Kapitel Achtzehn, Alecia

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Liebe LeserInnen,

Es ist vielleicht ein wenig überraschend, dass in einem solchen Buch eine Triggerwarnung gesetzt wird, aber ich wollte einfach auf Nummer sicher gehen. Dieses und die nächsten Kapitel thematisieren Suizid und wenn ihr damit nicht umgehen könnt, dann lest bitte bei Kapitel Einundzwanzig weiter. Schreibt mir dann einfach eine PN oder einen Kommentar und ich fasse euch zusammen, was passiert ist. Ich möchte euch mit diesem Buch nicht schaden.

Alles Liebe,

Julie aka 100Memoriae 

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Ein paar Tage verstrichen, ohne dass sich nennenswert etwas änderte. Mit Freyas Hilfe per Telefon bekamen wir die meisten Lieder wieder zusammen, und DJ baute Sheenas Computer zu einem Aufnahmegerät um. Nur Julica fehlte. Keiner von uns konnte rappen, geschweige denn wirklich singen. Letzteres wäre Freyas Job gewesen, aber auch sie war nicht hier.

C schottete sich komplett ab, weigerte sich, sich an irgendetwas zu beteiligen. In meinem Kopf nannte ich ihn noch immer C, denn so hatte er sich mir vorgestellt, auch wenn er nichts mehr mit dem schrillen, witzigen Typen, den ich damals kennengelernt hatte, gemeinsam hatte. Er sprach ganze Tage lang nicht, aß nur wenn Sheena ihn dazu überredete. Ich machte mir Sorgen um ihn, aber irgendwann begannen meine Gedanken wieder, sich um andere Dinge zu planen. In weniger als zwei Wochen stand uns eine Rebellion bevor.

Irgendwann schaffte es Freya, unbemerkt zu uns zu gelangen. Sie hatte eine Gitarre dabei, ihre zweite, wie sie sagte, und wir nahmen die Songs auf. Wir variierten die Melodien, sodass aus den Rap-Teilen ein langsamerer Sprechgesang wurde, und feilten an unseren Plänen. Ich dachte, alles wäre gut. Das dachte ich wirklich. Ich dachte, C würde sich wieder einkriegen, wenn wir ihm eine Aufgabe gaben, würde uns helfen und wieder Witze machen und verrückte Ausdrücke verwenden.

Wir versuchten, ihm eine Aufgabe zu geben, aber er wollte nichts tun. Manchmal reagierte er nicht einmal. Es brauchte nur die richtige Aufgabe, sagten wir, und die würden wir finden.

Ich habe das damals wirklich geglaubt. Ich war mir sicher, dass es ihm gar nicht so schlecht gehen konnte, dass sich das nicht wieder regeln würde.

Ich kann euch nur versichern, dass es mir wahnsinnig leid tut. Ich hatte damit gerechnet, dass ich wegen der Rebellion irgendwann Blut an meinen Händen kleben haben würde, aber niemals auf diese Art und Weise. Schon allein diese Zeilen zu verfassen tut weh. Ich vermisse ihn so sehr, dass es wehtut, und ich wünschte wirklich, es wäre anders gekommen.

Aber eine Entschuldigung ist das nicht.

Eines Morgens, als wir das Wohnzimmer betraten, saß C nicht an seinem üblichen Platz. Er starrte nicht die Wand an. Wie sehr ich mir gewünscht hätte, er würde dasitzen und die Wand anstarren und sich weigern, mit uns zu sprechen, denn das wäre besser gewesen als das, was uns erwartete.

Wir riefen nach ihm, und als er nicht antwortete, durchsuchten wir die Wohnung.

Es war Maven, der ihn fand.

Im Badezimmer.

In der Badewanne.

Er wollte mich davon abhalten, das Bad zu betreten, das musst du nicht sehen, Alecia, sagte er, aber ich drängte mich an ihm vorbei.

Ich werde diesen Anblick nie wieder aus dem Kopf bekommen.

C, in der Badewanne, zurückgekrempelte Ärmel, aufgeschlitzte Unterarme. Es blutete immer noch, obwohl sein Blick leer war und er nicht mehr atmete.

Die Welt drehte sich vor meinen Augen. Ein entsetzter Schluchzer entfuhr meiner Kehle, mehr ein Geräusch, das ein Tier gemacht hätte, als eines eines Menschen.

„C", flüsterte ich atemlos. „Cosmo. Warum?"

Er antwortete mir nicht.

„Ich habe etwas gefunden. Lag auf dem Boden." Maven hielt einen Zettel in der Hand, zumindest vermutete ich, dass es Maven war. Es hätte genauso gut ein Wächter sein können. Alles, was ich noch erkannte, waren verschwommene Schemen.

„Es ist ein Brief. Soll ich es vorlesen?"

Ich brachte kaum mehr genug Kraft auf, den Kopf zu schütteln. Ich ließ mich auf den Boden sinken, den Rücken zu C in der Badewanne.

Warum hatte er das getan?

„Lass uns gehen", sagte Maven leise, aber ich wollte nicht gehen. Ich wollte hier bleiben, hier bei C, er war mein Freund und ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld ...

Maven packte mich schließlich unter den Armen und schleifte mich aus dem Bad, während ich weinte und nach Luft schnappte und sich dieser Gedanke immer und immer und immer und immer wieder in meinem Kopf wiederholte.

Ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld, ich war schuld ...



DANCE oder wie man mit einer Rebellion beginntМесто, где живут истории. Откройте их для себя