Kapitel 18

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Verwirrt sah ich ihn an. „Lucchese Familie?", fragte ich nach. Immer noch waren seine Augen weit aufgerissen und er ließ sich zurück in den Stuhl fallen. „Sie ist eine italo-amerikanische Familie, so wie unsere. Du bist zum Teil eine Italienerin", erklärte er mir und überrascht lehnte ich mich an den Schreibtisch. „Ich wusste gar nicht, dass meine Eltern Wurzeln aus Italien haben", murmelte ich. „Wie auch." Humorlos lachte ich auf. Schließlich war ich damals noch zu klein, um das zu wissen und jetzt ist es auch zu spät, um Fragen zu stellen.

„Nur leider gibt es immer wieder Streitereien untereinander und wir Familien sind nicht so gut aufeinander zu sprechen", seufzte er und ließ sich tiefer in den Stuhl sinken. „Deswegen sind sie wieder so schnell verschwunden. Weil sie Angst haben, dass du sie entdeckst", verstand ich nun und fuhr mir übers Gesicht.

Plötzlich fing ich an zu lachen. Nun war Aiden es, der mich verwirrt ansah. „Wir sind zwar verlobt, aber wann heiraten wir?", grinste ich und drehte den Ring zwischen meinen Fingern. „Stimmt, daran habe ich gar nicht gedacht", überlegte er schmunzelnd. „Das werden wir noch irgendwie organisieren", sagte er dann und stand auf, um die Mappen an ihren Platz zurück zu legen.

Nickend ging ich auf sein Bett zu und kuschelte mich in das große Kissen, dass nach seinem Aftershave roch. „Wann wird dein Vater eigentlich zum Oberhaupt ernannt?", fragte ich dann und gähnte herzhaft. „Das weiß ich nicht. Im Moment hat das Gespräch in Sizilien oberste Priorität." Aiden knipste die Schreibtischlampe aus und legte sich so neben mich. Es war dunkel, also konnte ich ihn nicht sehen, dafür spürte ich seinen Atem auf meinen Wangen und war mir sicher, dass sein Gesicht nicht weit von meinem entfernt war.

„Gibt es da dann auch so Aufnahmerituale wie in diesen Filmen?", lachte ich und unterdrückte mir ein weiteres Gähnen. „Tatsächlich ja. Du musst einen Eid ablegen und auf die Omertá schwören", erklärte er, während meine Augen bereits zufielen. „Achso", murmelte ich und rollte mich zu einer Kugel zusammen.

„Vielleicht sollten wir jetzt schlafen gehen. Ich habe dich mit genug Informationen überschüttet", hörte ich ihn lächeln und nickte leicht. Ich spürte noch, wie er die Decke über mich zog, bevor ich eingeschlafen war.

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Mittlerweile waren wieder einige Tage vergangen seit dem Gespräch und ich spürte, wie sich zwischen Aiden und mir etwas verändert hatte. Wir lachten mehr miteinander und so langsam fühlte ich mich wirklich wohl hier.

„Mein Vater kommt heute zurück", teilte mir Aiden mit, als er wieder zurück ins Wohnzimmer kam. Wir wollten uns gerade einen Film gemeinsam ansehen, als sein Handy klingelte.

„Ich muss ihn vom Flughafen abholen, möchtest du mitkommen?", fragte er dann und ich stutzte. „Möchte dein Vater das denn?", fragte ich vorsichtig. „Nein. Aber ich", antwortete er grinsend und spielte sich mit dem Autoschlüssel. Also nickte ich und gab ihm noch Bescheid, dass ich mich noch kurz umziehen würde.

Oben suchte ich mir aus dem Schrank passende Klamotten. Meine schwarze Jogginghose tauschte ich in eine graue Jeans um und das T-Shirt von Aiden mit der Band drauf wurde von einem blauen Oversized Hoodie ersetzt. Kurz kämmte ich mir nochmal schnell durch die Haare und zog mir meine blauen Chucks an, die ich mir bestellt hatte.

Schnell trabte ich die Treppen wieder hinunter, wo Aiden sich gerade seine schwarze Lederjacke überzog. Als er mich sah, lächelte er und hielt mir die Tür auf. „Das blau passt zu deinen Augen", zwinkerte er und ließ mich erröten.

Dieses Mal gingen wir hinter das große Haus, wo ich ein weiteres, deutlich kleineres sehen konnte mit einer zweiten Garage daneben. Da wohnten also seine Anhänger, dachte ich mir und es überraschte mich trotzdem, obwohl ich bereits wusste, was für ein Mann er war.

Ich hatte damit gerechnet, dass wir zu einem mir bekannten Flughafen fahren, wo es nur so von Menschen wimmelte. Jedoch hielt Aiden vor einem kleinen Gebäude, wo sich dahinter die Landebahn befand. Nur Aiden, ich und eine Handvoll Wachen waren hier. Weit und breit keine Menschenseele. Als sich die getönte Schiebetür öffnete, fing mein Herz an schneller zu schlagen. Nachdem, was mir Aiden erzählt hatte, bekam ich leichte Angst ihm jetzt zu begegnen.

Zurecht, denn sein Gesicht verzog keine Miene, er ging einfach an uns vorbei auf das Auto zu und setzte sich auf den Beifahrersitz. Aiden und ich tauschten kurz einen Blick, bis wir selber zurück zum Auto gingen und einstiegen.

Stumm knetete ich meine Hände und traute mich nicht aufzusehen. „Wieso hast du sie mitgenommen?", durchbrach die tiefe und kalte Stimme seines Vaters die Stille. „Weil ich es so wollte und sie keine Gefahr darstellt", antwortete Aiden genauso kühl und sah stur auf die Straße.

„Wir sind auf eine Hochzeit in Italien eingeladen. Der Bräutigam ist ein wichtiger Geschäftsmann und guter Freund von mir. Ich erwarte von dir, dass du dich ihm vorstellst. Er ist wichtig für unsere Geschäfte", fuhr sein Vater unbeirrt fort. Ich sah, wie Aiden sich anspannte und das Lenkrad fester ergriff. „Deine Kleine kann gerne mit. Ich habe bereits erfahren, dass ihr verlobt seid."

Ich schluckte schwer. Dieser Mann schüchterte mich ein, obwohl er noch kein einziges Wort mit mir geredet hatte. „Wenn sie wegläuft, um Hilfe schreit oder sonstiges, ist sie tot", machte er uns beiden nochmal klar und warf mir über den Rückspiegel einen drohenden Blick zu.

Scheiße.

Scheiße

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Dangerous Love - Ein gefährliches Spiel zwischen Macht und LiebeWhere stories live. Discover now