Kapitel 36

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Niemand kann sich auch nur ansatzweise vorstellen, wie nervös ich gerade bin. Diese Nacht konnte ich nicht schlafen, weil ich die ganze Zeit daran denken musste, dass ich heute den Rest meiner Familie kennenlernen werde, meine Tanten, Onkel, Cousinen und Cousins und meine Großeltern. Alle würden ich heute zum ersten Mal nach Jahren wiedersehen und ich kann mich an keine einzige Person davon erinnern.

Als ich dann doch noch eingeschlafen bin, habe so tief geschlafen, dass ich meinen Wecker nicht gehört habe und erst aufgewacht bin, als Noah mich angerufen hat. Mit anderen Worten, ich habe total verschlafen.

Noah, Jayden, Claire und die anderen sind schon alle bei Kyle und Tyler zu Hause zusammen mit meiner Familie und ich liege gerade auf dem Boden, nicht etwa, weil ich ihn so gemütlich finde, nein ich bin in meiner Hektik von meinem Bett aufgesprungen und habe dummerweise nicht bemerkt, dass sich meine Beine in der Bettdecke verfangen hatten.

Super, das gibt bestimmt einen blauen Fleck, aber ich habe keine Zeit mir noch weitere Gedanken darüber zu machen. Zum Glück habe ich mich gestern Abend schon geduscht und mir mein Kleid für heute bereitgelegt. Jetzt muss ich nur noch schnell Zähne putzen, mich dann anziehen, anders herum geht es nicht, weil ich mich bei meinem Glück heute noch mit Zahnpasta eingesaut hätte und mich noch mit Wimperntusche schminken.

Das geschafft, gehe ich schnell in die Küche, wo schon ein Teller mit essen für mich steht und meine Mum, die mich belustigt ansieht.

"Ich habe mir schon gedacht, dass du verschläfst und habe dir deshalb schon ein Frühstück gemacht. Ich hab dich lieb, hab gleich viel Spaß und verhalte dich so wie immer ach und pass gleich auf, wenn du Auto fährst, ich möchte mein Auto gerne heil wiederhaben." damit verschwindet meine Mum auch schon aus der Küche ohne sich meine Antwort anzuhören, wie zum Beispiel, warum sie mich nicht einfach geweckt hat.

Alles schnell aufgegessen rufe ich noch schnell ein Tschüss durchs Haus, bevor ich mir Mums Autoschlüssel nehme und in ihr Auto setze. Ach ja, ich habe letzten Monat meine Führerscheinprüfung mit Bravour bestanden, deshalb verstehe ich auch nicht, wieso Mum denkt, ihr Auto könnte kaputt gehen.

Egal, jetzt muss ich mich aufs fahren konzentrieren und schnell zum Haus meiner Familie kommen. Tyler, Claire und Jayden habe ich noch schnell geschrieben, dass ich jetzt losgefahren bin, damit sie wissen, wann ich ungefähr bei ihnen bin.

Nach der Hälfte der Fahrt, also nach ungefähr sieben Minuten, habe ich irgendwie ein komisches Gefühl in mir und denke, dass ich verfolgt werde. Okay Klea, du darfst jetzt nicht paranoid werden, alles ist gut. Aber nach weiteren drei Minuten, ist das Auto immer noch hinter mir. Klar es könnte sein, dass es einfach nur in die gleiche Richtung muss, aber da ich einen kleinen Umweg fahren muss, ist das schon alles sehr gruselig. Das schlimmste ist aber, dass die Straße auf der ich gerade bin eine kleine Landstraße ist und hier kaum Autos fahren.

Gerade will ich mein Handy nehmen und Tyler anrufen auch, wenn man das am Steuer nicht darf, was mir im übrigen gerade scheißegal ist, bekomme ich eine Nachricht von Unbekannt. James. Das ist doch alles kein Zufall mehr. Ich will endlich ankommen!

Klea, Klea, Klea, hat dein Dad dir denn nie gesagt, dass man am Steuer nicht ans Handy darf? Das war aber nicht sehr klug von ihm, denn so passieren schnell Unfälle. Aber das ist jetzt nicht mehr wichtig, denn dein Dad hat viele nicht schlaue Dinge getan und für seine Lügen wirst du jetzt mit der Wahrheit bestraft. ~J

Mein Herz pocht mir bis zum Hals und ich will gerade auf Tylers Kontakt gehen und ihn anrufen, als ich rechts von hellem Licht geblendet werden. Scheinwerfer. Ich will dem Auto noch ausweichen, aber ich bin nicht schnell genug. Das Auto war zu schnell und hat mich von der Straße gedrängt.

Ich bekomme nichts mehr mit, höre nur meine eigenen Schreie und die eines kleinen Mädchens, als sich das Auto zweimal überschlägt und am Ende auf dem Dach liegen bleibt. Die Fensterscheiben sind zersplittert und bohren sich ich in meine Haut, in meine Arme, mein Gesicht und in meinen Bauch. Mein Kopf pocht bis zum Umfallen, weil er hart gegen das Lenkrad geknallt ist, bevor der Airbag eine Chance hat sich zu lösen und hat ihn dann als er rauskam gegen die Kopflehen gedrückt. Meine Sicht verschwimmt und es treten schwarze Punkte in mein Blickfeld, ich höre kaum noch etwas bis auf dieses Rauschen.

Ich suche verzweifelt mein Handy um Hilfe zu rufen und sehe es in der Ablage liegen mit zersprungenem Display liegen. Ich komme kaum dran, weil meine Beine eingeklemmt sind und sich die Scherben bei jeder Bewegung immer tiefer in meine Haut bohren. Diese Schmerzen sind kaum zu ertragen und nur mit viel Mühe komme ich an mein Handy ran. Diese schwarzen Flecken werden immer mehr. Ich kann kaum noch was sehen.

Mit viel Mühe schaffe ich es irgendwie Tyler anzurufen, aber direkt nachdem ich das Tuten höre, fällt mir mein Handy aus der Hand, denn ich habe einfach keine Kraft mehr es zu halten.

Ich sitze immer noch Kopfüber im Auto, als ich auf einmal ein paar Schuhe am Fenster sehen kann. Mit all meiner Kraft bringe ich ein leises Flüstern zustande, aber als ich ein Lachen höre, weiß ich wer diese Person ist und das ich von ihr ganz sicher keine Hilfe bekommen werde.

Ganz leise vernehme ich eine Stimme, aber nicht von der Person vor mir, sondern kommt diese Stimme aus meinem Handy, bis die Person die Stimme mit ihren Worten übertönt.

"Dieses Mal gibt es keine Möglichkeit für dich hier herauszukommen kleine Klea, dein Daddy kann nicht wieder eine Lüge für dich erfinden, denn bis dich jemand hier findet, bist du schon längst verblutet. Dieses Mal wirst du nicht überleben und dein Vater wird dafür leiden, dass ich wegen ihm im Gefängnis hocken musste." Sagt James mit einem bösartigen Grinsen im Gesicht, als er sich zu mir herunter gehockt hat.

"Sie werden dich finden, auch wenn ich tot bin und dich wieder ins Gefängnis stecken." flüstre ich unter großer Mühe zu ihm, woraufhin er noch lauter lacht.

Es wird immer anstrengender wach zu bleiben, die schwarzen Punkte werde immer mehr und das rauschen immer lauter, aber ich muss wach bleiben, zumindest bis er weg ist, diese Genugtuung, vor ihm das Bewusstsein zu verlieren, werde ich ihm nicht geben.

"Wir werden es ja sehen, obwohl nein, du nicht mehr, denn du wirst gleich sterben und ich dann das Land verlassen. Ich habe jetzt schließloch meine Rache bekommen."

Mit diesen Worten steht er auf uns geht davon.

Er hat Recht. James hat Recht, ich werde streben und nicht wissen was passieren wird.

Wenigstens habe ich noch herausgefunden wer meine leibliche Familie ist. Ich hoffe sie wissen, was sie mir bedeuten, wenn sie mich tot auffinden.

"Ich liebe euch." hauche ich noch.

Bevor mich die Dunkelhit nun doch komplett bei sich aufnimmt, sehe ich noch drei kleine Kinder, zwei Jungs und ein Mädchen auf einer Wiese und eines wurde mir in den letzten Sekunden meines Lebens wiedergegeben. Meine Erinnerungen. Lächelnd gebe ich mich nun doch der Dunkelheit hin.

All is coming backWhere stories live. Discover now