Kapitel 23

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"Niemals würde ich dich für ein Monster halten", fiel ich ihm schnell ins Wort und schlug ihm, ohne darüber nachzudenken, gegen die Brust.

"Wieso denkst du sowas? Und wieso zur Hölle gibst du so schnell auf! Es wird einen anderen Weg geben. Es muss! Wir haben noch etwas Zeit. Dein Großvater reist erst morgen an und du wirst in drei Tagen zum Oberhaupt ernannt. Wir lassen uns etwas einfallen!" Ich wurde immer schneller und bei jedem Satz boxte ich auf seine Brust ein, was ihm nichts auszumachen schien.

"Lesly", stoppte er mich bestimmend und hielt meine Hände fest.

"Hör auf", befahl er mir und sah mich so intensiv an, dass mir augenblicklich schwindelig wurde. Tränen bildeten sich in meinen Augen. Wir werden einen Ausweg finden.

"Das hat keinen Sinn. Ich kann meinem Vater nicht entkommen. Du schon. Mein Schicksal wurde bei meiner Geburt bereits besiegelt", machte er alle Hoffnungen zunichte. Seine kalten Gesichtszüge wurden weicher und er zog mich wieder enger zu sich.

"Ich bringe dich hier raus. Du hast ein Leben und noch so viel vor dir. Wenn du erst mal von hier weg bist beendest du die Schule, gehst auf ein College und findest jemanden, der dich glücklich machen kann und mit dem du eine Zukunft haben kannst. Zieht so weit weg, wie es nur geht und baut euch eine Familie auf. Du wirst aufhören an mich zu denken, mich vergessen", sagte er und wurde zum Schluss hin immer leiser, bis seine Stimme schlussendlich brach.

In mir tobte ein Sturm aus Wut, Trauer und gemischten Gefühlen. Sauer schlug ich seine Hände weg. Mittlerweile bahnten sich die vielen Tränen ihren Weg an meinen Wangen hinab und tropften zu Boden. Laute Schluchzer erfüllten den Raum und Aiden sah mich mit traurigen Augen an. Es tat so weh. So sehr, dass ich meine Hände fest auf meine Brust drückte, in der Hoffnung mein Herz zusammen zu halten, bevor es entzwei brach.

"Was redest du da!", rief ich entsetzt und nahm ihn nur noch verschwommen war. Mehrmals breitete sich eine Gänsehaut auf meinem Körper aus, obwohl mir mit einem Mal richtig heiß geworden war.

"Du bist so ein Idiot! Ein Arschloch! Du kannst das nicht einfach so bestimmen! Ich will keine Zukunft ohne dich und vergessen werde ich dich auf keinen Fall. Niemals", wimmerte ich und fing an leicht zu zittern.

"Ich habe Gefühle für dich entwickelt, die ich zuvor noch nie verspürt habe. Du hast mir etwas gegeben, von dem ich nicht wusste, dass es mir fehlen würde. Du hast mich komplett gemacht. Und das in einer so kurzen Zeit, obwohl ich mich von dir abwenden sollte, weil du mein beschissener Entführer bist. Stattdessen empfinde ich etwas für dich und du versuchst mich von dir weg zu drücken. Doch das wirst du nicht schaffen. Ich werde mich so fest an dich klammern, dass mich niemand mehr von dir weg bekommt", redete ich unbeirrt weiter und schnappte einmal tief nach Luft.

"Ja, ich will nach Hause. Ich vermisse meine Familie, meine Freunde und mein normales Leben. Ich habe so viel geweint, wie noch nie. Das ganze hier hat etwas mit mir gemacht und vor allem mit meinem Herzen. Du hast mit meinem Herzen etwas gemacht. Ich werde nicht ohne dich gehen", beendete ich meinen Redeschwall und sank zurück auf den Schreibttischstuhl, da meine Beine mit einem Mal nachgaben.

Schniefend wischte ich mir die Tränen aus den Augenwinkeln und bemerkte erst jetzt, dass auch Aiden stumme Tränen weinte. Erschrocken erhob ich mich sofort wieder vom Stuhl und ging zu ihm. Er zog mich direkt in seine Arme und presste mich an seinen bebenden Körper.

"Ich will dich auch nicht gehen lassen, aber wenn dir etwas passiert." Er ließ den Satz unbeendet und holte zittrig Luft. Langsam löste ich mich etwas von ihm und sah zu ihm hoch. 

"Es wird mir nichts passieren", versicherte ich ihm und strich ihm behutsam über den Rücken.

Ein schwaches Lächeln bildete sich auf seinen fülligen Lippen, die ich mit meinen schlussendlich vereinte. Sie schmeckten leicht nach seinen salzigen Tränen und etwas süßem, was ich nicht zuordnen konnte. Ein angenehmer Stromschlag jagte durch meinen ganzen Körper und ließ mein Herz doppelt so schnell schlagen. Mit ihm fühlte ich mich lebendig. Lebendiger, als je zuvor in meinem Leben.

"Du bedeutest mir auch so viel, Lesly", flüsterte er, als er den Kuss kurz unterbrach und seine Stirn an meine lehnte. Lächelnd sah ich ihn an. Eine ganze Weile standen wir so da und ich hatte die Augen geschlossen.

Irgendwann trafen seine Lippen wieder auf meine und das war bisher der leidenschaftlichste Kuss, den wir je hatten. Ich genoss ihn so lange, wie es nur ging und ließ mich von Aiden auffangen.

Er würde mich immer auffangen, wenn ich falle.

Dangerous Love - Ein gefährliches Spiel zwischen Macht und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt