dass ich wütend sein konnte auf dieses miese Arschloch, welches mich zu Taten nötigte, die ich für gewöhnlich niemals zu tun wagte.

Schluss damit. Ich öffnete das erste angehängte Bild und stockte bei dem Anblick. Es war Mr. Davis, wie er im Klassenzimmer war und mit einer Schülerin rummachte. Die Schülerin jedoch konnte man nur von hinten betrachten. Es war offensichtlich, dass dieses Bild bearbeitet war. Zumindest, wenn man Adams Charakter kannte.

Ich konnte mir nicht vorstellen, wie Adam – langjähriger Familienfreund, welcher dazu glücklich verheiratet war und eine süße kleine Tochter hatte –solche Treuebrüche begehen könnte.

Ich schüttelte verstört den Kopf und öffnete das zweite Bild. Es war der Kirschbaum draufzusehen, welchen man von meinem Lateinraum aus betrachten konnte. Davor war ein Junge niedergekniet, welcher am Baum etwas zu vergraben schien. Man erkannte deutlich das Profil des Jungen. Nathan.

Verwirrt blickte ich auf ins Leere. War das Bild echt? Außerdem war das Bild so ziemlich harmlos, also wäre es nicht schlauer, wenn ich dies posten würde? Adam könnte nämlich von der Schule fliegen und das wollte ich um Gottes Willen nicht. Viel zu sehr würden mich die Schuldgefühle plagen, weil das Lehrersein eines der Dinge war, die Adam viel bedeutete.

„Ich muss los. Wir sehen uns gleich im Kurs, Kumpel. Und Claire, tut mir leid wegen dem Verweis und dem Stress", holte mich Jason zurück in die Gegenwart. Ein leichtes Lächeln legte sich auf mein Gesicht, weil ich sein ehrliches Bedauern zu schätzen wusste.

„Übrigens steht da hinten ein Typ, der euch beide ziemlich böse anstarrt. Der Kumpel vom Freund deiner blonden Freundin, wie immer sie heißt. Und Melanie übrigens auch. Aber sie guckt eher dich böse an, Claire. Als würde sie deinen Tod wollen. Nun denn, das ist doch ein perfekter Moment für einen dramatischen Abgang", grinste er spitzbübisch und drehte sich dann nach einer flüchtigen Umarmung übertrieben um.

Ein leises Lachen entfloh Nathans Kehle, doch legte sich dieses wieder und ernst blickte er zu mir runter. Er nahm mir wortlos das Handy aus der Hand und betrachtete die Bilder.

Stille kehrte ein. Gefühlte Minuten, Stunden, in denen ich mehr als nur deutlich die hassenden Blicke von Jack und Mel spürte.

Mel wahrscheinlich, wegen meiner Aktion und dem Fakt, dass Nates Arm auf meiner Schulter lag; Jack, weil er dachte, ich hätte ihn angelogen und da würde doch etwas mit Nate laufen.
Meine Gedanken schwirrten ungeordnet durch die Gegend. Orientierungslos.

Bis Nathan tief einatmeteund schließlich sagte: „Poste das Bild von mir." 

Ich bin momentan in so einer richtigen Schreibblockade>.< Tut mir leid D:
Aber mein Kopf dampft jetzt schon wegen Schule, muss nämlich ein Referat fertigmachen bis Ende der Ferien x.x
Hoffe trotzdem, dass ihr mir ein Vote oder ein Kommentar hinterlasst xxT~

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