Kapitel 10

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Da ich keine beste Freundin habe und mir mein bester Freund keine große Hilfe in Sachen Mode ist, stehe ich jetzt alleine in meinem Zimmer, um mir mein Outfit für die Party gleich zu suchen.

Ich entscheide mich schließlich für mein weinrotes Cocktailkleid mit spitzen Ausschnitt und oben eng anliegt und ab der Hüfte locker bis zu meinen Knien fällt. Dazu schminke ich mich mit Wimperntusche, Lidschatten in einem hellen braun und Lippenstift passend zum Kleid.

Ein letzter Blick in den Spiegel verrät mir, dass ich auch ohne Freundin ganz gute Arbeit geleistet habe, jetzt nur noch meine Haare locken und dann bin ich fertig.

Gerade als die letzte Locke runterfällt, klopft jemand an meine Zimmertür und meine Mutter kommt herein.

"Hey Spatz können wir reden? Wow siehst du schön aus." Staunt meine Mutter.

"Danke Mum, aber worüber möchtest du mit mir reden?" frage ich sie.

"Leila hat angerufen und gefragt ob wir wüssten was mit Jayden los ist, er ist anscheinend seit zwei Tagen komisch drauf. Er ist immer mal wieder abwesend und macht auch nicht mehr so viel mit Milo." Ihn trifft das ganze ja noch mehr als ich gedacht habe. Scheiße, ich muss das gleich unbedingt mit ihm klären. "Hast du vielleicht eine Ahnung was mit Jayden los sein könnte? Leila macht sich schon Sorgen um ihn."

Ihr fragt euch bestimmt wer Leila ist. Leila ist Mums Schwester, also Jaydens und Milos Mutter, weswegen sie sich auch Sorgen um ihren Sohn macht.

"Ich werde das heute Abend mit ihm klären Mum, wir haben uns gestritten und dann ist alles etwas aus dem Ruder gelaufen. Morgen wird alles wieder gut sein, okay?" Ich verschönere die Geschichte etwas, aber damit sich meine Mutter nicht sorgt und sich daraus hält.

"Spatz, du weißt wie sehr ihn ein Streit mit dir mitnimmt. Ihr müsst das klären. Du und Milo seid alles für ihn. Ihr habt schon so viele schöne Sachen erlebt und dann auch noch..."

"Mum ich hab's verstanden und ich werde auch gleich mit ihm reden, deshalb werde ich mich jetzt auf den Weg zum Strand machen und dann wird alles wieder gut. Hab dich lieb und warte nicht auf mich." Damit schnappe ich mir meine Tasche, ging schnell aus dem Haus und steige auf mein Motorrad.

~*~

Am Strand sind alle schon in bester Feierlaune oder wie man es auch so schön nennt, betrunken.

Jake ist schon mittendrin und wird von einigen Mädchen in Beschlag genommen. Sie flirten alle was das Zeug hält und ihm scheint es zu gefallen die Aufmerksamkeit von so vielen Mädchen zu bekommen. Als er meinen Blick auffängt zwinkre ich ihm einmal zu, doch er verdreht daraufhin nur die Augen und redet mit blondchen weiter, die nur so um seine Aufmerksamkeit bettelt.

Als ich Jayden nach ein paar Drinks immer noch nicht entdeckt habe, sage ich Jake Bescheid und gehe zu einem großen Stein etwas weiter von der Party weg.

Isalie wollte vorhin unbedingt ein Gespräch mit mir beginnen, weil wir ja soo gute Freundinnen sind und uns immer gut verstehen. Merkt die denn gar nicht, dass ich keine Lust auf sie habe und mich ihr Gelaber nervt?

Wie dem auch sei sitze ich jetzt hier auf dem Stein und schaue aufs Meerhinaus und wie immer, wenn ich aufs Meer schaue, denke ich über alles nach. Von meinem Streit mit Jayden bis hin zu Tyler und mein Gespräch mit Kyle. Ich glaube heute wird es doch kein Wortgefecht zwischen Jayden und mir geben.

Aber wie immer ist mein letzter Gedankengang meiner Familie gewidmet. Ich meine jetzt nicht Jayden, Mum, Dad, Tante Leila und Milo, sondern meine leibliche Familie und den Unfall. Ich bin immer zum Strand gefahren und habe aufs Meer geschaut, wenn ich an sie Gedacht habe, deshalb verbinde ich beides miteinander.

Ich merke wie mir langsam eine Träne die Wange runterläuft und wie sich jemand neben mich setzt. Jayden. Eine Weile sagt niemand von uns etwas, bis er plötzlich das Wort ergreift.

"Jake hat mir gesagt, dass du hier bist." Spricht er mich sanft an. "Du denkst gerade an sie nicht wahr?" Jayden weiß, dass ich das Meer immer mit meiner Familie verbinde und dass ich dann meistens Tränen in den Augen habe.

"Ja tue ich. Ich habe einfach Angst verstehst du?" gebe ich traurig zurück.

"Um ehrlich zu sein, nein tue ich nicht. Wovor hast du Angst?"

"Davor dich auch noch zu verlieren, deshalb war ich gestern auch da weißt du? Ich will nicht, dass dir auch was passiert." Erkläre ich ihm Wahrheitsgemäß.

"Klea, du musst keine Angst haben. Ich kann gut auf mich selbst aufpassen und sonst sind die Jungs auch noch da. Mich wirst du nicht so leicht los." Ich weiß er versucht nur die Stimmung zu lockern, aber ich habe trotzdem noch Angst um ihn.

"Pass bloß auf dich auf und du kannst jetzt so viel protestieren wie du willst, aber ich werde meine Meinung nicht ändern. Ich begleite euch zu den Rennen, natürlich als Gegnerin, aber falls etwas passiert kann ich dir helfen und bin nicht tatenlos." Gebe ich stur von mir.

"Klea..."

"Nein, es bleibt dabei, du kannst mich nicht aufhalten. Ich werde nichts riskieren!" erst als Jayden mir meine Tränen wegwischt merke ich, dass ich wieder ziemlich stark weine.

"Dir geht es doch nur um damals. Hab ich recht?" fragt er mich sanft und ich nicke.

"Z..Zwölf Ja..Jahre sind es b..bald." stottere ich.

"Prinzessin, du kannst es nicht ändern, außerdem warst du gerade mal fünf Jahre alt und du warst selber schwer verletzt." Gibt er mir eindringlich zu verstehen, doch die Tränen wollen nicht aufhören.

"Pscht, alles gut"

Nach 10 Minuten habe ich mich soweit beruhigt, dass ich einen normalen Satz ohne Heulattacke sagen kann.

"Ich hätte auch gehen sollen, aber nein, ich habe nur mein Gedächtnis verloren. Meine Erinnerungen. Ich weiß nur noch die letzten paar Minuten mit ihnen und mehr nicht. Man Jay, ich habe keine Erinnerungen an meine Eltern geschweige denn an meinen Bruder! Hatte ich Freunde? Keine Ahnung. Der schönste Moment mit ihnen? Woher soll ich das wissen.

Ich habe dich und alle anderen mehr lieb als irgendwen sonst, aber ich vermisse sie und habe Angst, dass sich alleswiederholt." Am Ende bin ich wieder ein weinendes Wrack in Jays Armen, der mich einfach nur hält und für mich da ist.

Wir saßen noch eine halbe Stunde so da, ich in seinen Armen während er einfach nur mich da ist, bis ich mich wieder unter Kontrolle hatte.

"Ist alles wieder gut zwischen uns?" fragt er mich nach kurzem Zögern unsicher.

Ich lächle ihn schwach an. "Alles wieder gut und jetzt geh wieder zurück zur Party, ich fahre jetzt zurück nach Hause, ich bin nicht mehr so in Partystimmung. Sagst du Jake gleich Bescheid?"

"Dann bis morgen Prinzessin und Jake sage ich es gleich noch. Pass aber auf ja? In diesem Kleid siehst du nämlich echt wunderschön aus, da kommen manche bestimmt auf falsche Gedanken." Warnt er mich noch und zwinkert mir zu.

Gerade als ich gehen möchte fällt mir noch was ein.

"Wenn wir das nächste Mal streiten, geh Milo nicht aus dem Weg, er kann ja schließlich nichts dafür"

"Werde ich nicht."

Zum Abschied umarmen wir uns noch kurz und er gibt mir einen Kuss auf den Kopf, da er größer ist als ich. Natürlich kann uns keiner sehe, da wir nicht in der Sichtweite der Partygäste sind, sonst hätten wir echt viel zu erklären, aber das ist ja zum Glück nicht der Fall. Wieder bei meinem Motorrad, fahre ich direkt in die Nacht hinein zu mir nach Hause.

Schade eigentlich, dass ich mich heute quasi umsonst so angezogen habe, aber was solls, ich hatte sowieso nicht vor jemanden bestimmten zu gefallen und einige Blicke habe ich auch bekommen.

Mit Jayden ist wieder alles gut und ich war mal wieder am Meer. Alles in allem doch kein so schlechter Abend, denn auch wenn ich viel geweint habe, sind die Gedanken an die Menschen aus meiner Vergangenheit nichts Schlechtes sind, sondern etwas Gutes. Man sollte seine Vergangenheit nämlich stehts im Herzen tragen, sich jedoch nicht von ihr kontrollieren lassen.

All is coming backWhere stories live. Discover now