Kapitel 14

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„Ich geh nur kurz weg. Ich bin gleich wieder da", sagte Josh und ließ mich im nächsten Moment alleine. Es war bereits ziemlich kalt geworden und ich strich mir immer wieder über die dünnen Arme. Das Rennen hatte vor ein paar Minuten begonnen und ich tapste ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.

Aiden hatte einen guten Start und war dem Gegner eine Autolänge voraus. Fünf Runden musste er fahren und als erstes das Ziel erreichen. Josh hatte mir erklärt, dass er dann alle Wetteinsätze gewann. Die meisten Einsätze gehen von 500 Tausend Dollar aufwärts. Ich riss mich von den ganzen Menschen los, als ich eine leise Stimme hinter mir vernahm.

„Lesly!", flüsterte jemand und ich drehte mich um. Eisblaue Augen blitzten im Schein des Mondes auf und ich runzelte die Stirn. Bildete ich mir das gerade ein? „Lesly, komm her!", rief die Person wieder, nun etwas lauter. Verwirrt sah ich mich um, konnte Josh aber nirgends entdecken. Eigentlich sollte ich nicht auf die Person zu gehen, doch meine Neugierde hatte mich mal wieder gepackt.

Der Mann stand abseits von der Menge und als ich nah genug bei ihm war, zog er mich an der Hand ins dunkle. Gerade wollte ich los schreien, als er mir sanft den Mund zu hielt. „Shhht, du brauchst keine Angst haben", beruhigte er mich. Mit weit aufgerissenen Augen versuchte ich sein Gesicht zu entziffern, aber es war zu dunkel. „Wer bist du?!", zischte ich und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien.

„Ist sie das?", erklang plötzlich eine Frauen Stimme, die mir sehr bekannt vorkam. Der Mann mit den Eisblauen Augen nickte. „Du bist so groß geworden", wisperte sie und umgriff mein Gesicht mit ihren zierlichen Händen. „Ich verstehe nicht", gab ich verwirrt von mir und schaffte etwas Abstand zwischen uns. „Wieso bist du hier?", fragte die Frau mich plötzlich und ich schüttelte bloß den Kopf. Was ging hier gerade vor?

Plötzlich wurde es hell, da die Scheinwerfer eines Autos auf uns leuchteten. Ich konnte erkennen, wie noch eine weitere Person ausstieg. Sie war mindestens zwei Köpfe großer als ich und gut gebaut. Als ich der Frau vor mir ins Gesicht sah, stockte mein Atem. Geschockt hielt ich mir die Hand vor den Mund. „Nein", hauchte ich.

Das blonde Haar, die grauen Augen und der schmale Mund. All das kam mir so bekannt vor. Von diesen Lippen wurde ich oft genug auf die Wange und die Stirn geküsst. Das blonde Haar hatte mich so oft im Gesicht gekitzelt, als sie mich an sich drückte und die grauen Augen hatten mich immer stolz angestrahlt. Jetzt lag bloß Sorge in ihren Glanz. „Mom?", brachte ich zitternd hervor und spürte, wie meine Knie ganz weich wurden. Sie nickte zögerlich.

Das konnte nicht wahr sein. Meine Eltern hatten mich doch weggegeben als ich noch klein war und haben nach meinem Wissen das Land verlassen. „Bitte hör uns zu", ergriff der Mann das Wort, der aus dem Auto gestiegen war. Er hatte kurzes braunes Haar, dass sich an den Spitzen etwas lockte, eine leicht schiefe Nase und einen markanten Kieferbau. Sofort erkannte ich ihn wieder. „Oh mein Gott", schluchzte ich und versuchte mir die Tränen zurück zu halten.

„Du solltest gar nicht hier sein. Wir wollten dich hiervor schützen!", fuhr meine Mutter fort und versuchte nach mir zu greifen, doch ich wich zurück. Ich verspürte keine Wut ihnen gegenüber. Ich wusste, dass sie mich liebten, obwohl sie mich weggegeben hatten. Aber sie jetzt so vor mir stehen zu haben war zu viel. „Wir wollten, dass du wie jedes normale Mädchen aufwachsen konntest und du nicht in Gefahr bist. Als wir erfahren haben, dass du bei der Bonanno Familie festgehalten wirst, wollten wir dich sofort sehen", ergriff der Mann das Wort, der mein Vater sein sollte.

„Schon wieder dieser Name. Was bedeutet er", brach es aus mir heraus und ich klang verzweifelt. Ich sah alle drei eindringlich an und musste feststellen, dass ich nicht träumte. Wer der Typ mit den Eisblauen Augen war, wusste ich nicht. „Du weißt es noch nicht?", fragte meine Mutter verwirrt und mein Vater legte den Kopf schief. „Was sollte ich wissen?", stellte ich eine Gegenfrage und verschränkte die Arme vor der Brust. „Alle reden hier in Rätseln! Seit Aiden mich einfach entführt hatte, habe ich keine Ahnung wo ich bin oder was hier alle sind!", sagte ich aufgebracht. „Liebes, du wurdest von ihm entführt?" Geschockt sah meine Mutter mich an und griff nach der Hand ihres Mannes.

Ich nickte. Leichte Panik lag plötzlich in den Augen meines Vaters. „Das Rennen ist gleich vorbei. Wir müssen gehen", teilte er ihr mit und wollte sie schon von mir wegziehen. „Es wird alles gut, versprochen!", rief sie mir noch zu, bevor alle drei zum Auto liefen. Mit quietschenden Reifen fuhren sie Rückwärts aus der Gasse. Wie angewurzelt stand ich da und versuchte keine Träne zu verlieren.

Aiden durfte hiervon nicht erfahren. Ich musste mich normal verhalten. Aber eines wurde mir nach diesem Gespräch klar. Ich wollte die Wahrheit erfahren. Eine Erklärung. Aiden war sie mir schuldig.

Immer noch überfordert von der Begegnung lief ich zurück und stellte mich stumm neben Josh. „Da bist du ja! Aiden hätte mich umgebracht, wenn du verschwunden wärst", sagte er erleichtert und drückte mich übertrieben fest an sich. Gezwungen lächelte ich ihn an. „Ich bin ja jetzt hier", beruhigte ich ihn und hörte lautes Motorengeräusch.

Als zwei Autos um die Ecke jagten, fingen alle laut zu brüllen an und klatschten in die Hände. Mit hoher Geschwindigkeit bretterten sie die Straße entlang und überfuhren die Ziellinie. Das Gewinnerauto kam kurz darauf schlitternd zum Stehen. Gespannt sah ich auf die Autotür und als Aiden mit einem breiten Lächeln ausstieg, hüpfte ich freudig auf und ab.

Ohne mir richtig über meine Handlung bewusst zu sein, rannte ich auf ihn zu und ließ mich von ihm auffangen. Lachend drückte er mich an seine harte Brust und vergrub sein Gesicht in meine Halsbeuge. „Du hast gewonnen", sagte ich grinsend. „Ich gewinne immer", lobte er sich selbst und ignorierte alle anderen um uns herum, die ihn für seinen Sieg feierten. „Außer beim Pokern", zwinkerte ich spöttisch und lachte auf, als er mir leicht in die Seite zwickte.

 „Außer beim Pokern", zwinkerte ich spöttisch und lachte auf, als er mir leicht in die Seite zwickte

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Dangerous Love - Ein gefährliches Spiel zwischen Macht und LiebeWhere stories live. Discover now