Verzweiflung

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Luxe

Mit einem genervten Grummeln rollte ich mich auf die andere Seite des bequemen Bettes und wedelte mit einer Hand. Irgendetwas war da, etwas was kitzelte und mich einfach nur aufregte.

Erst ein leiser, schmerzerfüllter Aufschrei ließ mich die Augen öffnen und nach dem Störenfried Ausschau halten. Sobald ich meine Augen komplett geöffnet hatte merkte ich, dass ich nicht in meinem gewohnten Zimmer in diesem Bonzenhaus der Familie Peterson lag, sondern in einem türkisfarben gestrichenen.

Langsam kamen die Erinnerungen an die letzte Nacht wieder und schlagartig wurde mir klar, wer eben geschrien hatte. Sofort ließ ich meinen Blick über das Kissengewühl gleiten und entdeckte die Quelle des Rufs direkt neben mir.

„Alles klar?", wollte ich mit vom Schlaf noch rauer Stimme wissen und blickte fast schon desinteressiert zu meiner Freundin, Leyla.

Sie war mit ihren dunklen Haaren und Augen schon ein Blickfang und nebenbei mit dem schlanken, großen Körper eines der begehrtesten Mädchen der Schule, doch mir bedeutete sie nicht viel mehr als eine meiner anderen Freundinnen, von denen ich in den letzten Monaten schon mehr als genug gehabt hatte.

„Nein, du hast mich geschlagen", riss sie mich aus meinen Gedanken.

Überrascht sah ich das schmollende Mädchen an. Dann kam mir die Situation vom Anfang meines bewussten Denkens wieder in den Sinn und ich zog Leyla seufzend an mich.

„Ich wollte dich doch gar nicht schlagen. Deine Haare haben mich nur gekitzelt."

Schlagartig änderte sich ihre Miene und meine Freundin grinste mich leicht zweideutig an.

Leyla fuhr mit einem Finger meine Tattoos nach und meinte leise und mit, wie sie wohl fand, sexy Stimme: „Du könntest es ja wieder gut machen..."

Dabei wanderte ihre Hand zielsicher in südlichere Gefilde. Ich jedoch blickte nur gelangweilt zu ihrem Wecker. 11:25 Uhr. Shit. Ich hätte schon vor 25 Minuten bei den Petersons sein müssen, um zu Familie Nummer 4 zu kommen.

„Sorry, ich muss mich beeilen. Bin schon echt spät dran", teilte ich meiner Freundin mit.

Ich schob mich aus dem Bett, zog dabei fast die Hälfte der hier versammelten Kissen aus dem Bett und landete schlussendlich nach einer grazilen Rolle auf beiden Füßen.

Ohne Leylas lüsternen Blick zu beachten, zog ich mich an und verschwand nach einem kurzen Kuss. Schlecht gelaunt marschierte ich die Treppe des Normalverdienerhauses herunter und rannte dabei Leon, Leylas älteren Bruder, fast um.

Leon sah Leyla echt ähnlich, nur war er noch größer, breit wie ein Schrank und wirkte doch recht angsteinflößend. Mit dem Typen wollte man sich echt nicht anlegen.

Doch ich verzog keine Miene und marschierte nach einem kurzen Nicken aus dem Haus heraus. Den Fußmarsch von etwa zwei Kilometer lief ich zügig, hörte Musik und ließ meine Gedanken etwas schweifen.

Ich sollte es ihr echt sagen, schoss es mir unvermittelt durch den Kopf. Leyla wusste nicht, dass ich fast 400 km weit weg ziehen würde und wenn es nach mir ginge müsste sie es nie erfahren, aber da sie meine Freundin war musste das wohl oder übel passieren.

Und ich sollte mit ihr Schluss machen, eine Fernbeziehung wollte ich nicht haben und Leyla bedeutete mir einfach nicht genug. Kein Mädchen hatte mir bisher viel bedeutet und auch kein Mädchen würde mir jetzt viel bedeuten.

Ich zuckte bei dem verräterischen Gedanken zusammen und presste meine Lippen zusammen. Shit, das Thema sollte eigentlich schon längst vom Tisch sein. Ich stand nicht auf Typen, auch wenn mein Körper und meine Ex-Freundinnen das anders sahen. Verräter, allesamt.

𝔻𝕖𝕤𝕡𝕖𝕣𝕒𝕥𝕖 𝕃𝕠𝕧𝕖Where stories live. Discover now