Liebe

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Das letzte neue Kapitel. Leser der Betaversion sollten dieses Kapitel nicht mit dem ehemaligen Ende, dass jetzt Heimat heißt, verwechseln. Dieses sollten unbedingt gelesen werden, genau wie die anderen neuen Kapitel.

Luxe

Leider musste es so kommen, wie es kommen musste. Ein paar Wochen lang war die Welt Sonnenschein und Regenbogen, doch kurz vor den Sommerferien beschlossen Lina und Tom, dass es Zeit wurde, meine kleine, glückliche Blase zu zerplatzen.

Rhyse und ich hatten es uns auf dem Sofa bequem gemacht. Es war ein Samstagabend, also würde es niemanden stören, dass wir bis spät in die Nacht schlechte Fantasyfilme schauten. Das war eine Gewohnheit, die wir uns seit meinem Besuch zuhause angewöhnt hatten.

An diesem Abend jedoch beschlossen Lina und Tom, aus ihren Verstecken zu kommen. Beide setzten sich auf Sessel und starrten uns solange an, bis Rhyse den Film pausierte.

Tom räusperte sich, doch Lina war die erste, die schließlich etwas sagte.

„Jungs, es freut uns, dass ihr euch so gut versteht. Wirklich. Aber wir fragen uns, ob ihr wirklich ehrlich seid."

Ich betrachtete sie mit schief gelegtem Kopf. Was meinte sie denn damit?

„Ich schätze, dass das eine Andeutung auf meine Sexualität ist?", fragte Rhyse mit gerunzelter Stirn.

Lina wurde etwas rot, nickte aber. Das war traurig.

„Keine Sorge, Luxe weiß davon."

„Und du hast damit kein Problem, Luxe?", platzte es ungläubig aus Tom heraus.

„Ich denke nicht, dass man Leute wegen so etwas verurteilen sollte", erklärte ich betont gleichgültig.

Dennoch war ich nervös. Die beiden waren bestimmt nicht nur deswegen hergekommen. Und meine Vermutung bestätigte sich.

„Was auch immer. Wir wollten mit euch reden, da ein paar Leute Gerüchte verbreiten", fuhr Tom schließlich fort.

Rhyse griff unter der Decke vorsichtig nach meiner Hand, dann erwiderte er den beinah herausfordernden Blick seines Vaters.

„Was für Gerüchte?"

Tom schien zum ersten Mal seit ich ihn kannte, nervös. Und er kämpfte mit den Worten. Seiner Frau schien es leichter zu fallen, die Worte auszusprechen.

„Es gibt Leute in der Kirche, die glauben, dass zwischen euch beiden... Wie sagt die Jugend? Ah, sie sagen, etwas würde zwischen euch 'laufen'."

Oh Gott, da war es. Das Thema, dass ich bis zu meiner Volljährigkeit hatte vermeiden wollen. Ich meine, ich wusste, dass wir den beiden irgendwann davon erzählen müssten. Aber wir hatten uns geeinigt, damit noch eine ganze Weile zu warten.

Denn momentan hatten die beiden noch eine ganze Menge Macht. Sie könnten Rhyse verbieten, immer wieder hier her zu Besuch zu kommen. Oder, noch viel schlimmer, sie könnten dafür sorgen, dass ich am anderen Ende des Landes leben müsste. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich nicht für eine Fernbeziehung geschaffen war.

„Wir wollten nur sicher gehen, dass ihr beide das wisst. Eure Freundschaft erfreut uns, aber dennoch würden wir euch darum bitten, etwas weniger zu zeigen."

Rhyse Blick glitt zu mir, als würde er meine Bestätigung wollen. Ich zog zögernd eine Augenbraue in die Höhe, dann zuckte ich die Achseln. Er musste meine Sorge spüren, schließlich war ich mir ziemlich sicher, dass er uns gleich outen würde, denn der griff seiner Hand um meine wurde etwas fester.

Er wirkte selbstbewusst. Und während er mich ansah, hatte ich das Gefühl, dass er ganz eindeutig zu wissen schien, was er tat. Diese Überzeugung war es schließlich, die mich motivierte, zustimmend zu nicken.

𝔻𝕖𝕤𝕡𝕖𝕣𝕒𝕥𝕖 𝕃𝕠𝕧𝕖Where stories live. Discover now