Kapitel 20

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Ich weiß nicht genau wie lange schon, aber wir sitzen hier schon lange und gucken einfach aufs Meer.

Immer mal wieder spüre ich seine Blicke auf mir liegen, aber ich bin heute nicht in der Lage etwas zu ihm zu sagen und mittlerweile stören mich seine Blicke auch nicht mehr. Beschweren darf ich mich auch gar nicht, immerhin habe auch ich ihn anfangs von der Seite angeguckt, um zu verstehen was er als nächstes machen wird. Eine Antwort habe ich allerdings nicht gefunden, weshalb ich meinen Blick nach einiger Zeit einfach abgewendet habe.

Die Stille zwischen uns ist merkwürdig, einerseits unangenehm, aber andererseits hat es auch etwas Angenehmes an sich. Ich hoffe er sagt bald was er mir zu sagen hat und lässt mich dann wieder alleine, denn ich bin mir sicher er hat gehört was ich vorhin gesagt habe und sagt gleich etwas dazu.

Einige Minuten später bricht er dann endlich die Stille und sagt, was er mir zu sagen hat, allerdings hätte ich nie mit dem gerechnet, was er nun zu mir sagt. "Der Blick aufs Meer ist irgendwie beruhigend und die Stille hier oben hilft einem, wenn man über Sachen nachdenken muss." Er ist gerade nicht so wie sonst, irgendwie viel offener und ich denke er hat gerade seine Badboy Fassade abgelegt.

"Hier oben ist man alleine und wird von niemandem gestört, deswegen gehe ich gerne an solche Orte, verstehst du wie ich das meine?" spricht er weiter und dieses Mal antworte ich ihm, doch meine Stimme ist immer noch leise und gebrochen und ich verfluche mich dafür mich so schwach vor ihm zu zeigen.

"Die Stille hier ist angenehm, da hast du recht, doch damit, dass man hier alleine ist, hast du unrecht, denn sonst wäre ich jetzt alleine hier und du wärst wer weiß wo, Hauptsache irgendwo anders, damit ich weiter nachdenken kann." Kurz überlegt er was er sagen soll, denn er macht immer den Mund auf, schließt ihn jedoch direkt wieder. Dann macht er den Mund wieder auf und dieses Mal kommen sogar Wörter heraus.

"Worüber möchtest du dir denn Gedanken machen?" fragt er mich und ignoriert geflissentlich den Teil indem ich ihn indirekt dazu aufgefordert zu verschwinden.

"Du hast es doch vorhin gehört, also..." das Ende lasse ich offen, soll er sich doch seinen Teil dazu denken, denn hätte ich weitergeredet, wäre meine Stimme bestimmt wieder abgebrochen.

Danach ist es wieder still zwischen uns und er folgt immer noch nicht meiner stillen Aufforderung zu gehen, sondern bleibt einfach sitzen. Ich schließe meine Augen und versuche Tyler auszublenden und den Möwen, sowie den brechenden Wellen zuzuhören.

Nach einigen Minuten höre ich dann wie er sich wieder bewegt und aufsteht und ich öffne wieder meine Augen in der Annahme, dass er endlich gegangen ist und als ich neben mich gucke, ist er tatsächlich weg. Aber als ich wieder zu dem Rand der Klippe sehe, sehe ich dort stehen und meine Hoffnung auf Ruhe wird jäh zerstört.

Er steht dort und blickt mir direkt in die Augen, als er dann auch noch ein schiefes Grinsen bekommt, sehe ich schwarz.

Er fängt an sein T-Shirt auszuziehen bis er nur noch in Boxershorts vor mir steht und ich kann nicht anders als meinen Blick kurz zu seinem durchtrainierten Bauch wandern zu lassen, wo ein deutliches Sixpack zu sehen ist. Als ich ihm dann wieder in die Augen gucke, sehe ich ihn ungläubig an, er scheint sich jedoch keiner Schuld bewusst zu sein.

"Was machst du da?" frage ich ihn direkt.

"Ich werde dich jetzt ablenken, also los zieh alles bis auf deine Unterwäsche aus." Befiehlt er mir, doch ich habe noch einen eigenen Willen, weshalb ich seiner Aufforderung nicht nachgehe.

"Das kannst du vergessen." Zische ich.

"Wie du meinst, aber ich habe dich gewarnt." Sagt er und kommt auf mich zu. Er hält mich fest und weil ich zu spät reagiert habe, komme ich nun nicht mehr von ihm weg. Er zieht mir meine Schuhe aus und schmeißt mich über seine Schulter. Vor Schreck schreie ich einmal auf und könnte mich selbst dafür schlagen. Ich lasse meine 'Kacy-Kette' schnell los, damit ich sie nicht verliere.

Er geht auf die Klippe zu und Anstalt mit mir über seiner Schulter die Klippe herunterzuspringen.

"Tyler nicht, lass mich los." Befehle ich ihm, aber er lässt es nicht zu.

"Sorry Prinzessin, aber das hast du dir selbst zuzuschreiben." Sagt er und bevor ich noch etwas erwidern kann, springt er auch schon und ich unfreiwillig und über seine Schulter gelegt auch.

Es dauert 10 Sekunden, bis wir im Meer landen und in diesen 10 Sekunden, hat Tyler mich von sich gestoßen, sodass wir etwa zwei Meter voneinander entfernt im Wasser landen. Ich tauche auf und schnappe erschrocken nach Luft, er hat das wirklich getan, er ist wirklich die Klippe runtergesprungen und hat mich unfreiwillig mitgenommen. Fassungslos gucke ich ihn an, aber er lacht nur und ruft irgendwas von Freiheit und schüttelt lachend seinen Kopf.

Ich schmeiße Wasser in sein Gesicht, aber bevor ich reagieren kann, wird daraus eine riesige Wasserschlacht und ich vergesse dabei völlig, dass er mit mir die Klippe runtergesprungen ist. Wir alberten noch ungefähr eine halbe Stunde lang im Meer herum, bis wir unsere Sachen oben an der Klippe holten und am Strand zu seinem Motorrad liefen, er hat mir angeboten mich nach Hause zu fahren, weil es schon später geworden ist.

"Tyleeer!" hören wir jemanden mit schriller Stimme schreien und im nächsten Moment fand sich Isalie auch schon in Tylers Armen wieder. Kann mir nicht ein einziger Tag ohne dieses Mädchen gegönnt werden?

Großartig, jetzt fängt sie auch noch an mit ihm rumzumachen, aber bevor es noch schlimmer wird und Isalie gleich noch anfängt sich hier auszuziehen, was eigentlich keinen großen Unterschied zu ihrem jetzigen Outfit wäre, das sie fast nur Stofffetzen trägt, räuspre ich mich einmal lautstark. Erschrocken löst sich Isalie von Tyler und ich weiß zwar nicht genau wieso, aber irgendwie finde ich es gut, dass sie nicht mehr an seinen Lippen hängt.

Zunächst guckt sie mich abschätzend an, bis ihr einfällt, dass wir, aus ihrer Sicht, Freunde sind. Von jetzt auf gleichändert sich ihr Gesichtsausdruck und sie guckt mich mitleidig an. Man, wie ich Mitleid doch hasse vor allem, wenn man es nicht ernst meint.

"Klea süße, wie geht es dir? Du warst heute Morgen die ganze Zeit so in deinen Gedanken versunken. Ich wollte ja eigentlich zu dir, aber da nicht mal Jake bei dir war, dachte ich, dass du lieber alleine sein möchtest." Sagt sie 'besorgt' zu mir, also Schauspielerin sollte sie nicht werden, so leicht wie sie zu durchschauen ist. Immerhin hat man es doch nicht ganz so schlecht bei ihr gemeint und auch ihr ein paar Gehirnzellen gegeben, wenn auch nicht sonderlich viele. Hätte sie die nicht, dann hätte ich mich auch heute Morgen mit ihr rumschlagen müssen und das wäre für sie nicht gut ausgegangen.

"Ja, ich habe heute meine Ruhe gebraucht, deshalb verstehst du es doch bestimmt, dass ich jetzt nach Hause gehe oder?" antworte ich ihr in einem gespielten fröhlichen Ton.

"Aber natürlich, Tyler du kannst dann ja etwas mit mir und meinen Freundinnen machen, wenn Klea jetzt geht." Wandte sie sich an Tyler. Dieser jedoch schaut mich hilfesuchend an und ich denke ich sollte ihm helfen, denn den Rest des Tages mit Isalie und ihrem Gefolge zu verbringen wäre echt eine Höchststrafe.

"Eigentlich Isalie wollte Tyler mich nach Hause bringen, deshalb gehen wir jetzt. Tschüss." Schnell schnappe ich mir Tylers Arm und ziehe ihn noch, bevor Isalie noch etwas sagen kann mit zu meinem versteckten Motorrad. Nachdem wir auch sein Motorrad geholt haben, fahren wir zu mir nach Hause und verabschieden wir uns.

Als Tyler dann wieder wegfährt, gehe ich direkt in mein Zimmer und lege mich auf mein Bett und lasse den Tag nochmal Revue passieren.

Tyler hat es tatsächlich geschafft mich abzulenken, weswegen ich heute nicht komplett am Boden war. Dafür hat er echt was gut bei mir. Kyle hatte recht, Tyler ist nicht immer ein Idiot, man muss ihm nur eine Chance geben und genau das werde ich jetzt tun. Tyler eine Chance geben, vielleicht werden wir ja mal Freunde.

All is coming backWo Geschichten leben. Entdecke jetzt