06 - Crazy happy family

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Ruth huschte zur Tür und die Haare in ihrem Pferdeschwanz wehten bei ihrem Vorbeigehen in mein Gesicht. Sie rochen nicht schlecht und erinnerten mich irgendwie an den Geruch von Äpfeln. Trotzdem schüttelte ich mich einmal kurz. An der Tür blieb die zierliche Frau stehen und öffnete sie weit, damit ich an ihr vorbei nach draußen treten konnte.

Es war immer noch unglaublich unangenehm meinen verletzten Fuß auf den rutschigen Fliesen aufzusetzen, aber ich wollte diesen Wölfen keine meiner Schwächen zeigen, so dass ich meine Zähne zusammenbiss und versuchte so normal wie möglich zu gehen. Doch ein leichtes Humpeln ließ sich einfach nicht vermeiden.

Der Flur auf den ich trat, bildete einen kompletten Stilbruch zu dem modernen und sterilen Praxiszimmer, aus dem ich gerade kam. Sowohl der Fußboden, als auch die Wände bestanden aus dunklem Eichenholz. Ganz am Ende des Flurs befand sich neben einer steilen Treppe, die mit einem Kindergitter abgesichert wurde, eine kleine Kommode, auf der so viele Bilderrahmen platziert waren, dass man nur einen davon ausversehen berühren musste, um allen andern in voller Dominoday-Manier den Gar auszumachen. Auch die Wände in diesem Flur waren über und über mir Fotos behangen. Auf ein paar der Bilder meinte ich Kinder sehen zu können, die beinahe verrückt in die Kamera grinsten. Mehr konnte ich im Vorbeigehen jedoch nicht erkennen. Und zum Stehenbleiben für eine intensive Betrachtung war ich definitiv nicht mutig genug.

Vorsichtig und ohne wirklich zu wissen, wo ich denn jetzt genau hin musste, lief ich mit meinen nackten Füßen an der Wand des Flurs entlang auf die einzige Lichtquelle in diesem Raum zu. Immer darauf bedacht den uralten, roten Teppich, der mittig auf dem Holzboden lag, nicht zu berühren. Er erweckte nämlich definitiv den Anschein, dass er zu Staub zu zerfallen würde, sobald man ihn nur ausversehen betrat. Gegenüber der Treppe befand sich eine vergleichsweise riesige Eingangstür, die durch ihre vielen Fenster dafür sorgte, das Licht in den sonst eher dunklen Flur strömte. Die Vase mit den Wildblumen auf dem kleines Beistelltischchen neben der Tür sorgte dabei für angenehm süßlichen Duft, der mir bereits entgegen kam, als ich den Flur betreten hatte.

"Na fertig gestaunt oder möchtest du noch eine Führung?" erschrocken zuckte ich zusammen und noch bevor sein Geruch und diese tiefe Stimme in mein Gehirn vordrangen und mich ihn erkennen ließen, hatte ich schon das Gewicht auf mein verletztes Bein verlagert und ihm mit dem Gesunden und etwas Hilfe meine rechten Hand den Boden unter den Füßen weggezogen. "Sag mal was fällt dir eigentlich ein dich einfach so anzuschleichen!" fauchte ich Noah an, der nun links von mir, wie ein Käfer mit dem Rücken auf dem Eichenholz lag. Sein Blick spiegelte Überraschung wider. Doch bereits nach Millisekunden bekam das sorgenlose Grinsen bereits wieder die Überhand, während er mit einer Hand den durch seinen Sturz hochgerutschten dunkelrote Pullover wieder runterzog und mir so den zuvor offenbarten Blick auf seinen muskulösen Bauch und einen weißen, den mit schwarzen Wölfen bestickten Bund seiner Boxer versperrte.

Ich richtete mich vollkommen auf und blickte mich nach Ruth um. Konnte sie jedoch nirgendwo entdecken. War sie nicht gerade noch hinter mir gewesen? Sie musste meine Auseinandersetzung mit Noah wohl ausgenutzt haben und in meiner Unaufmerksamkeit einfach an mir vorbei gehuscht sein. Wie zur Bestätigung hörte ich auf einmal ihr verzweifeltes Fluchen aus einem Raum nebenan. Mir blieb jedoch keine Zeit ihrem Ärgernis näher zu lauschen.

"Haha, na hast es wohl nicht so leicht Noah. Unser Kätzchen fährt die Krallen aus." Ein tiefes Lachen ließ mich herumfahren und ich erblickt einen Kerl mit kurzen schwarzen Haaren, der ungefähr auch in meinem und Noahs Alter sein musste und gerade die letzten fünf Stufen der Treppe runter sprang.

Er trug nur schwarze Badeschlappen und eine kurze, Jogginghose im selben Farbton, die ihm tief auf den Hüften hing. Sie ermöglichte so einen direkten Blick auf seine dunkelgrauen Boxershorts, deren weißer Bund, der ebenso wie der von Noahs Shorts, mit rennenden Wölfen verziert war. Ganz im Kontrast zum vielen Schwarz stand sein nackter Oberkörper. Denn trotz des fehlenden T-Shirt war es nicht möglich diesen komplett zu sehen. Vielmehr wurde der größte Teil von einem weißen Verband geziert in den der Typ beinahe Mumien ähnlich einbandagiert war.

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