Sympathie

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Drittes neues Kapitel. Wie gesagt, Leser der Betaversion sollten ab Heimat fortfahren oder noch einmal von vorne lesen, obwohl sich gar nicht so viel dort verändert hat.

Luxe

Entgegen meiner Erwartung klopfte es später am Abend, als ich bereits im Bett lag und Schlaf herbeisehnte, jemand an meiner Tür. Ich machte die Nachttischlampe an, dann forderte ich meinen Besucher auf, hereinzukommen.

Die Tür öffnete sich und Rhyse – war auch sonst? - schob sich in mein Zimmer. Er zog die Tür wieder leise hinter sich zu, dann tapste er leise zu meinem Bett. Dann ließ er sich unter die Decke gleiten und lehnte sich neben mir an das Kopfteil.

Von dort blickte er eine Weile auf mich hinunter, ohne auch nur die Miene zu verziehen. Ich blickte zurück und bereitete mich vor, denn Rhyse war garantiert hier, um mir Vorwürfe während meines Verhaltens beim Abendessen zu machen. Egal was für Dummköpfe seine Eltern waren, im Endeffekt verteidigte er sie immer.

„Es tut mir Leid."

Überrascht blinzelte ich und starrte zu ihm hoch. Es tat ihm leid? Ich hatte ja mit vielem gerechnet, damit aber nicht.

„Ich hätte etwas sagen müssen, als Dad sich so unmöglich verhalten hat."

Er war nicht sauer auf mich? Das war neu. Doch diese neue Seite an ihm machte mir Sorgen.

„Keine Sorge, dafür musst du dich nicht entschuldigen. Tom ist der Einzige, den die Schuld trifft."

Rhyse seufzte, dann streckte er eine Hand aus und begann, sanft durch meine Haare zu fahren. Ich schloss die Augen, dann rutschte ich etwas näher, sodass mein Kopf gegen seinen Oberschenkel stieß.

„Mein Vater benimmt sich immer so", murmelte er schließlich in die Stille hinein.

Ein blieb ein paar Sekunden still, dann fragte ich vorsichtig nach: „Möchtest du mir vielleicht jetzt von deiner Kindheit erzählen?"

Die Hand in meinem Haar stockte kurz, dann fuhr Rhyse fort.

„Ich schätze, dass ich dir das nach diesem Wochenende schulde. Du hast mir so viel von dir erzählt."

Rhyse wurde für einen Augenblick ruhig, dann spürte ich, wie er im Bett herunterrutschte, bis er neben mir lag und ich meinen Kopf an seinem Hals vergraben konnte, was ich prompt tat.

„Meinen Eltern, besonders Dad, war das Auftreten schon immer wichtig. Wir waren nach außen hin immer diese klischeehafte, glückliche Familie. Die Eltern, zusammen seit ihrer Schulzeit und der überaus höfliche und freundliche Sohn.

Die Leute sehen meistens nur das Geld und die tolle Ehe, die meine Eltern zu verbinden scheint. Ich bin nur der Sohn zweier erfolgreicher Menschen, der irgendwann bestimmt genauso erfolgreich sein wird, wie seine Eltern.

Hinter der Kulisse, wie es nicht anders sein kann, ging es aber schon früher anders zu. Über das Geld, das Dad bei Wohltätigkeitsveranstaltungen ausgab, hat er sich immer beschwert. Mum war nach außen hin gerne die freundliche, tolle Mutter, doch eigentlich konnte sie mit mir nie etwas anfangen. Erst, als ich in der Pubertät war, haben wir uns angenähert.

Davor waren wir immer ein wenig wie Fremde. Mit Dad fühle ich mich immer noch so. Er war selten da und ist es auch heute nicht. Wenn er da war, dann schlecht gelaunt. Wann immer ihm etwas nicht gepasst hat, hat er mir die Schuld gegeben und mich dafür angeschrien. 'Oh, du hast keine volle Punktzahl in dem Vokabeltest? Du bist eine Niete'.

Und dann, als ich meinen ersten Freund nach Hause gebracht habe, hat er richtig losgelegt. Er hat beinah ein Jahr lang nicht mit mir geredet, da ich seiner perfekten kleinen Familie mit meiner Andersartigkeit im Weg stand. Und er hat auch nur aufgehört, mich zu ignorieren, weil Mum ihm schließlich eingeredet hat, dass er mich einfach mit dem Sohn eines Geschäftspartners verkuppeln könnte und somit an Einfluss dazu gewinnen könnte."

𝔻𝕖𝕤𝕡𝕖𝕣𝕒𝕥𝕖 𝕃𝕠𝕧𝕖Where stories live. Discover now