Mordlust

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Rhyse

Als ich den Anruf von der Schule bekommen hatte, war ich wütend gewesen. Auf der Fahrt verstärkte sich das Gefühl nur und jetzt, wo ich vor der Tür des Direktors stand, war ich kurz davor jemanden zu töten. Dabei wusste ich nicht mal, warum ich wütend war. Wegen Luxe? Wegen des anderen Jungen?

Wahrscheinlich wegen beiden. Sobald ich mit Luxe allein war konnte der Junge etwas erleben. Aber zuerst musste ich mich noch zusammen reißen. Schließlich musste ich Herr Christon, den Direktor, davon überzeugen, Luxe auf der Schule zu lassen.

Also atmete ich nochmal tief durch und klopfte dann an. Langsam öffnete ich die Tür und schritt betont ruhig herein. Dabei fiel mein Blick auf Luxe, der völlig entspannt auf einem der unbequemen Stühle saß. Er hatte eine leichte Platzwunde an der Unterlippe, aber sonst schien sein Gesicht völlig unberührt.

Was man von seinem restlichen Körper nicht sagen konnte. Das weiße Hemd hatte einige Risse abbekommen, seine Hose war schlammig und einige der Armbänder schienen zu fehlen. Der andere Junge wirkte jedoch eindeutig schlimmer zugerichtet, auch wenn keiner von beiden Schwäche zeigen wollte.

Wieder spürte ich die Wut in mir hochkochen. Luxe, dem ich einen tödlichen Blick zuwarf, rutschte nun doch etwas unruhig hin und her und zuckte zusammen. Ihm schien langsam aufzufallen, dass er sich mit dieser Aktion nicht unbedingt bei mir beliebt gemacht hatte. Doch bevor ich Luxe hier vor versammelter Mannschaft anschrie, wandte ich meine Aufmerksamkeit lieber zu dem Direktor.

„Guten Tag Herr Christon. Ich entschuldige mich für die Abwesenheit meiner Eltern. Sie mussten aufgrund ihres Berufes eben los, haben mich aber als Vertreter für Luxe bestimmt."

Der schon ältere Direktor nickte beschwichtigend.

„Alles okay, Rhyse. Trotz der Umstände ist es mir eine Freude, Sie hier noch einmal zu sehen. Bitte setzen Sie sich doch."

Ich nickte kurz und ließ mich elegant neben Luxe auf den freien Stuhl nieder. Dabei ignorierte ich den jüngeren und blickte aufmerksam zu der Frau am anderen Ende der kleinen Versammlung.

Christa Atems, eine Bekannte meiner Eltern. Dann musste der Junge neben ihr Luke sein, ihr Sohn. Ich kannte beide nur flüchtig, aber Christa machte einen vernünftigen Eindruck auf mich. Ich konnte nur inständig hoffen, dass ihr Sohn schon öfter in Schlägereien verwickelt war, da das Luxe Strafe auf jeden Fall mindern würde.

„So Jungs, jetzt erzählt doch mal, weshalb ihr wie Verrückte aufeinander losgegangen seid."

Keiner der beiden sagte etwas. Auch als ich Luxe mit meinen Blicken zu erdolchen versuchte tat er nichts außer den Boden unter seinen Füßen zu mustern. Schließlich seufzte der Direktor.

„Herr Brenner hat mir eben erzählt, dass ihr beiden davor anscheinend gestritten habt. Wollt ihr mir davon erzählen oder ist es euch lieber, wenn ich erzähle, was einige eurer Mitschüler erzählt haben?"

Wieder blieb es kurz still, dann meinte Luke: „Ich habe lediglich meine Meinung gegenüber Luxe geäußert."

Dabei verzog er leicht die Lippen. Luxe schnaubte.

„Wenn du deine Meinung mir gegenüber geäußert hast, dann habe ich dir gesagt, dass du lieber aufhören solltest zu reden. Besonders da ich nicht denke, dass du bei deiner Meinung zu mir geblieben bist."

Seine Stimme hörte sich gepresst an und beide funkelten einander an. Herr Christon seufzte, dann wandte er sich an Christa und mich.

„Ich weiß wirklich nicht was in diese beiden Jungen gefahren ist. Normalerweise müsste ich sie von der Schule werfen, aber da ich weiß, dass beide gute Schüler sind und Luxe noch nicht lange auf unserer Schule, drücke ich nochmal ein Auge zu. Ich würde sagen, dass die beiden die nächste Woche nachsitzen und am Ende dieser einen vierseitigen Aufsatz über die Folgen einer Prügelei am Schulgelände schreiben. Sind alle damit einverstanden?"

𝔻𝕖𝕤𝕡𝕖𝕣𝕒𝕥𝕖 𝕃𝕠𝕧𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt