Überraschung

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Luxe

Der Typ, der jetzt in das sterile Esszimmer kam, passte ganz und gar nicht zu Tom und Lina. Er passte auch nicht zu meinen Vorstellungen. Schade, oder?

Ich konnte nicht anders und starrte ihn an. Er war groß, unter dem hellen Hemd ließen sich Muskeln erahnen und seine schwarzen Haare schienen wirklich unglaublich weich. Es würde sich garantiert toll anfühlen, durch sie hindurch zu streichen.

Und seine Augen erst. Sie waren von einem angenehmen dunkelbraune. Kurzzeitig verlor ich mich in diesen so unglaublichen Augen. Mein Herzschlag hatte sich innerhalb weniger Sekunden drastisch erhöht.

Aber nur, bis ich bemerkte, dass ich ihn wie ein verliebtes Teenie-girl anstarrte. Verdammt, was machte ich eigentlich? Ich war nicht schwul. Würde ich auch nie sein. Was natürlich nicht bedeutete, dass ich nicht zugeben konnte, dass ein anderer Kerl gut aussah.

Angestrengt senkte ich meinen Blick wieder auf mein Essen und versuchte nicht, an diese Augen zu denken. Während ich auf meinen Teller sah, brachte ich auch meine Mimik wieder unter Kontrolle. Ich entspannte meine angespannten Muskeln und hob dann wieder den Blick.

Dabei spürte ich die Blicke der McLaneys auf mir. Lina musterte mich neugierig, Tom nachdenklich und der Spross der beiden hatte seine Augen leicht zusammen gekniffen, was er dachte wusste ich nicht.

„Was? Habe ich was im Gesicht oder warum starrt ihr mich so dumm an?", wollte ich schließlich wissen.

Es störte mich gewaltig, dass sie mich so ansahen. Es gab für mich nichts schlimmeres, als grundlos angesehen zu werden. Meiner Erfahrung nach ging das immer schief. Aber meine Frage war ja auch berechtigt. Glücklicherweise klang ich recht lässig und vielleicht etwas arrogant. Alles wieder beim alten.

„Piercings. Du hast Piercings im Gesicht."

Shit. Selbst seine Stimme klang gut. Tief, mit einer weichen Note. Sanft und herrisch zugleich. Ich verspürte den Drang, mich von diesen Gedanken rein zu waschen. Um mich also von meinen Gedanken zu befreien, schließlich konnte ich jetzt nicht einfach in das nächste Badezimmer stürmen, sagte ich einfach das nächste, was mir in den Sinn kam.

„No Shit Sherlock."

Er verzog die Lippen zu einer Art Grinsen und ich erwiderte es schmallippig. Der Typ war mir irgendwie nicht geheuer, ob es jetzt an seiner Ausstrahlung, seiner Mimik oder einfach dieser seltsamen Anziehung lag, wusste ich nicht.

„Rhyse, das ist Luxe. Er wird, bis er adoptiert oder 18 Jahre alt wird, bei uns wohnen. Luxe, das ist unser Sohn Rhyse, wir haben dir ja eben von ihm erzählt", versuchte Tom nun die seltsame Stimmung zu retten.

Eins war klar: Als Held sollte er sich nicht versuchen. Schließlich hatte er mir hiermit soeben die perfekte Vorlage geliefert. Ich lächelte kühl. Bis zu meinem 18. Geburtstag würde ich nicht bleiben.

„Erstmal: Warum sollte ich bis zu meinem 18. hier versauern und zweitens, ich habe eben nicht zugehört, also weiß ich auch nichts über euren Sohn. Es interessiert mich eh nicht."

Lina sah mich aus weit aufgerissenen Augen an und Tom, der mein Verhalten von eben wohl so gedeutet hatte, dass ich mich für Rhyse interessierte, blickte dumm aus der Wäsche.

Nur Rhyse schien mein kleiner Ausbruch nicht die Sprache zu verschlagen, da er kühl meinte: „So redet man nicht mit Leuten, die einen aufnehmen. Eine Entschuldigung wäre hier wohl angebracht."

Ich lächelte fast schon glücklich und erhob mich von meinem Stuhl. Fröhlich ging ich auf den Ausgang zu, vor dem leider Rhyse stand, und blieb stehen. Dann sah ich zu dem etwas größeren hoch.

𝔻𝕖𝕤𝕡𝕖𝕣𝕒𝕥𝕖 𝕃𝕠𝕧𝕖Where stories live. Discover now