Kapitel 3

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In meine Gedanken vertieft lag ich mit dem Bauch auf dem Bett und hatte meinen Kopf auf das Kissen gelegt. Ich zappte durch mehrere Kanäle an dem großen Fernseher und versuchte mich abzulenken. Was mir nicht wirklich gelang. Es wurde bereits morgen, denn die Sonne schien gerade aufzugehen. Was meine Eltern tun werden, wenn sie merkten, dass ich nicht da bin? Oder mein Bruder? Meine Mutter wäre am Boden zerstört.

Bei dem Gedanken kullerte mir eine Träne die Wange hinab und ich setzte mich auf. Schluchzend wischte ich sie mir mit dem Handrücken weg und sah zum Fenster. Ich hatte bereits Stunden hinaus gestarrt und musste jedes Mal feststellen, dass ich die Gegend hier nicht kannte. Zudem waren keine anderen Häuser weit und breit zu sehen. Wenn ich flüchten würde, wäre ich mit Sicherheit nicht weit gekommen. Denn vor dem großen Eisentor standen zwei großgewachsene Männer mit breiten Schultern. Nett sahen sie ja nicht wirklich aus.

Ich musste irgendwann eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte lag ich quer über dem Bett, die Fernbedienung direkt vor meiner Nase und im Hintergrund konnte ich eine Dauerwerbesendung ausmachen. Nicht einmal in meinen Träumen hat mich dieser Aiden in Ruhe gelassen. Ich konnte ihn nicht einschätzen. Er wirkte arrogant.

Mein Bauch meldete sich plötzlich und erst jetzt wurde mir bewusst, was für einen Hunger ich hatte. Also stand ich auf, sperrte die Zimmertür auf und linste nach draußen in den Gang. Niemand da. Auch kein eingebildeter Aiden war in Sicht.

Kurz darauf tapste ich die kalten Stufen nach unten und begab mich in die Küche. Ich roch schon von weitem den Geruch von frischem Kaffee und Toast mit Bacon und Spiegelei. Daraufhin fing mein Magen wieder an zu knurren. Vorsichtig sah ich um die Ecke und konnte Maria erkennen, die gerade eine Tasse aus dem Schrank holte. Sie stand mit dem Rücken zu mir und summte ein Lied vor sich hin. Sie wirkte entspannt, im Gegensatz zu mir.

Um sie nicht zu erschrecken, räusperte ich mich kurz. Dennoch zuckte sie leicht zusammen und als sie mich sah, grinste sie über das ganze Gesicht. „Guten Morgen Lesly! Wie war die erste Nacht? Setz dich doch und iss ein bisschen", sagte sie freundlich und machte eine einladende Geste. Unsicher trat ich in den Raum und ließ mich auf den Stuhl fallen.

„Ich hab nicht besonders gut geschlafen", murmelte ich und war wieder einmal den Tränen nahe. „Ist Aiden da?", fragte ich schnell und sah mich unruhig in der Küche um. Maria schüttelte bloß den Kopf, wobei ihre kurzen braunen Haare wild herumflogen. Erleichtert atmete ich aus und ließ mich mehr in den Stuhl sinken. „Möchtest du einen Kaffee, Liebes?" Als sie mir dann auch noch so ein liebevolles Lächeln schenkte, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten.

Ich schluchzte auf und brach in Tränen aus. Maria machte ein besorgtes Gesicht und griff nach meiner Hand. „Was ist denn los?", fragte sie und ich konnte bloß den Kopf schütteln. Ich musste mehrmals den Klos in meinem Hals hinunterschlucken, bis ich zu einer Antwort ansetzen konnte. „Ich bin nicht freiwillig hier. Gestern Nacht bin ich zufälligerweise auf Aiden gestoßen und habe einen Streit mitbekommen. Sein Vater und er haben mich einfach ins Auto geschubst und gegen meinen Willen mitgenommen. Ich will einfach nur nach Hause!", schluchzte ich. Mitfühlend wischte Maria mir eine Träne aus dem Gesicht. „Ach Liebes", seufzte sie und schien zu überlegen. „Ich werde natürlich für dich da sein und auf dich schauen, solange du hier bist. Es ist nicht das erste Mal, dass sie jemanden mitgenommen haben. Dir wird hier auf jeden Fall nichts passieren!", versicherte sie mir und drückte fest meine Hand.

Etwas beruhigter atmete ich tief durch. Maria war nett und erinnerte mich etwas an meine Oma. Sie sorgte sich ehrlich. Und wenn sie hier arbeitete, können Aiden und sein Vater gar nicht so schlimm sein, oder?

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Als Maria heute mit den Hausarbeiten fertig war, hatten wir es uns im Wohnzimmer bequem gemacht. Nebenbei bemerkt war es riesig. Die große Ledercouch nahm so ziemlich den meisten Platz ein, dann der Glastisch, auf dem eine Vase mit frischen Tulpen stand. An der Wand hing ein großer Fernseher und im ganzen Raum waren Lautsprecher versteckt. Ich fühlte mich fast wie im Kino.

Dangerous Love - Ein gefährliches Spiel zwischen Macht und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt