Lesenacht Teil 1

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Luxe

Wie erstarrt sah ich Ben an. Dann, als mein Herz sich wieder daran erinnerte wie es schlug, öffnete ich den Mund um etwas zu sagen. Irgendetwas musste jetzt meinen Mund verlassen, etwas. Komm schon Luxe. Raus mit irgendeiner Scheiße.

„Wie kommst du denn auf so eine Idee?"

Ich hatte zu lange gezögert, bemerkte ich in dem Moment, in dem die Gegenfrage meinen Mund verließ. Leas Blick lag mehr als nur etwas ungläubig auf mir, während Ben mich nur leicht belustigt musterte.

„Denkst du wirklich, dass es mir nicht aufgefallen wäre, wie du von dem Thema Mädchen abgelenkt hast?", überging mein wahrscheinlich bester Freund meine Frage.

Dieses Mal war es Leas Mund, der auf und zu klappte und nicht zu wissen schien, was jetzt für Schwachsinn gesagt werden sollte. Aber das musste sie auch nicht, da es in dem Moment klingelte. Wirklich, so langsam begann ich diesen Laut zu mögen. Aber auch nur langsam. Und in bestimmten Situationen.

Situationen wie diesen, die es mir erlaubten, vor meinen Freunden zu flüchten. Weg von der Wiese, über den Schulhof und dann ins Schulgebäude. Und das in einem wirklich gemächlichen Tempo. Nicht. Die meisten Schüler in meiner Nähe mussten sich bestimmt schon fragen, was diesen Spinner bitteschön antrieb, so schnell seinen Klassenraum erreichen zu wollen.

Das hätte ich mich wahrscheinlich an ihrer Stelle gefragt. Aber da ich nicht sie waren, war es lediglich eine Möglichkeit von vielen. Vielleicht gefiel ihnen auch einfach nur mein Schulrucksack. Oder das Gegenteil war der Fall und sie interessierten sich nur für die Details, um später mit ihren Freunden lästern zu können.

Was auch immer es war, es war mir ziemlich egal. Viel eher interessierte mich die Frage, ob ich denn so leicht zu durchschauen war. Wenn ja sollte ich schnell etwas daran ändern. Es war so ungemein lästig, wenn die anderen mehr über dich selbst zu wissen schienen als man selbst. Nur wie sollte ich etwas ändern?

Meine nächste Stunde war Mathe, mit Lea. Verdammt, die würde mich doch nicht in Ruhe lassen. Ich musste sie also ignorieren, etwas, was ich absolut nicht konnte. Selbst Mathe entsprach noch mehr meinen Fähigkeiten. Okay, ich war jetzt nicht unbedingt schlecht in dem von so vielen verhassten Fach.

Ich sollte meine Fähigkeiten eher mit den Lukes im Französischunterricht vergleichen. Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich beinah an der Tür meines Klassenzimmers vorbei lief. Glücklicherweise fiel es mir auf bevor mir noch etwas peinliches passieren konnte, wie beispielsweise in meine Lehrerin rennen. Einmal war mir das in der Unterstufe passiert, keine schöne Erinnerung.

In Mathe stupste Lea mich dann die gesamte Zeit an, zog an meinem Heft oder nahm mir Stifte weg, während Frau Wiltraut mich zu ihrem Studenten der Woche machte. Wenn nicht sogar Schüler des Jahres. Es fühlte sich so an als würde die eindeutig Ältere mich bei 75% der Fragen dran nehmen. Wenn nicht sogar mehr, für eine genaue Diagnose reichten meine mathematischen Künste dann doch nicht aus.

Dennoch hangelte ich mich irgendwie durch diese Doppelstunde. Dann änderte ich meine Taktik. Statt zu lang zu bleiben war ich der erste der den Klassenraum verließ. Zielstrebig steuerte ich auf das Jungsklo zu. Es war vielleicht feige sich dort zu verstecken, aber ich wollte meinen Freunden wirklich nicht begegnen.

Auf Toilette suchte ich mir dann eine Kabine weiter hinten, die nicht komplett zugemüllt war, und zog mein Handy aus meiner Hosentasche. Dann schrieb ich Rhyse, dass ich nach der Schule mit dem Bus fahren würde. Ich brauchte Zeit für mich. Zeit, um mir zu überlegen wie ich meinen Freunden gegenübertreten sollte und wie ich Rhyse von meiner mehr oder weniger gescheiterten Geheimhaltung erzählen sollte.

Ich würde wetten, dass er nicht begeistert war, dass ich so abgelenkt hatte. Aber ich hatte in dem Moment nicht anders handeln können. Und verdammt, auch jetzt fiel mir nichts besseres ein. Aber darüber könnte ich auch beim Nachsitzen nachdenken.

Jetzt würde ich erst mal das machen, was man nun mal am Klo tat und danach langsam durch die Flure wandern und auf das Ende der Pause warten. Danach musste ich noch die siebte Stunde in meinem Philosophie-Kurs mit Lea und Ben aushalten und in der achten und neunten Stunde war dann Nachsitzen mit Luke angesagt.

Gerade als ich meine Hände gewaschen hatte klingelte es auch schon. Ich hatte länger in der Kabine verbracht als ich vermutet hatte, aber wenigstens blieb mir jetzt ein unbeabsichtigtes Treffen mit Lea und Ben erstarrt. Man musste alles positiv sehen. Wer weiß, vielleicht war unser Philosophielehrer ja auch spontan Krank. Oder eine Treppe hinuntergestürzt.

Leider war weder das eine noch das andere der Fall und Herr Heimel wartete bereits im Klassenraum auf mich. Ich hatte den recht kleinen Raum kaum betreten, da winkte er mich schon zu sich.

„Ich soll dir von unserem Direktor sagen, dass du gleich zum Nachsitzen direkt hier bleiben kannst. Eure Aufsicht kommt dann auch her."

Ich nickte bloß auf die schadenfrohen Worte meines Lehrers und setzte mich dann auf meinen Platz hinten. Dann musste ich mich auf den wirklich grässlich langweiligen Unterricht konzentrieren, da ich genau in der Mitte der letzten Reihe am Präsentierteller saß und Herr Heimel davon besessen schien, mich bei dem kleinsten Indiz der Unachtsamkeit an die Tafel zu rufen.

Der Mann war der Teufel. Oder von eben diesem besessen, so genau wusste ich es noch nicht. Ich könnte ihn fragen, aber das würde sich bestimmt negativ auf meine Note auswirken. Doch auch diese Stunde überlebte ich. Sobald die Schüler aus dem Raum stürmten ließ ich meinen Kopf auf die Tischplatte fallen.

Was die nächsten beiden Schulstunden anging hatte ich gar kein gutes Gefühl. Irgendetwas würde passieren, da war ich mir sicher. Nur sagte mir dieses verdammte, nagende Gefühl mir nicht was es war. Verfluchter aber auch.

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Erstes Kapitel, noch etwa so lang wie der Durchschnitt. Oder etwas drunter. Neues Kapitel kommt wahrscheinlich erst um 8, habe noch Freunde zu besuch

Over and Out, _Amnesia_Malum_

𝔻𝕖𝕤𝕡𝕖𝕣𝕒𝕥𝕖 𝕃𝕠𝕧𝕖Where stories live. Discover now