Kapitel 4

7.1K 216 38
                                    

Gemeinsam mit Maria saß ich am Esstisch und klickte mit ihr auf dem Laptop durch verschiedene Webseiten. Der Laptop gehörte eigentlich Aiden, doch sie meinte, dass wir ihn ruhig benutzen konnten. Ganz wohl war mir bei der Sache zwar nicht, aber ich brauchte unbedingt Klamotten.

„Wie wäre es mit diesem Oberteil?", fragte Maria und zeigte mit ihrem dünnen Zeigefinger auf das Bild. Leicht legte ich den Kopf schief und musterte die Bluse. Sie war blau und schulterfrei mit Seerosen bedruckt. Es gefiel mir. Ich drückte auf „In den Warenkorb" und scrollte weiter. Wer das alles zahlte? Das musste wohl oder übel Aiden übernehmen. Schließlich war es seine Idee mich hier fest zu halten, also lebte ich nun mal auf seine Kosten. Oder eben die von seinem Vater. Jedoch sah es hier so aus, als hätten sie mehr als genug Geld.

„Was macht ihr da mit meinem Laptop?" Aiden stand direkt vor uns und sah sehr wütend aus. Er hatte seine Hände in die Hüfte gestemmt und schien uns mit seinem Blick zu durchlöchern. „Ich hab deine Ordner mit den Pornos gefunden. Sollte man sowas nicht in einen Ordner wie „Mein Tagebuch" oder „Mathe Aufgaben" geben?", fragte ich spöttisch und klimperte unschuldig mit den Wimpern.

Schnurstracks hatte er sich den Laptop geschnappt und suchte den genannten Ordner, den ich vor wenigen Sekunden erfunden hatte. Grinsend beobachtete ich ihn und konnte mir das Lachen gerade noch verkneifen. Wenn ich schon festgehalten werde, konnte ich wenigstens nervig sein. Mir etwas antun würden sie nicht, sonst hätten sie das längst. Und Maria erzählte mir, dass bis jetzt alle hier heil rauskamen. Was auch immer die anderen gesehen hatten. Anscheinend wurde ihnen eine Menge Geld gezahlt, damit sie auch wirklich schwiegen. Ob sie das bei mir auch machen würden? Vor allem haben meine Eltern sicher schon bei der Polizei angerufen.

„Ich hasse dich", knurrte er und tippte etwas auf der Tastatur herum. Ich zuckte bloß mit den Schultern und wechselte mit Maria einen vielsagenden Blick. Diese musste sich ebenfalls das Lachen unterdrücken. „So, richtige Unterwäsche hast du jetzt auch." Zufrieden drehte Aiden den Laptop in meine Richtung. Er hatte gerade den gesamten Einkauf gezahlt und das letzte Produkt war eine schwarze Spitzenunterwäsche. Der BH hatte vorne sogar eine klitzekleine Schleife mit einer Perle darin.

„Du weißt doch nicht mal meine BH-Größe!", rief ich empört und sah ihn böse an. „Ich schätze mal auf B. Genauer gesagt 75 B", überlegte er laut. Ungläubig riss ich die Augen auf. Doch dann machte es in meinem Kopf klick und mein Blick wurde noch düsterer als ohnehin schon. „Du hast meine Wäsche durchsucht?", fragte ich vorwurfsoll. Unschuldig hob er die Arme. „Tut mir leid, dass wir uns im Moment die Waschmaschine teilen müssen. Außerdem passt dir die jetzige Unterwäsche doch genauso. Also hatte ich richtig geraten." Triumphierend lächelte er mir ins Gesicht und richtete sich wieder auf.

„Du bist zum Kotzen, Aiden", schnaubte ich und machte den Laptop zu. Maria hatte das Geschehen bis jetzt nur stumm mit verfolgt. „Ihr solltet eindeutig besser miteinander umgehen. Unternehmt doch mal was miteinander", schlug sie vor. Es war zwar lieb gemeint von ihr, doch ich schüttelte sofort den Kopf. „Nur über meine Leiche", kam es von Aiden und ausnahmsweise musste ich ihm zu stimmen. Gerade wollte er sich aus dem Staub machen, als er sich nochmal umdrehte und sagte: „Ich hab die Unterwäsche übrigens mehrmals gekauft."

_________________________________________________________________________

Die nächsten Tage verbrachte ich die meiste Zeit im Wohnzimmer und in der Küche. Das Zimmer, das jetzt sozusagen meins war, mochte ich irgendwie nicht. Ich fühlte mich nicht wohl dort. Seitdem schlief ich immer auf der Couch, die nebenbei bemerkt sehr gemütlich war. Leider bekam ich jedes Mal mit, wenn Aiden eines seiner Betthäschen mit nach Hause brachte. Aber wenigstens taten sie es auf seinem Zimmer, sodass uns ein zweiter Zwischenfall auf diese Art erspart blieb.

Gegen Mittag klingelte es. Da ich keine Anstalten machte die Türe zu öffnen und lieber den Film Hangover sah, klingelte derjenige ein zweites Mal. Und ein drittes Mal. Bis ein genervter Aiden die Treppen herunter gepoltert kam und die Haustüre mit einem schnauben öffnete. Ich konnte schwer etwas verstehen, da ich auf der Couch lag und nebenbei der Fernseher lief. Kurz darauf gesellte sich Aiden zu mir und schmiss mir ein paar Pakete vor die Füße. „Deine Klamotten", kam es nur von ihm. „Wie nett", grinste ich schief und nahm sie an mich. Aiden brachte mir sogar noch eine Schere, um das Paket zu öffnen. Überrascht nahm ich sie ihm aus der Hand.

Endlich hatte ich wieder Klamotten. Als ich den Karton öffnete verschwand mein Lächeln. Es war die Unterwäsche. Schnell stellte ich sie beiseite und öffnete den nächsten. „Ach, schämst du dich etwa?", spottete er. „Nein", zischte ich und schenkte ihm meinen bösesten Blick. „Ich werde die Sachen jetzt anprobieren. Bleib schön fern von mir!", wies ich ihn streng an und ging mit den Sachen nach oben ins Bad.

Dort zog ich mir jedes Teil einmal an und es passte alles perfekt. Als mein Blick auf die neue Unterwäsche fiel zögerte ich kurz. Sie war so gar nicht mein Fall und ich wusste eben nicht, ob sie mir stand. Schließlich gab ich mir einen Ruck und nahm mir einen BH und den passenden Slip dazu raus.

Als ich das ganze anhatte, stellte ich mich skeptisch vor den großen Spiegel. Im Großen und Ganzen sah es ganz gut aus. „Ich muss mich ja keinem so zeigen", zuckte ich mit den Schultern und drehte mich etwas, um zu sehen, wie mein Hintern in dem Slip aussah. Welches Mädchen tat das bitte nicht?

„Also ich finde es überraschenderweise sexy." Erschrocken drehte ich mich zur Türe um und sah einen grinsenden Aiden im Türrahmen lehnen. Entsetzt griff ich zum nächstbesten Kleidungsstück und zog es mir über. Es ging mir fast bis zu den Knien. „Und mit meinem T-Shirt sieht es ja noch viel besser aus", gluckste er.

Wie schön, dass wenigstens er was zum Lachen hatte. Sein Geruch haftete immer noch an dem T-Shirt und stieg mir in die Nase. Ich musste aufpassen, dass ich nicht tief einatmete. Er roch wirklich unglaublich gut. Nach irgendeinem Aftershave.

„Was platzt du einfach so rein? Ich will nicht, dass du mich so siehst!", blaffte ich ihn an und packte alle Klamotten einmal in die Wäsche. Aiden grinste bloß schief und sein Blick wanderte immer wieder an mir auf und ab. Meine Augen verdrehend drückte ich mich an ihm vorbei und öffnete die Türe zu „meinem" Zimmer. „Und das T-Shirt willst du mir nicht geben?", fragte er. „Natürlich nicht. Das kannst du wiederhaben, wenn die Klamotten fertig gewaschen sind", sagte ich schnippisch und knallte die Türe vor seiner Nase zu. Ein „Fick dich", konnte ich mir dann doch nicht verkneifen. Ich hörte noch, wie er darauf kurz lachte und dann sich vom Zimmer entfernte. Dieser Typ war ja nicht zum Aushalten.

 Dieser Typ war ja nicht zum Aushalten

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.
Dangerous Love - Ein gefährliches Spiel zwischen Macht und LiebeWhere stories live. Discover now