Kapitel 17

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Ich hatte recht, als ich vermutet habe, dass Kyle und ich gute Freunde werden könnten. Ich weiß natürlich auch, dass ich das erst gestern behauptet habe, aber das spielt nicht wirklich eine Rolle.

Gestern hat mich Kyle noch gefragt, ob wir nach der Schule etwas zusammen machen können, weil wir jetzt ja Freunde sind und man sich dann schließlich auch mal nach der treffen kann. Erst hat es mich gewundert, dass er diese Freundschaft so ernst nimmt, irgendwie habe ich das nicht erwartet, aber ich fand es auch süß von ihm und deshalb haben wir uns nach der Schule im Park getroffen.

Anfangs saßen wir nur auf einer Bank, etwas abseits von den ganzen spielenden Kindern und haben ihnen beim spielen zugesehen. Zwischen uns herrschte solange Stille, bis er plötzlich anfing zu reden und wir so ins Gespräch kamen.

Wir lernten uns besser kennen, angefangen bei den typischen Smalltalk-Fragen, wie unsere Lieblingsfarbe und so weiter, aber irgendwann hat sich unser Gespräch vertieft und er fing an mir von seiner Familie und seiner Freundschaft mit Tyler zu erzählen. So erfuhr ich auch, dass er und Tyler zusammen aufgewachsen sind und die beiden zusammen mit Kyles kleiner Schwester ein unschlagbares Team waren, doch als ich fragte, warum sie es jetzt nicht mehr sind, hätte ich mich selbst schlagen können.

Flashback

"Meine kleine Schwester ist nicht mehr so bei uns wie ich es gerne hätte." Gibt er traurig zu.

Wieso musste ich auch nachfragen?

Seine kleine Schwester lebt bestimmt nicht mehr. In seinem Herzen ist sie zwar noch und wird auch für immer bleiben, aber sie ist eben nicht mehr bei ihm, so wie er es sich wünscht.

Ich kenne das, bei mir ist es mit meiner leiblichen Familie genauso, deshalb weiß ich wie er sich fühlt.

"Weißt du Klea, immer wenn ich im Park die ganzen Kinder sehe, muss ich an sie denken und an unsrer gemeinsame Zeit."

Ihm fällt es bestimmt nicht leicht über so etwas zu reden, deswegen antworte ich auch nicht. Manchmal möchte man keine aufbauenden Worte hören, sondern einfach nur jemanden der leise ist und zuhört.

Flashback ende

Danach ist mir klar geworden, dass seine kleine Schwester der Grund, warum ich Tyler eine neue Chance gebe, so wie Kyle mich darum gebeten hat und heute bei der Projektarbeit kann ich mir vielleicht schon einen neuen Eindruck machen.

Kyle wollte mich direkt nach der Schule mitnehmen, Tyler und Jay kommen auch direkt mit. Wir haben uns entschieden es bei Kyle und Tyler zu machen, weil die beiden zusammen in einer Villa wohnen und deshalb den meistens Platz haben. Das ist auch der Grund, warum ich jetzt auf Kyles Auto zugehe, an dem er schon auf mich wartet, damit wir endlich loskönnen. Jayden und Tyler sind so wie es aussieht schon losgefahren.

~*~

"Hat schon Jemand eine Idee für das Projekt?" durchbricht Kyle die Stille, die seit einer gefühlten Ewigkeit anhält. Gut, es waren vielleicht zehn Minuten, aber zehn Minuten in einer unangenehmen Stille, fühlen sich durchaus wie eine Ewigkeit an, denn jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach.

Ich schweige, weil das Projektthema zu viel in mir auslöst und ich keine eigenen Erfahrungen einbringen kann.

Jayden schweigt, weil er sich Sorgen darum macht, wie ich mit dem Thema klarkomme.

Tyler, was weiß ich wieso und Kyle hat sichtlich einfach keine Ahnung, wie er anfangen soll, zumindest bis gerade, aber auch jetzt sind wir alle in Gedanken vertieft und nur Kyle ist davon überzeugt mit dem Projekt zu starten.

"Kommt schon Leute wofür sind wir sonst hier? Ich habe mir Gedacht, dass wir alle eigenen Erlebnisse aus unserer Kindheit hineinbringen sollten, dass macht das ganze Projekt persönlicher und das finden Lehrer doch immer gut."

Und das wars wovor es mir die ganze Zeit gegraut hat. Eigene Erfahrungen aus meiner Kindheit. Ich kann mich damit nicht auseinandersetzen, dafür ist der Tag zu nah...

"Kann ich kurz das Bad benutzen?" frage ich mit erstickender Stimme, weil ich meine Tränen zurückhalte, doch trotzdem bekomme ich Blicke zugeworfen, die beweise, dass sie bemerkt haben, dass etwas nicht stimmt.

Kyle reagiert als erstes und erklärt mir den Weg. Gang geradeaus und dann die zweite Tür links. Direkt mache ich mich auf den Weg und lasse zwei verstörte Jungs und einen besorgten zurück.

Im Bad schließe ich mich erstmal ein und beruhigte mich wieder.

Kurze Zeit später bin ich fertig und gehe wieder aus dem Bad raus. Jetzt ist nur die Frage wo Kyles Zimmer ist, in dem die anderen sitzen. Wieso habe ich mir den Weg nicht gemerkt.

"Klea?" fragt plötzlich eine zaghafte Stimme hinter mir, weswegen ich mich zu ihr umdrehe.

"Lacy, wohnst du hier etwa?" frag ich die Eroberin von Milos Herz, als ich sie wiedererkenne.

"Ja, mit meinem Bruder und meiner Familie." Antwortet sie mir.

Dann muss Tyler ihr Bruder sein, denn Kyles kleine Schwester kann es ja nicht sein.

"Und was machst du hier?" fragt sie mich.

"Ich mache eine Projektarbeit mit Tyler, Kyle und Jayden, deswegen muss ich jetzt auch wieder zu ihnen." Sage ich zu ihr

"Klea? Darf ich mal mit dir und Milo in den Park?" fragt sie mich noch bevor ich gehe und bekommt rosige Wangen. Aww, sie ist so süß.

"Natürlich darfst du das Kleine." Sage ich noch und drehe mich dann um und gehe auf die Tür zu, von der ich denke, dass es die richtige ist.

Gerade als ich die Tür öffnen will, stoppt mich eine wütend anhörende Stimme.

"Geh von der Tür weg!" langsam drehe ich mich zu der Stimme um und ich hätte mir schon denken können wer jetzt von mir steht. Tyler.

"I-ich wollte doch nur zurück ins Zimmer g-gehen." Stottre ich rum. Warum stottre ich jetzt, ich habe doch nichts falsch gemacht.

Tyler guckt mich weiter wütend an und irgendwie lässt mich dieser Blick innerlich zusammenschrumpfen.

Wo ist mein Selbstbewusstsein und wo ist meine Schlagfertigkeit?

"Das ist nicht Kyles Zimmer und du gehst jetzt sofort von dieser Tür weg, da ist nichts was dich zu interessieren hat!" schnauzt Tyler mich an und führt mich zurück in Kyles Zimmer, wo die Jungs scheinbar schon mit dem Projekt angefangen haben.

Warum hat Tyler gerade so reagiert und was ist in diesem Zimmer?

Auf jeden Fall hat er überreagiert und warum habe ich mich so klein gefühlt?

Die besorgten Blicke von Jayden ignorierend, setze ich mich hin und versuche mich auf das Projekt zu konzentrieren, ohne einen Zusammenbruch, denn den kann ich jetzt nicht gebrauchen.

Während Tyler mich mit bösen Blicken bedacht, sammeln Jayden und Kyle eigene Kindheitsmomente und ich suche Sachen im Internet.

Am Abend haben wir schon einige Sachen vorbereitet und ich habe es ohne weitere Vorfälle hinter mich gebracht. Also bis auf den Vorfall mit Tyler war es eigentlich recht entspannt bei der Arbeit und geschafft haben wir auch mehr als erwartet.

Alles in allem also gar nicht mal so schlecht.

All is coming backWhere stories live. Discover now