Kapitel 10

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„Mancuso!" Ein Junge in Aidens Alter kam mit einem breiten Lächeln auf uns zu. Er trug ebenfalls einen teuren Anzug und seine blonden Locken sahen frisch gemacht aus. Im Schlepptau hatte er eine Braunhaarige in einem engen Schwarzen Kleid. Es ging ihr knapp über den Hintern und der Ausschnitt war ziemlich gewagt. Mit Schmuck hatte sie auch nicht gespart. Um ihren Hals hing eine große Kette mit vielen Glitzersteinchen und um ihr Handgelenk trug sie goldene Reifen, die aneinander klackerten, sobald sie sich bewegte. Nicht zu vergessen waren die schweren Ohrringe und die Ringe an ihren Fingern. Wie viel dieser Schmuck wohl kosten musste?

„Wer ist denn deine hübsche Begleitung", riss mich der Typ aus meiner starrerei und musterte mich von oben bis unten. Hilfesuchend wandert mein Blick zu Aiden, der mir sofort zur Hilfe kam. „Darf ich vorstellen, Lesly Mancuso. Meine Verlobte."

Mein Mund war mit einem Mal staub trocken und ich musste Husten. Ich versuchte krampfhaft elegant zu wirken, doch diese Aussage warf mich aus der Bahn. „Deine Verlobte?", lächelte ich gezwungen und räusperte mich mehrmals, was sicher nicht gerade sexy aussah. „Davon habe ich ja gar nichts mitbekommen", mischte sich nun die Braunhaarige ein und ihr stechender Blick machte es nicht gerade besser. „Ich auch nicht", zischte ich nur so laut, dass Aiden es hören konnte.

Dieser lächelte weiterhin und zog mich ruckartig an sich. „Ja. Es war ziemlich spontan", erzählte er und drückte mir allen Ernstes noch einen Kuss auf den Haaransatz. Eine Warnung wäre ganz nett gewesen.

„Ich werde mal nach einem Glas Sekt suchen", murmelte ich und kämpfte mich aus seinem festen Griff. „Ich komme mit." Tief ein und ausatmend ging ich einfach weiter und versuchte Abstand zwischen der Braunhaarigen und mir zu bekommen, doch sie hatte nicht die Absicht mich allein zu lassen.

„Seit wann kennt ihr euch denn", versuchte sie mit mir ein Gespräch auf zu bauen. Dabei war ich mir ziemlich sicher, dass sie bloß neugierig war und wahrscheinlich hatte sie auch schonmal was mit Aiden. Also sammelte ich alle meine Schauspielkünste zusammen und warf ihr ein gefaktes Lächeln zu.

„Nicht lange. Es war Liebe auf den ersten Blick", säuselte ich. Der verärgerte Ausdruck in ihrem Gesicht machte das ganze nun um einiges besser. „Ich war in Schwierigkeiten und Aiden hatte mich gerettet. Er ist ein wahrer Held", schwärmte ich weiter und entdeckte einen Tisch mit Gläsern. Erleichtert steuerte ich auf diesen zu.

„Mal ganz was neues, dass Aiden jemanden liebt." Dabei spuckte sie das Wort „liebt" förmlich aus. Wenn du wüsstest. Ich ignorierte ihre Aussage gekonnt und schenkte mir ein Glas Sekt ein. „Er wird ein toller Mann sein." Lächelnd drehte ich mich zu ihr um und reichte ihr ein weiteres Glas. Ohne etwas zu sagen nahm sie es mir aus der Hand und stürzte es sich in einem Zug hinunter. Überrascht hob ich meine Augenbrauen. Für diese Aktion wirkte sie viel zu elegant.

„Aiden ist ein wahrer Fuckboy und kein Held. Du wirst noch sehen", giftete sie mich an und machte auf den Absatz kehrt. „Danke für diese Info, das wusste ich bereits", seufzte ich und lehnte mich an den Tisch hinter mir. Genüsslich trank ich den Sekt und schenkte mir sogleich ein zweites Mal ein.

Ich nahm mir vor etwas den Raum zu erkunden. Überall waren hohe Tische aufgestellt, an denen mehrere Personen beisammenstanden und miteinander redeten oder auf etwas anstießen. Aiden konnte ich bei einer kleinen Gruppe Frauen entdecken. Er hatte ein charmantes Lächeln auf den Lippen und der Frau vor ihm trieb es nur so die Röte ins Gesicht.

Schnaubend leerte ich mein zweites Glas und wollte mir gerade nochmal nachschenken, als mir jemand den Sekt wegnahm. Genervt sah ich hoch und blickte in grüne Augen. Sie waren aber nicht so intensiv und leuchtend wie bei Aiden.

„Du musst dich also als Aidens Verlobte ausgeben", lachte der Mann vor mir und redete so leise, dass nur ich ihn hören konnte. Etwas überfordert runzelte ich die Stirn. „Wie unhöflich von mir, dass ich mich nicht vorstelle. Ich bin Aidens Halbbruder Josh und sollte dir diesen Ring bringen. Schließlich sollte jeder glauben, dass ihr wirklich verlobt sein", zwinkerte er mir zu.

Josh streckte mir seine Hand entgegen und legte mir einen silbernen Ring in die Handfläche. Ein kleiner Diamant durfte auf dem Ring natürlich nicht fehlen. Fassungslos schüttelte ich den Kopf und steckte ihn mir unauffällig an den Ringfinger. Ich sah zurück zu Aiden, der sich gerade mit demselben Ring am Finger spielt und ziemlich desinteressiert gegenüber den Frauen wirkte.

„Ich weiß, Aiden ist nicht zum Ausstehen." Lachend stimmte ich Josh zu. „Dann bist du also der einzige hier, dem Aiden vertrauen kann?", fragte ich interessiert und nahm ihm dabei die Sektflasche aus der Hand. Um das alles hier aushalten zu können musste ich einen gewissen Pegel an Alkohol in meinem Blut haben, sonst würde ich durchdrehen.

„Ja, so kann man das sagen. Du musst ihm wohl unglücklicherweise ins Netz gelaufen sein", stellte er fest und sah mich bemitleidend an. Ich nickte. „Hoffentlich lässt er mich bald gehen", sagte ich und sah wieder in die Richtung, wo Aiden vor wenigen Sekunden noch stand. Doch er war weg.

Sein Halbbruder neben mir fing plötzlich zu lachen an und versuchte sein breites Grinsen hinter seiner großen Hand zu verstecken. „Was denn?", fragte ich genervt. „So schnell wird Aiden dich nicht gehen lassen. Wieso sollte er dich sonst hierherbringen und dich einen kleinen Teil seiner illegalen Welt kennen lernen lassen?"

Er hatte Recht. Ich schluckte schwer. Und wie er Recht hatte. Wieso sollte Aiden mir das alles zeigen? Ich könnte sofort zur Polizei gehen, nachdem er mich freilassen würde und soweit ich Aiden schon kannte, würde er das nicht zulassen. Und sein Vater erst recht nicht.

Josh schien zu bemerken, dass ich erst jetzt das ganze verstanden hatte und sein Grinsen verschwand. „Tut mir leid Kleines" Ich war wie erstarrt. Nicht einmal die plötzliche Berührung an meiner Hüfte ließ mich auf sehen. Ich war eine dumme, naive, manipulative Frau und hatte mich viel zu schnell in Aidens finsteren Bann ziehen lassen. Und ich schob das einschließlich auf diese verdammt schönen Augen.

„Was ist?" Es war Aiden. Er hatte seine Hand an meine Hüfte gelegt und sah mich mit einem fragenden Blick an. Mit wässrigen Augen sah ich zu ihm hoch und drückte mich ein kleines Stück von ihm weg. „Hattest du überhaupt vor mich wieder gehen zu lassen?"

Meine Stimme war brüchig, doch ich riss mich zusammen und blinzelte die Tränen weg. „Was hast du zu ihr gesagt?", knurrte er seinen Halbbruder an. Schnell legte ich meine Hand auf seinen Arm und zwang ihn dazu mich anzusehen. „Antworte mir!" Schnaubend strich er sich mit seiner rechten Hand über sein Gesicht und legte seinen Kopf in den Nacken. „Verdammt! Nein. Nein ich hätte nicht so schnell vor gehabt dich gehen zu lassen." Er hatte das also ernst gemeint. Dass er mich so schnell nicht los werden wollte, da ich ihm von Nutzen sein konnte.

Ungewöhnlich ruhig nickte ich und überraschte uns alle drei mit meiner nächsten Aussage: „Gut. Dann lasst uns jetzt Pokern."

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Dangerous Love - Ein gefährliches Spiel zwischen Macht und LiebeWhere stories live. Discover now