05 - Regeneration

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Zögerlich lauschte ich auf einen möglichen Hinterhalt. Ich konnte jedoch nicht mehr, als ein paar leise Gehgeräusche, das Rauschen von Wasser in den Leitungen und ein stark gedämpftes Gemurmel identifizieren. Als ich mich auf dieses stärker konzentrierte stellte ich fest, dass es sich um einen Kinderkanal handeln musste, der ein paar Räume weiter laufen musste.

Als ich mein skeptisches Horchen aufgab und den Blick abwand, trafen meine Augen die von Ruth. Ich zwang mich dazu mich vollkommen auf sie zu konzentrieren. Denn ihr Blick gab mir Sicherheit und die notwendige Ruhe, um mich zu verwandeln.

Vorsichtig richtete ich meinen Oberkörper auf und begab mich unter leisen Schmerzenslauten in eine sitzende Position, bevor ich zurück in meine menschliche Gestalt wechselte. Noch während der Verwandlung rutschte ich soweit zur Tischkante, dass meine Beine herunterbaumeln konnten und nicht, wie bei einer dreijährigen in der Luft baumelten.

Auf der Stelle überkam mich eine Gänsehaut. Es war zwar nicht kalt, aber ohne mein Fell oder jedwede Kleidung war es in diesem Raum eindeutig frisch. Und der kalte Metalltisch unter meinem Hintern tat sein übriges. Allein meine knapp schulterlangen dunkelbraunen Haare waren mir geblieben, um mich dahinter zu verstecken. Sie mussten mich jedoch mittlerweile wie eine Vogelscheuche wirken lassen. Ob ich mir hier wohl irgendwo eine Haarbürste leihen konnte?

"So ein hübsches Ding." Ruths gehauchte Antwort lies mich augenblicklich wieder ins Jetzt zurück schnappen. "Ach ich Trottel hab mich ja noch gar nicht vorgestellt. Wie unhöflich von mir. Ich bin Ruth. Ruth Steiner. Willkommen bei unserer Familie. " Ihre Aussage ließ mir ein zaghaftes Lächeln entweichen, bevor ich zögerlich meine Hand ausstreckte. "Ella. Ella Lee." sagte ich leise und war gezwungen mich einmal zu räuspern. Der Klang meiner Stimme schien sich nach dem Gespräch mit Kira eher verschlechtert, als verbessert zu haben. Die Frau vor mir ignorierte meine ausgestreckte Hand geflissentlich und schien jetzt, wo ich sie nicht mehr mit einem Biss töten konnte, jegliche Vorsicht fallengelassen zu haben. Ohne Vorwarnung zog sie mich mit einem Ruck, den man von so einer Person gar nicht erwarten würde in eine feste Umarmung. Dabei fiel mir auf, dass sie bewusst darauf achtete meiner verletzten Schulter nicht zu nahe zu kommen. Überrumpelt ließ ich es diese kurze Umarmung einfach über mich ergehen, traute mich aber nicht sie zurück zu umarmen. So komplett ohne Kleidung war das einfach irgendwie merkwürdig. Ruth störte das allem Anschein nach nicht weiter. Jedoch schien auch ihr die Gänsehaut auf meinen Armen aufgefallen zu sein, denn als sie mich wieder losließ drehte sie sich eilig zu der Tür hinter sich um und zog einen zweiten langärmligen Kittel vom Haken.

"Hier." Sie reichte mir den linken Ärmel, und hielt ihn so, dass ich ohne viel Mühe mit meinem Arm hineinschlüpfen konnte. "Am besten du lässt den anderen Arm draußen, damit ich auch an deine Schulter komme." meinte sie nachdenklich während sie den Kittel auf der anderen Seite unter meinem verletzten Arm hervorzog und vorne verschloss. Dabei ließ sie die obersten Knöpfe aus, so dass es aussah, als hätte ich meinen Arm durch den Ausschnitt nach vorne aus dem Kittel gesteckt.

"Warte ich sage Noah eben Bescheid, dass er dir etwas zum Anziehen bringt. Dann habt ihr da wo du her kommst bestimmt keine wandelbare Unterwäsche?" Sie betrachtete mich mit ehrlicher Neugier. Ich schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. "Was ist wandelbare Unterwäsche?" "Ach Phil hat sich vollkommen der Wissenschaft verschrieben und hat vor zwei Jahren... oder sind es mittlerweile schon drei?... Auf jeden Fall hat er einen Stoff entwickelt, der sich bei der Verwandlung mit transformiert und somit nicht zerreißt, wie normale Kleidung. Bei Wölfen kommt das ja leider schon mal häufiger vor." Sie verdrehte ihre Augen. "Du weißt ja gar nicht, wie oft ich neue Klamotten für diese Rasselbande kaufen muss." Ich nickte vorsichtig. Von der Impulsivität der Wölfe hatte ich schon einmal gehört, aber das mit der Unterwäsche klang echt merkwürdig. Ich wusste nicht, dass sowas überhaupt möglich war. "Aber warum macht ihr denn dann nicht eure komplette Kleidung aus wandelbarem Material?" Ihre Erzählung hatte mich neugierig gemacht. "Der Stoff lässt sich nicht so leicht herstellen, so dass wir beschlossen haben ihn zunächst einmal für die Produktion von Unterwäsche zu verwenden. Aber ich werde heute Nachmittag mal zusehen, dass ich dir auch welche besorge." Sie strahlte mich zufrieden an und zwinkerte mir einmal kurz verschwörerisch zu, während ich sie nur mit großen Augen ansehen konnte. Sie wollte mir tatsächlich Kleidung schenken von der sie zuvor gerade noch erzählt hat, dass sie schwer zu beschaffen ist?

Black PantherWhere stories live. Discover now