Glücklich

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Luxe

Neugierig musterte ich Rhyse. Warum wollte er es mir nicht direkt erzählen? Gerne hätte ich nachgefragt, aber sein verschlossener Gesichtsausdruck hielt mich ab. Er erinnerte mich irgendwie an mich selbst, als ich am Anfang nicht über meine Eltern hatte reden wollen.

Und das gefiel mir gar nicht. Also musste eine Ablenkung her. Hoffentlich unauffällig sah ich mich um, bis mir ein Volleyball ins Auge fiel. Seufzend erhob ich mich und schnappte mir den Ball.

Rhyse schien zu erraten was ich machen wollte, da er ebenfalls aufstand. Dabei schein sein ganzer Körper zu knacken und zu protestieren, was er mit einer Grimasse quittierte. Ich grinste bloß.

„Du bist wirklich alt Rhyse, hat dir das schon mal jemand gesagt?"

Rhyse warf mir einen Blick zu, der mich wohl töten sollte, dann antwortete er: „Warte nur, bis du in meinem Alter bist. Dann wirst du das bestimmt nicht mehr lustig finden."

Ich schüttelte bloß den Kopf.

„Es ist ja noch nicht soweit. Und ob ich dann so eingerostet bin steht auch noch nicht fest."

Dann steuerte ich zielsicher auf das Volleyballfeld zu, Rhyse im Schlepptau. Das Spiel, das wir darauf begannen, konnte man nicht mehr wirklich als Volleyballspiel bezeichnen. Es war eher eine Mischung aus Fußball und Wrestling um den Ball.

Den restlichen Tag nach dem Spiel verbrachten wir dösend auf Liegestühlen, schließlich brauchte Rhyse Erholung. In seinem Alter...

Abends sahen wir uns noch einen Film an und dann scheuchte Rhyse mich auch schon ins Bad und anschließend in mein Zimmer. Und das um halb elf. Trotz das es mörderisch früh war schlief ich schnell ein.

Am nächsten Morgen wurde ich dann glücklicherweise erst um kurz vor sieben geweckt. Noch schlaftrunken wankte ich ins Bad um mich fertig zu machen. Nach knapp zehn Minuten unter der Dusche und weiteren fünf um meine Frisur in den Griff zu bekommen konnte ich mich endlich umziehen.

Da es, laut Rhyse, warm werden sollte, schlüpfte ich in eine helle Jeans und ein einfaches weißes Shirt. Dabei dann noch meine noch ganzen Lederarmbänder und fertig war ich für den Tag. Zumindest äußerlich. Innerlich hatte ich keine Lust, acht Stunden ohne Rhyse zu verbringen.

Ein weiterer Umstand, der mich verwunderte. Fühlten sich so frisch verliebte Leute? Wenn ja, dann taten sie mir alle Leid, ich inklusive. Und Rhyse, falls es auf ihn zutraf. So ganz sicher war ich mir da aber nicht. Doch nachfragen würde ich bestimmt nicht.

Kurze Zeit später fanden wir uns im Auto wieder, auf dem Weg zu Lea, der ich geschrieben hatte, dass wir sie mitnahmen. Es war eine entspannte Ruhe, bis Rhyse sie schließlich unterbrach.

„Möchtest du Lea von uns erzählen?"

Ich erstarrte in der Bewegung, den Radiosender umzustellen. Ich meine, zweimal Despacito am Tag war dann doch genug. Als mir die seltsame Pose auffiel, in der ich da saß, führte ich die Bewegung schnell aus und lehnte mich dann wieder zurück.

Als nächstes fiel mein Blick auf meine Finger. Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Lea schien kein Problem damit zuhaben, dass Rhyse schwul war. Daraus schloss ich, dass sie bei mir auch kein Problem haben würde. Aber ganz sicher war ich mir auch nicht. Vielleicht schätzte ich sie falsch ein und dann würde wieder so ein Fiasko wie damals daraus werden.

Eine warme Hand auf meinem Oberschenkel riss mich aus meinen Gedanken. Vorsichtig ließ ich meinen Blick zu Rhyse gleiten, der immer noch konzentriert auf die Straße sah.

„Wir müssen es ihr nicht sagen. Genauso wenig wie irgendjemand anderem. Zumindest noch nicht. Denk erstmal darüber nach und sei dir ganz sicher."

Erleichtert atmete ich durch. Dann nickte ich.

„Ist wahrscheinlich besser."

Rhyse lächelte kurz, dann hielt er den Wagen an. Wir standen tatsächlich schon vor dem Haus, in dem Lea wohnte. Lea, welche gerade wie vom Blitz getroffen aus dem Haus schoss. Sie riss die Tür fast schon auf und warf sich auf den Rücksitz. Rhyse lachte bloß, während ich grinsend den Kopf über die kleinere schüttelte.

„Pass auf, dass du die Tür nicht irgendwann aus den Angeln reißt. Der Wagen war nicht gerade billig", mahnte Rhyse Lea dann doch bevor er losfuhr.

„Und schnall dich an."

Lea gehorchte ihm, dann begann sie mir wie verrückt auf die Schulter zu tippen.

„Rate mal, wer heute Abend ein Date mit Ben hat."

Ich seufzte und tat dann so, als würde ich überlegen.

„Keine Ahnung, aber ich denke mal, dass ich ein paar Leute ausschließen kann. Janine, dich..."

Mitten im Satz wurde ich von einem wirklich harten Schlag gegen die Schulter getroffen. Verflucht, das Mädchen hatte Kraft.

„Das ist nicht lustig Lulu."

Ich riss den Kopf herum und funkelte sie an.

„Nenn mich nie wieder Lulu. Das hört sich an wie der Spitzname eines Mädchens."

Lea grinste bloß.

„Nur wenn du aufhörst so zu tun, als wüsstest du nicht, wer ein Date mit Ben hat."

Ich seufzte bloß. Das war das einzige, was bei Lea wirklich zur Beruhigung half. Und natürlich auf etwas einschlagen. Aber Luke würde sich bestimmt nicht freiwillig zur Verfügung stellen.

„Du hast ein Date mit Ben. Das war aber logisch."

Lea strahlte über das ganze Gesicht. Das Mädchen musste mal einer verstehen. Ich konnte für Ben nur hoffen, dass er wirklich so entspannt und geduldig war, wie er immer wirkte. Apropos Ben, als wir auf den Parkplatz einbogen stieg er gerade von einem schon recht zerkratzten Mofa.

„Tschüss, viel Spaß in der Schule", verabschiedete Rhyse sich mit einem leichten Lächeln von uns.

„Tschüss", verabschiedeten Lea und ich uns gleichzeitig.

Und dann war Lea auch schon bei Ben. Um einiges langsamer verließ ich dann schließlich den Wagen und lief zu meinen Freunden, die sich, nebenbei bemerkt, die ganze Zeit angrinsten. Auch, als wir fast schon das Schulgebäude erreicht hatten.

„Wenn ihr so weiter macht denkt bald die ganze Schule, dass ihr frisch verheiratet wärt oder so."

Lea warf mir kurz einen Killerblick zu, dann stockte sie.

„Sag mal, hattest du nicht erwähnt, dass du ein Date hattest?"

Jetzt war es an mir, kurz inne zu halten.

„Du hattest ein Date?", mischte sich jetzt auch Ben ein.

Ich nickte kurz und wartete schon auf die ersten Fragen von Lea, aber glücklicherweise unterbrach die Schulglocke uns. So musste Lea sich mit einem bohrenden Blick begnügen, während ich mich auf den Weg zum Deutschunterricht machte, das einzige Fach ohne Lea.

Aber leider ein Fach mit Luke. Schon als ich den Klassenraum betrat begrüßte mich das leise Murmeln der anderen Schüler. Auf meinem Weg zu meinem Platz schnappte ich immer wieder Satzteile auf wie 'Hat sich mit Luke geprügelt', 'Nicht so schlimm erwischt' und 'richtig fest zugeschlagen'.

Zum gefühlt tausendsten Mal am heutigen Tag seufzte ich auf. Wenigstens blieb mein Sitznachbar, ein unauffälliger Junge mit Brille, ruhig. War auch besser. Aber ich sollte mich glücklich schätzen, dass die Leute nicht schon am Schulhof geflüstert hatten.

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Noch ein pünktliches Kapitel. Ich sollte öfter auf den letzten Drücker schreiben. Aber anderes Thema: Ich weiß, es passiert momentan nicht wirklich viel in der Story. Ich verspreche, dass noch etwas interessanteres in nächster Zeit kommt.

Und zur Frage des Tages:

Was macht ihr in den Ferien so?

Ich nichts, außer dumm am Bett sitzen und Videos schauen.

Over and Out, _Amnesia_Malum_

21/08/2019: Nichts hat sich geändert. Traurig.

𝔻𝕖𝕤𝕡𝕖𝕣𝕒𝕥𝕖 𝕃𝕠𝕧𝕖Where stories live. Discover now