09 - Wonderwaffle

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Das kleine Café war einfach fantastisch. Das ganze Dorf hier war fantastisch. Aber vielleicht war ich in meinem Leben auch einfach nur viel zu selten aus dem Wald rausgekommen. Mein Verhalten ließ zumindest darauf schließen.

Schon als wir mit dem alten Kombi von Noahs Familie den Wald verlassen hatten, klebte ich wie eine  Gestörte mit geweiteten Augen und geöffneten Mund, ähnlich dieser Putzerfische im Aquarium, an der Fensterscheibe und versuchte auf keinen Fall etwas zu verpassen. Dabei wusste ich Noahs leises Lachen hinter mir geflissentlich zu ignorieren. Zudem spielte der Wolf brav den Touristenführer und zeigte mir zum Beispiel seine Schule, an der er dieses Jahr seinen Abschluss machte, das Labor seines Vaters oder interessante Geschäfte.

Das Café hingegen hätte ich von außen fast gar nicht als ein solches erkannt. Allein ein unauffälliges Schild, das in verschnörkelter Schrift und mit etwas Mühe den Namen Alis Café vermuten ließ, wies überhaupt darauf hin, dass dieses kleine, unscheinbare Gebäude eine Seitengasse von der Innenstadt entfernt wirklich der Öffentlichkeit zugänglich war.

Dafür war Alis Café  von Innen umso beeindruckender. Schon direkt beim Betreten fühlte ich mich augenblicklich an Zuhause zurück erinnert. An unser viel zu kleines Wohnzimmer mit den viel zu vielen Möbeln, die stilistisch einfach nicht zusammen passen wollten. Das kleine Café war quasi unser Wohnzimmer nur in ein wenig größer und mit ein wenig mehr Lichterketten. Es bestand aus vielen, auf den ersten Blick nicht einsehbaren Nischen und Ecken. Die unterschiedlichsten Sitzmöbel von Sesseln bis hin zu Sitzsäcken mit den verschiedensten Farben und Texturen waren über den ganzen Raum verteilt und ähnlich des Sofas im Wohnzimmer der Wolfsfamilie mit Kissen in allen möglichen Stoffen und Farben bestückt. Zusätzlich wurde dieses gemütliche Ambiente noch durch die unzähligen Lichterketten und Bildern von fernen Orten verstärkt, die an den robusten Holzwänden und von der ein wenig zu niedrigen Decke hingen verstärkt. Kira würde es hier sowas von gefallen.

Als ich nach fünf Minuten, noch immer den Eingang blockierte und mit riesigen Augen versuchte so viele Eindrücke, wie nur möglich, in mich aufzusaugen, fiel mein Blick auf ein kleines dunkelgrünes Sofa mit unglaublich flauschigen, goldenen Kissen und einer so großen Sitzfläche, dass meine Beine, ähnlich einem Kleinkind nicht den Boden berühren würden sobald ich mich anlehnte. Das Sofa stand ganz hinten links in einer Nische des Cafés, so dass man es nur sehr schwer vom Eingang aus erkennen konnte. Doch das was ich sah war perfekt.

Aufgeregt griff ich nach Noahs Arm und schliff ihn mit schnellem Schritt durch die verschiedenen Sitzgruppen. Der Wolf hatte seit der Autofahrt noch immer nicht zu lachen aufgehört und versuchte dennoch mühsam bei meiner Geschwindigkeit und seiner Größe nichts umzustoßen.

Erst vor meinem Sofa angekommen ließ ich ihn wieder los und schmiss mich Schwung auf die Sitzfläche. Dann striff mir die sowieso zu engen Schuhe von den Füßen und kuschelte mich mit einem Schneidersitz in die Kissen. Wieder musste ich an Kira denken. Und daran wie sehr ich diesen Moment gerade gerne mit ihr geteilt hätte. Direkt war das flaue Gefühl im Magen zurück.

"Ich wusste doch, dass es dir hier gefallen wird." grinste Noah überheblich, bevor er sich neben mich fallen ließ. Ich versuchte die Wehmut, die mich plötzlich ergriffen hatte, zu verdrängt und mich wieder auf das hier und jetzt zu konzentrieren.

"Noah Steiner, dich hab ich ja schon eine Ewigkeit nicht mehr hier gesehen. Was treibt dich zu uns? Ach und hi, dich kenn ich ja noch nicht?" Ein Mädchen, das so um die zwanzig sein musste, trat lächelnd an unseren Tisch und musterte mich mit ihren großen, runden Augen ausgiebig.  Auch ich ließ schüchtern meinen Blick über sie wandern. Sie war der erste Nicht-Wandler den ich je direkt getroffen hatte. Die junge Frau trug eine dunkelgraue Schürze mit dem Schriftzug des Cafés und hatte ihr feuerrotes Haar in einem großen Dutt auf ihrem Kopf zusammengesteckt, so dass Sommersprossen, die ihr Gesicht frech aber feminin wirken ließen, noch besser zur Geltung kamen.

Black PantherWhere stories live. Discover now