Frustration

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Luxe

Seufzend starrte ich an die helle Decke. Warum hatte ich eigentlich zugestimmt? Eindeutig einer meiner dümmsten Einfälle, direkt nach der Tee-Sache und dem Frage-Antwort Spiel. Welcher Teufel mich auch immer dazu getrieben hatte sei verflucht.

Während ich meinen trüben Gedanken nachhing, hörte ich ausnahmsweise einmal etwas eher trauriges. Ich hatte eine meiner liebsten Playlists angemacht um etwas zu vergessen, wie Scheiße diese Welt eigentlich war.

So wechselte die Musik zwischen Shawn Mendes, Troye Sivan, ein paar Liedern von SDP und ein paar anderen Schnulzen. Gerade aber lief So schön kaputt von SDP, eines meiner momentanen Lieblingslieder.

Es erzählte meiner Meinung nach von dem Leben, von Fehlern die jeder Mensch beging und davon, dass jeder eine Geschichte, ob fröhlich oder traurig, hatte und damit leben musste. Es heitere mich irgendwie auf zu wissen, dass es nicht nur mir scheiße ging. Vielleicht dumm, aber wahr.

Wie durch Zufall fiel meine Blick auf die Uhr und erinnerte mich daran, dass Lina mir eben gesagt hatte, für wann ich etwa kochen sollte. Und es wurde langsam wirklich Zeit, hatte ich mir doch ein recht schweres Menü ausgedacht. Oder eher übernommen.

Das Menü, welches ich kochen wollte, bestand aus einem gemischten Salat mit Ei, Tomate, Käse und Schinken, dann Fleisch-Parmaröllchen auf gerösteten Kartoffelscheiben und zum Abschluss eine Mousse au Chocolat mit gemischten Beeren und Vanilleeis. Mein Dad hatte es geliebt, wenn Mum und ich es für ihn gemacht hatten.

Nach fünf Minuten, in denen ich meinen Gedanken nachgegangen war, erhob ich mich mit einer mehr oder weniger eleganten Rolle aus meinem Bett, schnappte mir mein Handy und huschte die Treppe hinab. Dabei kam ich am Wohnzimmer vorbei und hielt an der Tür inne, da ich meinte, meinen Namen gehört zu haben. Sprachen Tom und Lina etwa gerade über mich?

Vorsichtig pirschte ich also etwas näher zu der angelehnten Tür und spähte durch den Türspalt. Lina und Tom saßen einander gegenüber auf zwei Sesseln, Rhyse hatte es sich in einem dritten Sessel etwas am Rand bequem gemacht und lauschte dem Streitgespräch seiner Eltern.

„Tom, Schatz, du übertreibst. Luxe kann auch sehr nett sein, du hast Frau Mesner doch gehört."

„Darum geht es doch gar nicht. Er benimmt sich vielleicht manchmal, untergräbt aber meist meine und deine Autorität, indem er sich eben nicht gut benimmt. Ich kann so etwas nicht abhaben."

Das kleine, aber feine Wörtchen 'nicht' betonte Tom besonders, bevor er mit seiner immer hitziger werdenden Rede fortfuhr.

„Man kann das auch nicht alles auf den Unfall seiner Eltern schieben. Mein Gott, Lina, es ist schon sechs Monate her. Er sollte mittlerweile längst darüber hinweg sein. Und solch ein Benehmen sollte er schon gar nicht an den Tag legen. Es ist inakzeptabel, wie unfreundlich er sich gibt. Nur weil er trauert, muss er ja andere Leute nicht runterziehen.

Bei diesem Benehmen bezweifle ich, dass der Junge jemals erzogen wurde. Auch was diese Tattoos angeht: Er versaut sich damit und auch mit den Piercings seine Zukunft, aber das scheint ihn nicht zu kümmern. Ich befürchte wirklich, dass Luxe irgendwann auf den falschen Pfad kommt, falls er da nicht schon ist..."

Weiter hörte ich nicht zu, sondern suchte meinen Weg in die Küche. Verfluchter, reicher, arroganter, gefühlsloser Bastard. Tom verstand mich nicht, genauso wie alle anderen. Er überdachte nicht, dass mein Verhältnis zu meinen Eltern viel tiefer gewesen war als alle seine Gefühle zusammen. Der Typ siezte seine Eltern bestimmt. Und er sah natürlich nur das, was er sehen wollte.

Mit bebenden Lippen versuchte ich, mich auf meine Aufgabe zu konzentrieren. Routiniert begann ich mit dem Vanilleeis, dann die Mousse, der Salat und zum Schluss der Hauptgang. Dabei stellte ich die Musik auf meinem Handy auf die höchste Lautstärke und blendete alles um mich herum aus.

𝔻𝕖𝕤𝕡𝕖𝕣𝕒𝕥𝕖 𝕃𝕠𝕧𝕖Where stories live. Discover now