Kapitel 27

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Langsam erhebe ich mich vom Boden und schlendere wie in einer Trance zu meinem Bett und setze mich drauf. Starr blicke ich gerade aus auf meine kahle, weiße Zimmerwand, während mirhunderte von Gedanken durch meinen Kopf schwirren.

Ich fasse vorsichtig auf meinen Lippen. Noch immer spüre ich seine weichen Lippen auf meinen. Diese Lippen, von denen ich schon unzählige Male kosten dürfte.

Warum löst dieser Kuss immer noch kribbeln in mir aus? Warum verspüre ich es bei Jack noch? Und warum ist dieses verdammte Gefühl nicht da, wenn ich Derek küsse?

Ich habe noch Jack vor Augen als wir uns kennenlernten. Er war damals schon eine Augenweide. Ein kurzer Blick von mir genügte und ich war ihm verfallen.

Ich erinnere mich noch daran, wie er mich anlächelte als wir das erste Mal allein essen gingen. Sozusagen unser erstes Date.

Dann noch an diesen riesigen Teddybär, den er mir zu Valentinstag vergangen Jahres schenkte. Der Tag an dem er mein Herz endgültig gewonnen hat.

Dort hatten wir auch unseren allerersten Kuss. Ein schüchterner, sanfter und überaus liebevoller Kuss.

Immer mehr und mehr Bilder von Jack und von unserer gemeinsamen Zeit kommen mir in den Kopf.

Von dem wundervolle Gesicht meiner großen Liebe.

Von den schönen Dingen die wir miteinander teilen durften.

Von den Abenteuern, die wir erlebt haben.

Ich halte meinen Kopf fest. Diese Gedanken sollen verschwinden. Mir werden sie zu viel...viel zu viel. Ein lauter, schmerzvoller Schrei entkommt meiner Kehle.

Kurz darauf stürmen Mike und Luca in mein Zimmer und sehen mich erschrocken an. Tränenüberströmt sitze ich auf meinen Bett, so dass ich nur ihre Umrisse erkennen kann.

"Lis, was ist los?" fragt mein Bruder besorgt und kniet sich vor mich. Vorsichtig greift er nach meinen Händen und löst vorsichtig meine verkrampften Fäuste.

Ich schüttle meinen Kopf unfähig dazu etwas zu sagen. Schon schlingen sich die Arme meines älteren Bruders um mich. Luca scheint etwas überfordert mit der Situation zu sein.

"Es ist alles okay..." flüstert Mike mir leise in mein Ohr und streicht mir über mein Haar. Langsam beruhige ich mich. Mike löst sich von mir und wischt mir mit seiner Hand über meine durchnässte Wange.

"Luca und ich machen für uns Frühstück, in Ordnung?" fragend sieht mich Mike an. Ich nicke und die beiden verlassen mein Zimmer. Luca lächelt mich noch einmal liebevoll an.

Ich nehme mir mein Smartphone von meinem Nachttisch und schreibe Lox eine Nachricht, dass sie doch bitte vorbei kommen kann, da ich mit ihr etwas zu besprechen habe.

Es dauert nicht lange, da bekomme ich auch schon ihre Antwort. Sie schickt zuerst Lachemojis und schreibt dazu, ob es wirklich so dringend ist, dass sie aus ihrem Bett kriechen soll. Als sie dann aber bemerkt, wie ernst ich es meine, bekomme ich zurück, dass sie in kürze hier sein wird.

Aufeinmal wird ganz leicht meine Zimmertür geöffnet und mein süßer Neffe steckt seinen Kopf hindurch.
"Faster, är allt bra?" (Tante, ist alles in Ordnung?) fragt er mich. Ich nicke und zwinge mich zu einem lächeln.

Tommy legt seinen Kopf leicht schief. "Nej det är det inte." (Nein, ist es nicht.) meint er und tapselt mit seinen kleinen Füßchen zu mir. Er klettert auf mein Bett und schlingt seine Ärmchen um meinen Hals.

"Du är söt, älskling." (Du bist lieb, Schätzchen.) gebe ich leise und mit Tränen in den Augen von mir. Fast kann ich meine Tränen nicht mehr zurück halten, als er beginnt ein Lied zu singen, welches Mike und ich ihm immer vorsingen. Schon früher haben wir beide es unserem kleinen Bruder vorgesungen.

Es vergeht eine Zeit in der ich einfach nur eingekuschelt mit Tommy auf meinem Bett sitze, bis Lox im Türrahmen auftaucht mit mich leicht anlächelt.

Ich sage zu Tommy, dass er uns bitte alleine lassen soll. Er nickt, gibt mir einen kleinen Kuss augbdie Wange und geht. Davor jedoch umarmt er meine beste Freundin zur Begrüßung.

"Dann erzähl' einmal, was ist los?" sie schließt die Zimmertür und kommt zu mir. "Jack ist los..." murmle ich und streiche mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr.

"Gilinsky?" hakt sie fragend nach. Ich verdrehe die Augen. "Nein, Johnson...na klar Gilinsky." gebe ich ihr als Antwort zurück, der Sarkasmus ist deutlich aus meiner Stimme zu hören.

"Er war heute hier, Maho." platzt es aus mir heraus bevor sie etwas erwiedern kann. Eine ihrer Augenbrauen wandert in die Höhe.

"Was wollte er?" hinterfragt sie skeptisch übet meine Aussage. "Er wollte reden." ich zucke mit meinen Schultern und versuche die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.

Lox nimmt meine Hand und drückt diese leicht, also beginne ich von unserem Gepräch zu erzählen. Ich lasse kein Detail aus... auch nicht unseren Kuss. Der Lockenkopf scheint nicht wirklich erfreut zu sein.

"Ich weiß einfach nicht mehr was ich eigentlich für ihn empfinde."ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. "Jack Gilinsky hat dir das Herz gebrochen und du weißt nicht, was du empfindest? Vielleicht Hass?"

"Ich kann ihn nicht hassen. Egal wie gern ich es möchte." ich sehe wieder auf. "Ich kann es nicht, Maho. Es ist Jack..."meine Stimme bricht zum Ende hin und lässt mich wie ein Häufchen Elend klingen. Ich bin einfach nur verzweifelt und verwirrt.

"Und Derek?" fragt Lox und sieht mich fragend an. Ich zucke mit den Schultern. "Ich habe ihn wirklich gern." murmle ich gedankenverloren.

"Aber du liebst ihn nicht..." meint meinr beste Freundin. "Es kann ja noch kommen, oder?" ich blicke sie direkt an. "Ihn lieben? Das wird erst klappen, wenn du dich von Jack ganz lösen kannst, Alli. Solange du den Jungen liebst, der dir das Herz gebrochen hat, kannst auch Derek nicht lieben." erläutert sie.

"Ich liebe ihn doch nicht mehr." behaupte ich schnell. Fast schon zu schnell. Lox neigt leicht ihren Kopf und streichelt mir über meinen Arm. "Doch tust du."

She's Back (Magcon FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt