22 - Happy Easter

5.1K 289 78
                                    

Laute Kinderrufe und ein unverständliches Stimmenwirrwarr erfüllten die große Lichtung mitten im Wald. Das ungleichmäßige Knistern des gigantischen Osterfeuers wandelte sich dadurch zu einem beruhigenden Hintergrundgeräusch. Ein wohliges Gefühl ergriff mich und eine Wärme breitete sich in mir aus, die natürlich auch von dem riesigen, brennenden Etwas stammen könnte. Glücklich, aber erschöpft saß ich zusammen mit dem kompletten Wolfsrudel an diesem traditionsgemäß gestapelten Berg aus trockenen Zweigen und sah zu, wie er sich langsam, mehr und mehr in Asche verwandelt, während seine Flammen wie wild durch die Luft züngelten und eine dunkelgraue Rauchwolke in den sich langsam verfärbenden Abendhimmel empor stieg.

Es herrschte eine ausgelassene Stimmung und alle schienen sich zu freuen diesen turbulenten Ostersonntag in Form eines geselligen Beisammenseins am Feuer mit Alkohol, beziehungsweise Stockbrot für die Kinder, beenden zu können. Am Nachmittag war die gigantische Ostereiersuche für die Kleinsten veranstaltet worden, bei der die jungen Wölfe die mit Duftstoffen präparierte Süßigkeiten im gesamten Wolfsrevier erschnüffeln mussten. Auf Nicks Wunsch hin hatte ich ihn begleitet. Dafür war ich beim anschließenden Wettbewerb um die von den Kindern übersehenen Süßigkeiten noch weniger, als ohnehin schon zu gebrauchen. Da half mir auch unser vorheriges "Training" nicht weiter.  Die Tatsache, dass ich mich kurzerhand einfach Noah an die Fersen gehangen hatte, rettete mich jedoch gerade noch so vor einer Blamage. Der Berg an Süßkram, den er fand, reichte gerade so um meine Unfähigkeit ausgleichen. Doch auch wenn ich am Ende mehr ein Hindernis, als eine Hilfe gewesen bin, hatte dieser Tag auch so schon ausgereicht, um mich vollkommen zu erschöpfen.

Hundemüde von diesem kräftezerrenden Tag saß ich angelehnt an eine dieser breiten Holzbänke vor dem Feuer im durch die Hitze trockenen Gras und drehte fast schon übervorsichtig mein Stockbrot am Feuer. Meinen Kopf hatte ich erschöpft an die Beine von Ciel sinken lassen, der links von mir saß, seinen Hintern jedoch im Gegensatz zu mir auf die Sitzgelegenheit verfrachtet hatte. Meine Wangen glühten, von der Wärme der Flammen und ich hörte Luke auf dem Boden rechts von mir leise kichern, weil er sich noch immer prächtig über meine penible Brotbackart amüsierte. Dabei war es sein Brot, dass mittlerweile eher an ein Stück Kohle erinnerte und nicht meins. Lilli saß im Schneidersitz und mit eine mittlerweile türkisen Lockenmähne direkt hinter dem Schwarzhaarigen auf der Bank und unterhielt sich angeregt mit Tias und Valerie seiner etwas jüngeren Schwester, die sich zusammen neben ihr auf dem Holz niedergelassen hatten. Noah, der bis vor kurzem noch hinter mir gesessen hatte, war mit auf einmal, wie von der Tarantel gestochen und mit einem komischen Grinsen im Gesicht aufgesprungen und im Wald Richtung Wohnhaus verschwunden.

„Elli?", umständlich verrenke ich meine Hals und ich höre ihn knacken, als ich endlich Nick erblicke, der etwas verloren und mit seinem langen Stock in der Hand hinter der Bank stand. Nein, er hatte den Spitznamen natürlich immer noch nicht vergessen. Sehr zu Luke's und mittlerweile auch Noah's Belustigung. Ruth und Lilli fanden es einfach nur „Niedlich!", während Phil immer nur grinsend die Augen verdrehte, wenn er den Namen hörte. Und dabei war doch schon über eine Woche vergangen, seitdem er ihn das letzte Mal aufgeschnappt hatte. Menno, der kleine Junge hatte doch auch sonst ein Sieb als Gedächtnis.

Wie aufs Stichwort hörte ich natürlich auch jetzt Luke wieder rechts von mir Lachen, was ihm zum hundertsten Mal an diesem Abend einen gezielten Ellbogenstoß einbrachte. Das Bier in seiner linken Hand schwappte über und der große Kerl neben mir fluchte laut, während ich mich mit einem zufriedenen Grinsen wieder dem kleinen Wuschelkopf vor mir widmete. „Kannst du...kannst du noch einmal gucken?", fragte dieser nun verzweifelt und reckte mir seinen Stock entgegen. Hastig wich ich mit meinem Kopf aus und umging so gerade noch einem ausgestochenen Auge, bevor ich meinen Ast schnell in Ciels Hand drückte und dafür die gefährliche Waffe an mich nahm.

Black PantherWhere stories live. Discover now