13 - Nachtgeflüster

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Unter die Bettdecke gekuschelt, die geradezu nach Noah roch, blieb ich alleine in seinem Zimmer zurück.

Jetzt wo ich eh schon wach war nutzte ich die kurze Zeit, die ich für mich hatte und zog mein leider schon etwas abgenutztes Handy aus der Tasche meiner Schlafanzughose. Ich konnte von Glück sprechen, dass es bei meiner Rangelei mit dem Wolf nicht weiter kaputt gegangen war.

Nervös auf eine Nachricht schaltete ich es an. Als ich das Teil endlich benutzen konnte merkte ich sofort, dass der Akku nicht mehr lange halten würde und das obwohl ich die Nutzung bereits auf Sparflamme heruntergefahren hatte.

Das Nachrichtensymbol ploppte auf und zeigte mir eine kurze Bestätigungsnachricht von Kira. Ich tippte in die Leiste um zu antworten.

'Hey Schwesterherz,' begann ich zu tippen und meine Finger fuhren fast schon von alleine fort. 'Ich hoffe bei dir ist alles in Ordnung. Du fehlst mir unglaublich. Alles hier erinnert mich an dich.
Ich bin erst einmal bei einer Wolfsfamilie untergekommen und sie kümmern sich echt rührend um mich. Morgen wollen sie mit mir Einkaufen fahren und nach einem Job umsehen. Außerdem haben sie mir Angeboten für eine Weile bei ihnen bleiben zu können.
Auch wenn die Hunde etwas komisch sind und es bestimmt noch einige Kommunikationsprobleme geben wird, denke ich, dass ich dieses Angebot annehmen werde.
Vielleicht schaffst du es ja dich morgen von dem Rest loszueisen und wir können telefonieren.
Hab dich lieb und lass dich drücken. Ella'

Eine verlorene Träne rollte mir stumm die Wange runter, als ich auf 'Senden' drückte. Ich war den ganzen Tag so abgelenkt gewesen, dass ich kaum Zeit hatte sie zu vermissen, doch jetzt in der Einsamkeit fühlte es sich fast doppelt so schlimm an. In meinem ganzen hatte ich das Rudel nur wenige mal verlassen. Und auch diese Mal war Kira immer an meiner Seite gewesen. Klar hatte im Rudel auch jeder irgendwie sein eigenes Leben mit seinen eigenen Interessen, aber so lange wie jetzt waren wir dennoch nicht einmal ansatzweise getrennt gewesen. Das längste waren mal 24 h ohne Reden gewesen, als wir uns vor Jahren mal gezofft hatten. Und jetzt? Es waren bereits ganze zwei Tage ohne sie vergangen. Dabei war das ja noch wenig. Die Tatsache, dass diese Anzahl der Tage noch deutlich weiter ansteigen würde, weil ich sehr wahrscheinlich die nächsten Jahre nicht mehr zurück konnte, tat unglaublich weh. Gerade als ich mein Handy wieder ausschalten wollte, fiel mein Blick auf das Bild von Ben und mir im Hintergrund. Kurzerhand änderte ich es in eins von Kira, bevor ich mein Handy endgültig ausschaltete und auf den Nachtisch verfrachtete.

Erst dann bemerkte ich es. Ich hatte Kira geschrieben, dass ich hier bleiben würde. Dabei hatte ich mich doch eigentlich noch gar nicht entschieden. Wollte ich wirklich hier bei den Wölfen bleiben? Als ich so darüber nachdachte merkte ich, dass mein Kopf sich zwar noch unsicher war, aber mein Herz diese Entscheidung schon längst gefällt hatte. Es gefiel mir hier. Es waren alle so nett und zuvorkommend und es würde mir eindeutig eine Chance bieten, die ich mir nicht entgehen lassen durfte. Morgen würde ich Ruth fragen, ob das wirklich für sie in Ordnung ging und, wenn sie zustimmte, würde ich bleiben. Am besten sollte ich ihr anbieten im Haushalt mitzuhelfen oder sollte ich ihr wohl möglich Miete zahlen?

Die Tür ging auf und Noah balancierte mit zwei Tassen in der einen und einer Tube in der anderen Hand in den Raum. Augenblicklich schalteten meine Augen wieder auf Nachtsicht um, um den jungen Mann besser erkennen zu können. Irgendwie war es echt angenehm, dass er zumindest diesen Teil meines Geheimnisses kannte und akzeptierte. So fühlte ich mich in seiner Gegenwart deutlich entspannter. Es war fast so, wie wenn ich mit Kira zusammen war. Ich konnte ein wenig ich selbst sein und brauchte mich nicht zu verstellen. Auch die Tatsache, dass ich bei den Wölfen zum ersten Mal frei in meiner natürlichen Panthergestalt rumlaufen konnte, gefiel mir.

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