Lesenacht Teil 5

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Luxe

Konzentriert las ich mir einen Text über eine Sinfonie Beethovens durch und machte mir zwischendurch Notizen, da ließ mich eine Hand auf meiner Schulter aufschrecken. Überrascht und mit rasendem Harzen blickte ich über meine Schulter und sah Rhyse, der hinter meinem Schreibtischstuhl saß und mir stirnrunzelnd über die Schulter sah.

„Lernst du?"

Leicht genervt verdrehte ich meine Augen.

„Nein, ich lese aus Spaß ein paar Texte über diesen Schwachsinn."

Rhyse lächelte leicht, eine Geste die mich unerklärlicherweise dahinschmelzen ließ, und beugte sich dann etwas zu mir.

„Du weißt aber schon, dass wir schon nach 23 Uhr haben? Du solltest bald darüber nachdenken, ins Bett zu gehen. Und du solltest noch etwas essen, das Zeug am Herd ist nämlich noch unberührt und wartet auf dich."

Just in diesem Moment begann mein Magen zu knurren und ich schob meinen Stuhl zur Seite. Dann stand ich auf und streckte mich ausgiebig. Rhyse fand derweil meine Aufzeichnungen sehr interessant, wieso auch immer. Er beugte sich leicht über meine Schreibtisch und stützte sich mit beiden Händen ab.

Dann stieß er sich plötzlich von dem hellen Holz ab und hielt mir einen Zettel entgegen.

„Zugpläne und verschiedene Hotelkosten? Luxe, was planst du?"

In Gedanken ohrfeigte ich mich selbst. Verdammt, damit hätte ich rechnen müssen.

„Lass uns erstmal was essen gehen, ich erkläre es dir dann."

Mit diesen Worten setzte ich mich in Bewegung. In der Küche angekommen nahm ich mir eine ordentliche Portion und schob den Teller in die Mikrowelle. Dann machte ich einen Teller des Eintopfs für Rhyse bereit, der es sich am Küchentisch bequem gemacht hatte und mir dabei zu sah.

„Habe ich schon erwähnt, dass es mir gefällt, wenn du mir essen vorbereitest?", wollte er schließlich belustigt von mir wissen.

Ich schüttelte kurz den Kopf, dann stellte ich meinen mittlerweile fertigen Teller auf den Tisch.

„Das Essen habe ich nicht gemacht."

Auch sein Teller war fertig und ich schob ihn ihm hin. Dann setzte ich mich und begann zu essen. Kurz blieb es still.

„Also, was hat es mit den Sachen auf sich?", wollte Rhyse schließlich neugierig von mir wissen.

Schon wieder seufzte ich. Das machte ich ihn letzter Zeit entschieden zu oft, bemerkte ich am Rande.

„Ich habe heute beschlossen, dass ich ein für alle mal mit der Vergangenheit abschließen will. Und dafür muss ich, meiner Meinung nach, eben in meine Heimatstadt und den ein oder anderen Platz dort besuchen."

„Und weshalb fragst du mich dann nicht?"

Ich hob den Kopf und blickte zu Rhyse hinüber, der mich leicht pikiert betrachtete. Daran hatte ich ehrlich gesagt nicht gedacht. Irgendwie war ich von Anfang an davon ausgegangen, dass der ältere es mir ausreden wollen würde.

„Ich hatte Angst, dass du es mir ausreden würdest", gab ich schließlich von mir.

Rhyse legte jetzt den Kopf schief und blickte mich ruhig an.

„Warum sollte ich das tun? Natürlich bin ich nicht begeistert, aber wenn es dir hilft. Und solange es nicht an diesem Wochenende ist."

Ich setzte an zu protestieren wurde aber unterbrochen.

„Nein Luxe, kein Aber. Du schreibst nächste Woche eine Klausur. Außerdem müssen wir das mit meinen Eltern abklären. Wenn sie es erlauben, fahren wir direkt nächste Woche Freitag, nach der Schule, los."

Ergeben nickte ich und aß weiter. Dann brachte ich mein Zeug zur Spüle und lief hoch, um mich fürs Bett fertig zu machen. Als ich auch damit fertig war machte ich einen kurzen Abstecher zu Rhyse, der im Esszimmer saß und an seinem Netbook arbeitete. Belustigt lehnte ich mich an den Türrahmen.

„Wenn ich ins Bett muss solltest du das aber auch."

Rhyse hob den Blick und lächelte mich an, während ich mich auf ihn zu bewegte.

„Darf ich wissen, wie es bei deiner Oma war?"

Rhyse legte den Kopf schief und nickte. Dann rutschte er etwas mit dem Stuhl nachhinten und klopfte leicht auf seinen Schoss. Kurz zögerte ich, dann setzte ich mich mit klopfendem Herzen seitlich auf eben diesen. Zufrieden grinsend schlang der andere seine Arme um mich und legte seinen Kopf auf meine Schulter.

„Es war schön, wie immer. Sie ist trotz ihres Alters noch sehr aufgeschlossen, weswegen ich über alles mit ihr reden kann. Und wie lief es mit Lea und Ben heute in der Schule?"

Ich hörte ruckartig auf zu lächeln und blickte auf Rhyse Hände.

„Ich werde Morgen mit den beiden deswegen reden, denke ich. Sonst lief es eigentlich... unangenehm."

„Unangenehm?", lachte Rhyse leise, fragte aber nicht weiter nach.

Stattdessen scheuchte er mich von sich herunter, dabei war es gerade richtig bequem geworden, und brachte mich ins Bett. Wie ein kleines Kind deckte er mich zu und beugte sich zu mir herunter um mir einen sanften Gute-Nacht-Kuss zu geben.

Ein paar Minuten später schlief ich schon vollkommen erschöpft von dem Tag und mit einem leichten Grinsen auf den Lippen ein.

ßßßßß

I know, ist ein bissle kürzer. Aber ich wusste nicht, was ich noch schreiben sollte. Das Update jetzt, also um halb 11, ist jetzt das letzte, da ich meine Konzentration wirklich am Boden ist. Hoffe, dass die Lesenacht euch trotzdem gefallen hat.

Over and Out, _Amnesia_Malum_  

𝔻𝕖𝕤𝕡𝕖𝕣𝕒𝕥𝕖 𝕃𝕠𝕧𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt