Hass

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Rhyse

Mit einem leichten Grinsen sah ich Luxe und Lea hinterher. Sie wirkten so fröhlich zusammen. Ich freute mich für Luxe, dass er jemanden gefunden hatte, den er mochte, aber gleichzeitig war da auch dieses nagende Gefühl.

Dieses unbestimmte Gefühl und der Gedanke daran, dass Luxe und Lea sich näher kamen. Das sie nicht nur Freunde waren, sondern mehr werden würden. Kopfschüttelnd wandte ich meinen Blick ab und gab Gas. Heute fingen auch die Semesterferien an, weswegen ich hier in diesem Kaff blieb. Zumindest für ein paar Tage.

Gedankenverloren drehte ich das Radio lauter und lauschte den Songs, während ich nach Hause fuhr. Dort parkte ich mein Auto und machte mich auf den Weg ins Haus. Überraschenderweise standen einige Koffer im Flur und Mom zog sich gerade eine Jacke an, als ich die Tür öffnete.

„Wollt ihr weg?", Fragte ich erstaunt, als auch mein Vater mit einer Jacke bekleidet in den Flur kam.

„Ja, ein Notfall. Wir sind aber in spätestens sieben Tagen wieder da. Kümmere dich doch bitte in der Zeit um Luxe. Ich habe dich lieb, mein Schatz", erklärte meine Mutter mir lächelnd.

„Natürlich kümmere ich mich um den Kleinen. Soll ich euch noch bei den Koffern helfen?"

Mom nickte kurz und schon machte ich mich an die Aufgabe. Was Luxe wohl davon hielt, mit mir allein zu sein? Seinem momentanen Verhalten nach würde er alles andere als begeistert reagieren. Eigentlich hatte ich gedacht, dass er mich vielleicht doch nicht so sehr hasste, wie er vorgegeben hatte, doch seit Samstagabend war ich mir dabei nicht mehr so sicher.

Luxe

„Was hast du denn mit Lea gemacht?", begrüßte Ben uns nach der zweiten Doppelstunde, als wir uns gemeinsam auf den Weg zur Turnhalle machten.

Sein Blick glitt immer wieder über Lea, die unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. Dabei lächelte sie vorsichtig und spielte etwas unsicher mit einer ihrer feuerroten Strähnen. Selbst ein Blinder mit Krückstock konnte sehen, wie Lea ein Lob herbeisehnte. Tatsächlich setzte Ben gerade mit leuchtenden Augen an, da wurde er von einer mir nur all zu bekannten Stimme unterbrochen.

„Das habe ich mich auch schon gefragt. Lea sieht aus wie eine Presswurst, die langsam aber sicher verschimmelt", spottete Luke hinter uns.

„Wenigstens erinnert sie nicht an einen dm, so wie deine Freundin", schoss Ben sofort dagegen.

Vor Überraschung blieben nicht nur Luke und seine Clique aus luftgetrockneten Hohlköpfen, sondern auch Lea und ich stehen. Ben hatte noch nie etwas gesagt, wenn es zu einem Wortgefecht zwischen Luke und zumeist mir gekommen war. Er war eher der stille Zuhörer, der das Verhalten seines Gegenübers analysierte um dann zum Schluss ein Urteil zu fällen.

„Halt dich da raus, Freak."

Ich schnaubte. Seit wann war Ben denn jetzt der Freak? Luke drehte sich jetzt etwas zu mir, fast so als hätte mein Laut des Unwillen auf mich aufmerksam gemacht.

„Was? Willst du dich auch noch einmischen, Schwuchtel?", spottete Luke.

Damit hatte er einen Nerv getroffen. Instinktiv spannte ich mich an und ballte meine Hände zu Fäusten.

„Wie hast du mich gerade genannt?"

Meine Stimme war nur ein leises Zischen, dennoch zog es die Blicke der Umstehenden auf uns. Diesem verdammten Idioten schien jetzt auch aufzufallen, dass er etwas gesagt hatte, was mir gar nicht gefiel. Doch statt sich zu entschuldigen, wie es klug gewesen wäre, verschränkte er lächelnd seine Arme vor der Brust.

„Ich habe dich Schwuchtel genannt. Warum? Stimmt das etwa nicht?"

Ich knurrte leise.

„Weder bin ich schwul, noch hast du das recht, so etwas zu mir oder irgendjemanden zu sagen. Vielleicht solltest du lieber deinen Mund halten, statt Schwachsinn zu labbern."

Doch Luke dachte gar nicht daran.

„Ich sage, was ich will. Ich meine, dein Pflegebruder ist ja auch schwul, nicht wahr? Hat sich vielleicht auf dich übertragen. Wer weiß, vielleicht lügst du auch und ihr beide..."

Weiter kam er nicht, da ich mich im nächsten Moment auf ihn stürzte. Irgendetwas hatte sich in mir geregt, als er Rhyse in die Diskussion reingezogen hatte. Irgendetwas, was mich schlussendlich wirklich zum explodieren brachte. Das war eine Sache zwischen uns.

Wie verrückt schlug ich auf Luke ein, er schlug zurück. Uns auf dem Boden wälzend versuchten wir, dem Gegner einen möglichst großen Schaden zuzufügen. Immer wieder zuckte ich vor Schmerz zusammen, verspürte aber dennoch Genugtuung, wenn ich Luke traf.

Viel zu schnell wurden wir auseinander gerissen. Jemand hielt mich fest, dasselbe bei Luke. Zwischen uns baute sich Herr Brenner, unser Sportlehrer, auf. Er verzog wütend sein Gesicht, sein Blick glitt zwischen uns hin und her, dann nickte er den Typen, die uns festhielten, zu.

Sie zogen uns hinter dem sportlichen Mann her und obwohl es wohl gerade echt unpassend war, hätte ich fast gelacht. Es wirkte einfach so surreal, fast wie in irgendeinem Actionstreifen. Nur das mein ganzer Körper schmerzte wie sau. Luke hatte doch härter zugeschlagen, als ich gedacht hatte.

Aber auch ihm ging es nicht besser, merkte ich nach einem kurzen Blick in seine Richtung zufrieden. Aus einer kleinen Platzwunde an seiner Wange tropfte Blut auf sein helles Shirt, er zuckte zusammen, wenn er seinen linken Fuß belastete und von der gebückten Haltung her schloss ich, dass ich seinen Rumpf ganz schön bearbeitet hatte.

Viel zu schnell kam ich aber in die Realität zurück, als Herr Brenner Luke und mich auf schnellstem Weg ins Büro des Rektors brachte. Der Typ, dessen Namen ich mir nicht merken konnte, schien zu alt zu sein, um überhaupt noch zu leben. Vielleicht war er ja ein Vampir oder so etwas.

„Also, Jungs, was auch immer euch zu dieser brutalen Auseinandersetzung ohne Sinn und Verstand gebracht hat, es war falsch. Ich will auch gar nicht wissen, wer begonnen hat. Fest steht, dass ihr eine unserer wichtigsten Regeln gebrochen habt. Wie dulden keine solchen Prügeleien, wir sind ja keine Barbaren.
Miss Hadwig kontaktiert gerade eure Familien, mal sehen was diese von eurem inakzeptablem Regelbruch halten."

Ich verzog meine Lippen zu einem verächtlichen Grinsen und suchte in meinem Stuhl eine halbwegs bequeme Position. Was auch immer die McLaneys anbringen würden, es war egal. Sie waren nicht meine Familie, nicht die Menschen die ich gerne um mich herum hatte. Sie waren nur irgendwelche Bonzen, zu denen ich nie eine Verbindung haben würde.

Zwanzig Minuten später klopfte es an der Tür. Eine Frau mittleren Alters in Jeans und Bluse stürzte in den Raum, sah sich theatralisch um und presste dann eine Hand auf ihr Herz.

„Oh mein Gott, Luke. Was ist denn mit dir passiert?", wollte sie mit einer viel zu hohen Stimme wissen.

Luke kam nicht dazu zu antworten, da der Direx sie unterbrach und auf einen weiteren Stuhl deutete, den die Sekretärin eben vorbeigebracht hatte. Sie setzte sich sofort, ließ Luke aber nicht aus den Augen. Weitere fünf Minuten vergingen, da klopfte es ein weiteres Mal.

Nicht mal mehr ansatzweise so hektisch wie wenige Minuten zuvor öffnete sich die Tür und Rhyse trat ein. Warum nicht Lina oder Tom? Warum auch immer, diese beiden wären mir um einiges lieber. Dieser Blick, den Rhyse drauf hatte, wollte ich eigentlich nicht sehen. Er versprach Höllenqualen und ich war mir nicht ganz sicher, ob er an mich oder Luke ging.

Schöne Scheiße.


!!!!!!!!!!!!!!

Ich habe es offiziell geschafft, pünktlich ein Kapitel zu schreiben. Wirklich, ich bin von mir selbst überrascht. Hätte es zwar gerade fast vergessen, wenn meine Schwester nicht rumgefangirlt (Neologismus, Hehehe) hätte, aber gut...

Aber genug, ich hoffe das es euch gefällt. Für Rechtschreibfehler kann ich mich nur entschuldigen.

Die Frage des Tages:

Habt ihr überhaupt Bock auf diese Fragen oder soll ich es lieber lassen?

Ich persönlich empfinde es als mies, wenn ich so Fragen stelle und dann keine Antworten bekomme.

Over and Out, _Amnesia_Malum_


𝔻𝕖𝕤𝕡𝕖𝕣𝕒𝕥𝕖 𝕃𝕠𝕧𝕖Where stories live. Discover now