Epilog - Alecia

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"Bist du fertig?"

"Ja."

Übertrieben feierlich tippe ich das Wort Ende ans Ende meines Dokuments. Als ich hochsehe, merke ich, dass Maven mich anlächelt. 

"Ich kann es nicht erwarten, das alles zu lesen."

"Ach komm." Ich stoße ihn in die Rippen. "Du hast es ja praktisch mit mir zusammen geschrieben, so oft, wie du da deinen Senf dazu gegeben hast."

Er lacht. "Lass uns feiern", sagt er. "Mit Champagner und Musik."

"Was feiern? Dass ich mein Buch endlich beendet habe?"

"Das. Und unseren Sieg. Du hast die ganze Zeit gesagt, du würdest nicht feiern wollen, aber sie würden es so wollen."

Ich muss ihn nicht fragen, um zu wissen, was er mit sie meint: all die Leute, die in der Rebellion ums Leben gekommen sind. 

Die Rebellion. Das, worüber ich soeben ein Buch geschrieben habe. Noch immer habe ich das Gefühl, nicht richtig atmen zu können, wenn ich über die Geschehnisse nachdenke, aber Maven hat recht. Wir haben gewonnen. 

Die Geschichte hat eine gewisse Ironie, denn eigentlich haben wir nur gewonnen, weil die Regierung durch die Rebellion eingesehen hat, dass das Musikverbot schlussendlich nichts gebracht hat. Hunderte von Menschen sind ums Leben gekommen, die meisten von ihnen Rebellen, aber auch einige Wachmänner, die versucht haben, die Rebellen aufzuhalten. Wahrscheinlich waren es genau diese Wachmänner, die die Regierung schlussendlich überzeugt haben. Na ja, und die tausenden Einwohner der Stadt, die sich der Rebellion anschlossen. 

Maven schaltet das Radio ein und zieht mich zu einem improvisierten Walzer an sich. "Wir haben keinen Champagner", sagt er. "Aber wenigstens können wir tanzen."

In einem der Bücher, die ich gerne lese, wäre das jetzt das perfekte romantische Ende. Wir waren so etwas wie eine Badboy-Geschichte - das kluge Mauerblümchen verliebt sich in den mutigen Badboy. Na ja, gut, in solchen Geschichten sterben normalerweise nicht so viele Leute. Und Maven ist alles andere als ein Badboy. Mutig auch nicht wirklich. Höchstens leichtsinnig. Okay, der Vergleich war schlecht. Schlussendlich läuft es darauf heraus, dass wir in keiner Beziehung sind. Wir sind Freunde  - sehr gute Freunde. Ich weiß nicht, wo genau in der Geschichte der Punkt gewesen wäre, an dem wir uns ineinander verlieben, aber wir haben ihn wohl verpasst. 

Kein romantisches Ende also. Nur eine halberfolgreiche Rebellion und Maven, der mich so heftig herumwirbelt, dass ich gegen den Tisch stoße. 

Ich werde keine Rebellionen mehr beginnen. Aber schlussendlich ist das hier wohl ganz in Ordnung. Also abgesehen von den blauen Flecken, die ich hier gerade kriege. Gut, wartet, ich rede über irrelevante Dinge ... egal, ich beende das hier. Also, erneut: Ende. 



DANCE oder wie man mit einer Rebellion beginntWhere stories live. Discover now