Kapitel 17

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Ich klopfte sein Kissen etwas zurecht und bettete meinen Kopf darauf. „Wo ist dein Vater jetzt", kam ich seiner Aufforderung nach. Sein Blick wanderte die ganze Zeit durch sein Zimmer und blieb an mir hängen. „Es gab Probleme bei der Pizza Connection."

Als er das aussprach, prustete ich unvorbereitet los. „Pizza Connection?", hackte ich ungläubig nach und rollte mich auf den Rücken, während ich mir über meine müden Augen rieb. Amüsiert nickte er. „Als Pizza Connection bezeichnet man einen Drogenring in den USA. Heroin wird in kleinen Tomatendosen von Sizilien in die USA geschmuggelt. Gleichzeitig wird in diesen Pizzerien Geld gewaschen", erklärte er und setzte sich etwas auf.

„Mein Vater berief ein Treffen ein, das auch Palermo-Mafia-Gipfel genannt wird. Diese Zusammenkunft dauert über mehrere Wochen und findet in Sizilien statt. Ich kann dir aber nicht sagen, um welches Problem es sich handelt. Mein Vater spricht nur das nötigste mit mir", zuckte er mit den Schultern und ich bemerkte, wie er sich leicht anspannte.

„Was ist mit deiner Mutter?", fragte ich vorsichtig in die Stille hinein und linste zu ihm hinüber. Für wenige Sekunden huschte ein ehrliches Lächeln über seine Lippen.

„Sie ist tot", sagte er dann monoton. Sofort setzte ich mich auf und sah ihn geschockt an. „Vor zehn Jahren gab es eine Auseinandersetzung zwischen meinen Eltern und einem anderen Mafiaboss. Es kam zu einer Schießerei und dabei kam meine Mutter ums Leben", erzählte er und ich konnte in seinen Augen sehen, wie sehr ihn das verletzte.

Also krabbelte ich, ohne wirklich darüber nachzudenken über das Bett zu ihm und legte mich neben ihn. Mein Kopf lehnte an seiner Schulter und für einen Moment hielt er den Atem an. „Mein Vater behandelt mich seitdem nicht mehr wie seinen Sohn. Er hatte mich jeden Tag geschlagen und als seinen menschlichen Boxsack verwendet", zischte er und schloss kurz die Augen. „Ich habe Narben. Viele Narben."

Langsam stand er auf und stellte sich mit dem Rücken zum Bett. Kurz dachte ich, dass ich es versaut hatte und er mich rausschmeißen wollte, doch dann zog er sich plötzlich den Pullover über den Kopf. Es war nicht das erste Mal, dass ich ihn Oberkörperfrei sah. Nur blickte ich zum ersten Mal genauer hin und konnte die unzähligen Narben auf seinem Rücken erkennen.

Geschockt hielt ich mir die Hand vor den Mund und stand auf. Vorsichtig berührte ich seinen Rücken. Ich konnte jede einzelne Narbe spüren und musste mir die Tränen zurückhalten. Wie viel Schmerz war er wohl ausgesetzt? Und das seit zehn Jahren.

Aiden lächelte schwach, als er sich zu mir umdrehte. Ich hatte meine Hand immer noch leicht ausgestreckt, weswegen ich nun seine Brust berührte. „Vor zwei Jahren habe ich ihm zum erstens Mal die Stirn geboten. Seitdem lässt er mich in Ruhe", flüsterte er.

Mit Tränen in den Augen schlang ich meine Arme um seinen Nacken und drückte mich an ihn. Er brauchte ein paar Sekunden, bis er mich zurück umarmte und umso fester an sich zog. „Das tut mir leid", wisperte ich und bekam als Antwort ein leises Grummeln.

Langsam löste ich mich wieder von ihm und lächelte ihn aufmunternd an. Immer noch stand er dicht vor mir, sodass ich seinen warmen Atem auf meiner Wange spüren konnte. „Ich würde als letztes nur gerne wissen, in welche Geschäfte dein Vater verwickelt ist", sagte ich und achtete auf einen sanften Tonfall.

„Schlimme Geschäfte. Die Bonanno Familie betreibt hauptsächlich Drogenhandel, Waffenhandel, Geldwäsche und zusätzlich beteiligen sie sich noch an Glücksspielen. Nicht zu vergessen, besitzen wir einige Casinos in New York. Und ich hasse es", beantwortete er mir somit die letzte Frage und ich runzelte die Stirn. „Solltest du dich nicht dafür interessieren, wenn du später einmal das Oberhaupt wirst?" Schnell sah er zu Boden und ließ die Schultern hängen. Er wirkte mit einem Mal so schwach.

„Ich möchte das hier nicht. Aber ich werde gezwungen. Familie kann man sich eben nicht aussuchen." Und damit hatte er Recht.

„Aiden. Ich denke, ich sollte dir auch etwas von mir erzählen. Damals meintest du zu mir, dass es einen Fehler in meinem System gibt. Meintest du damit meine leiblichen Eltern?" Stumm nickte er. „Sie haben mich weggegeben, weil sie mich nicht in Gefahr bringen wollten. Ich denke, dass sie ebenfalls in illegale Dinge verwickelt sind und vielleicht gehören sie auch zur Cosa Nostra. Letztens als wir bei dem Rennen waren, haben sie mich gefunden. Sie wollen mich hier rausholen, weil sie denken, ich werde hier schlecht behandelt." Zum Ende hin redete ich immer schneller und wich Aidens intensiven Blick aus.

„Wie war dein Nachname, als du noch nicht adoptiert wurdest?", wollte er dann wissen und lief zu seinem Schreibtisch. Dort suchte er nach etwas und schlug eine blaue Mappe auf. „Gagliano", sagte ich verwirrt und trat näher an ihn heran.

Sein Finger fuhr rasch über ein Blatt Papier, auf dem handgeschriebene Notizen standen. Ich stolperte etwas zurück, als er sich so schnell wieder zu mir umdrehte. Aidens Augen waren groß geworden und er hielt mich an meinen Schultern fest.

„Du bist das plötzlich verschwundene Mädchen der Gaglianos und hättest eines Tages die Frau des Oberhauptes der Lucchese-Familie werden sollen!"

„Du bist das plötzlich verschwundene Mädchen der Gaglianos und hättest eines Tages die Frau des Oberhauptes der Lucchese-Familie werden sollen!"

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Dangerous Love - Ein gefährliches Spiel zwischen Macht und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt